19.10.2024
Kulturelle Spannungen zwischen Iran und Deutschland eskalieren

Nach IZH-Schließung: Iran schließt zwei deutsche Bildungs- und Kulturzentren

Die Schließung des Deutschen Sprachinstituts in Teheran durch die iranischen Behörden hat international für Aufsehen gesorgt. Diese Maßnahme folgt auf die Schließung des Islamischen Zentrums Hamburg (IZH), die von der deutschen Regierung im Juli 2024 beschlossen wurde. Die iranische Regierung hat die Schließung des Sprachinstituts als Reaktion auf die deutschen Maßnahmen interpretiert und spricht von „illegalen Aktivitäten“ und „Finanzbetrug“ als Begründung für ihr Vorgehen.

Das Deutsche Sprachinstitut Teheran (DSIT) wurde 1995 von der Deutschen Botschaft gegründet und bietet Sprachkurse sowie Fortbildungsseminare an. Derzeit beschäftigt das Institut 85 Lehrkräfte und hat sich als ein wichtiger Ort für den kulturellen Austausch etabliert. Die Schließung des Instituts hat bei vielen iranischen Studierenden Besorgnis ausgelöst, da sie befürchten, ihre Prüfungen für Arbeitsvisa in Deutschland nicht ablegen zu können. Die Situation wird durch die Tatsache verschärft, dass die Bundesregierung alle deutschen Staatsangehörigen aufgefordert hat, Iran zu verlassen, was die Lage für die Lehrkräfte und Studierenden zusätzlich belastet.

Die iranischen Behörden haben die Schließung des Sprachinstituts als Teil einer breiteren Reaktion auf die Schließung des IZH dargestellt. Das IZH wurde als „bedeutendes Propagandazentrum Irans in Europa“ bezeichnet, und die Schließung wurde von der deutschen Innenministerin Nancy Faeser mit der Verbreitung extremistischer Ideologien in Verbindung gebracht. Diese Entwicklungen haben zu einer weiteren Verschärfung der diplomatischen Beziehungen zwischen Iran und Deutschland geführt, die bereits durch die Inhaftierung mehrerer deutscher Staatsangehöriger im Iran belastet sind.

Das Auswärtige Amt in Deutschland hat die Schließung des DSIT verurteilt und den iranischen Botschafter einbestellt. Die deutsche Regierung fordert die iranische Regierung auf, den Lehrbetrieb sofort wieder aufzunehmen. Der Sprecher des Auswärtigen Amts betonte, dass der Sprachaustausch eine Grundlage für gegenseitiges Verständnis sei und dass das Institut ein beliebter und anerkannter Ort der Begegnung darstelle.

Die Schließung des Sprachinstituts ist nicht nur ein isolierter Vorfall, sondern Teil eines größeren Musters von Spannungen zwischen den beiden Ländern. In den letzten Jahren gab es immer wieder diplomatische Konflikte, die häufig mit der Inhaftierung deutscher Staatsbürger im Iran in Zusammenhang stehen. Kritiker werfen der iranischen Regierung vor, ausländische Staatsbürger als politische Geiseln zu benutzen, während der Iran diese Vorwürfe zurückweist und die Festnahmen meist mit Spionagevorwürfen begründet.

Zusätzlich zur Schließung des DSIT gibt es Berichte über Ermittlungen gegen weitere deutsche Einrichtungen im Iran. Die iranischen Behörden haben erklärt, dass es auch gegen andere Institutionen, die mit Deutschland verbunden sind, rechtliche Schritte geben könnte. Dies deutet darauf hin, dass die Spannungen zwischen den beiden Ländern möglicherweise weiter zunehmen könnten.

In sozialen Medien haben viele Schüler des Sprachinstituts ihre Besorgnis über die Schließung geäußert. Einige berichteten von despektierlichen Äußerungen der Sicherheitskräfte während der Razzia und der Zerstörung von Schildern, die das Institut repräsentierten. Diese Vorfälle werfen Fragen über die Behandlung von Bildungseinrichtungen und den Zugang zu Bildung im Iran auf.

Die Schließung des Deutschen Sprachinstituts in Teheran und die damit verbundenen politischen Spannungen sind ein weiteres Kapitel in der komplexen Beziehung zwischen Iran und Deutschland. Während die deutsche Regierung weiterhin versucht, ihre Bürger zu schützen und diplomatische Kanäle offen zu halten, bleibt abzuwarten, wie die iranische Regierung auf diese Entwicklungen reagieren wird und ob es zu einer Deeskalation der Situation kommen kann.

Die internationale Gemeinschaft wird die Entwicklungen weiterhin aufmerksam beobachten, da sie Auswirkungen auf den kulturellen Austausch und die diplomatischen Beziehungen zwischen den Ländern haben könnten.

Quellen: F.A.Z., Tagesschau, Der Standard, NZZ, Stern, Zeit Online

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