19.10.2024
Fußball: DFB-Frauen zeigen Schwung und sichern Olympia-Platz

Fußball: DFB-Frauen mit vier Toren und Schwung zu Olympia

Nach dem Ausrutscher in Island berappelt sich das deutsche Frauen-Team gegen Österreich. Große Sorge bereitet allerdings die verletzt ausgewechselte Lena Oberdorf.

«Völlig losgelöst»-Gesänge beim letzten Olympia-Test - aber große Sorge um Lena Oberdorf: Mit einem versöhnlichen und schwungvollen Auftritt haben sich die deutschen Fußballerinnen zu den Olympischen Spielen verabschiedet. 43.953 Zuschauer im ausverkauften Stadion von Hannover feierten das Team von Bundestrainer Horst Hrubesch beim 4:0 (2:0) im letzten Härtetest gegen Österreich. Neun Tage vor dem ersten Gruppenspiel gegen Australien zeigten die DFB-Frauen ein völlig anderes Gesicht als zuletzt beim 0:3 in Island und machten Hoffnung auf einen Coup in Paris.

Allerdings musste die so wichtige Lena Oberdorf mit einer offenbar schwereren Knieverletzung vom Platz. «Sie hat vor Schmerzen geschrien», berichtete Abwehrspielerin Kathrin Hendrich. Es würde der Mannschaft «verdammt wehtun», wenn sie für Olympia ausfallen sollte, sagte Hrubesch. «Sie war ein wichtiger Faktor bei uns im Spiel. Ich hoffe, dass es nicht so schlimm ist. Warten wir mal ab», sagte der Bundestrainer und kündigte eingehende medizinische Untersuchungen an.

Klara Bühl sorgte zum Abschluss der EM-Qualifikation für die frühe Führung (11. Minute) und traf auch in der Nachspielzeit zum 4:0 (90.+3). Die weiteren Tore erzielten Jule Brand (39.) und Lea Schüller (52.). Die Gastgeberinnen spielten ohne Kapitänin Alexandra Popp, die nach einer Fußreizung ebenso geschont wurde wie ihre Wolfsburger Vereinskollegin Marina Hegering.

«Für mich ging es darum, dass wir zeigen, was wir können und dass wir ein anderes Gesicht haben als es in Island gewesen ist», sagte Hrubesch in der ARD, nachdem er mit seinen Spielerinnen vor den begeisterten Zuschauern gefeiert hatte. «Ich freue mich riesig, dass wir so eine Kulisse haben.»

Für die Europameisterschaft 2025 in der Schweiz hatten sich die deutschen Frauen längst qualifiziert und konnten sich so weiter für die Sommerspiele empfehlen. Schon zur Halbzeit sangen die Fans zu Peter Schillings «Major Tom (Völlig losgelöst)» wie bei der Männer-EM.

Beim olympischen Turnier trifft die deutsche Auswahl nach der Partie gegen Australien am 25. Juli dann auf Rekord-Weltmeister USA am 28. Juli ebenfalls in Marseille und auf Sambia am 31. Juli in Saint-Étienne. Hrubesch hat mehrfach betont, dass sein Team um die Medaillen mitspielen wolle. 2016 in Rio de Janeiro holten Popp und Co. Gold. «Was für uns wichtig war, ist, dass wir ein positives Ergebnis mitnehmen», sagte Hrubesch. Man hätte das Ergebnis noch deutlicher gestalten können.

Frohms muss um Platz im Tor fürchten

Mit der Aufstellung spitzte Hrubesch den Konkurrenzkampf auf der Torhüterposition weiter zu: Die Wolfsburgerin Merle Frohms, bei der EM 2022 und WM 2023 unangefochtene Stammkeeperin, saß nur auf der Bank. Zwischen den Pfosten stand Ann-Katrin Berger vom US-Club NJ/NY Gotham FC. «Wenn beide Länderspiele durch sind, werden wir entscheiden, was wir machen», hatte Hrubesch zuvor angekündigt.

Frohms hatte über Jahre hinweg überzeugt, Patzer wie zum 0:1 in Island vor vier Tagen kannte man von ihr eigentlich nicht. Bei Olympia könnte nun Berger zur Nummer eins aufsteigen. Die 33-Jährige hatte mit den wenigen Herausforderungen gegen die Österreicherinnen keine Mühe - und gab mit einem weiten Ball sogar die Vorlage zum 2:0. Brand machte in der Situation das, was Hrubesch oft von ihr gefordert hatte: Die schnelle Außenstürmerin suchte den Abschluss und traf.

Schreck mit Lena Oberdorf

Die zuletzt gelbgesperrte Lena Oberdorf gab ihrem Team zunächst wie gewohnt Struktur und Sicherheit. Im Gegensatz zu manch anderen Begegnungen zeigte sie sich stark und sicher.

Huth und Leupolz vom DFB verabschiedet

Beim letzten Spiel vor Olympia würdigt der DFB in Hannover zwei Spielerinnen, die schon einmal Gold geholt haben. Für beide geht es aber im Verein weiter.

Svenja Huth (Foto) und Melanie Leupolz, 2016 in Rio de Janeiro Olympiasiegerinnen mit dem deutschen Fußball-Nationalteam, sind vom DFB offiziell verabschiedet worden. Über 40.000 Zuschauer applaudierten den beiden Ex-Nationalspielerinnen vor dem EM-Qualifikationsspiel gegen Österreich in Hannover.

Die 33 Jahre alte Huth bestritt 88 Länderspiele und war im März zurückgetreten. Leupolz machte schon im vergangenen Jahr nach 79 Partien für die DFB-Frauen Schluss. Sie waren 2013 auch Europameisterinnen. Von DFB-Präsident Präsident Bernd Neuendorf, Sportdirektorin Nia Künzer und Vizepräsidentin Sabine Mammitzsch gab es Blumen und ein großformatiges Foto für das Duo.

Beide spielen aber noch weiter für ihre Vereine: Leupolz war kürzlich vom FC Chelsea zu Real Madrid gewechselt, Huth steht noch beim VfL Wolfsburg unter Vertrag. Leupolz war im vergangenen Jahr bei der WM in Australien und Neuseeland die einzige Mutter im deutschen Kader. Huths Ehefrau brachte im September einen Sohn zur Welt.

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