Die Dokumentation „Machen wir unsere Demokratie kaputt?“ von Jessy Wellmer, die am 26. August 2024 in der ARD ausgestrahlt wird, wirft einen kritischen Blick auf den Zustand der Demokratie in Deutschland, insbesondere im Kontext der bevorstehenden Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen. Die zentrale Frage, die sich durch den Film zieht, ist, ob die Bürger selbst zur Erosion der demokratischen Werte beitragen und was die Ursachen für die zunehmende Skepsis gegenüber den demokratischen Institutionen sind.
Die Dokumentation ist in einem typischen ARD-Stil aufgebaut: Eine Reporterin reist durch verschiedene Regionen, spricht mit Bürgern, Politikern und Wissenschaftlern, um ein umfassendes Bild der aktuellen Stimmungslage zu zeichnen. Wellmer konzentriert sich dabei vor allem auf die ostdeutschen Bundesländer, wo die politischen Spannungen und die Unzufriedenheit mit den bestehenden Verhältnissen besonders stark ausgeprägt sind.
Die Auswahl der Gesprächspartner ist vielfältig, umfasst jedoch vor allem ostdeutsche Lokalpolitiker und Bürger, die ihre Meinungen und Erfahrungen teilen. Die Zuschauer hören von den Herausforderungen, mit denen sich die Menschen in diesen Regionen konfrontiert sehen. Kritiker der Regierung, insbesondere aus dem rechten Spektrum, äußern ihre Empörung über die politische Elite und die Medien, die ihrer Meinung nach nicht ausgewogen berichten. Ein Wissenschaftler erklärt, dass die Parteien im Osten weniger verwurzelt seien und die Menschen die Demokratie nicht lange genug erfahren hätten, um ein stabiles Vertrauen in die Institutionen zu entwickeln.
Die Doku gewinnt an Tiefe durch die Stimmen von vier prominenten Persönlichkeiten: Dirk Neubauer, Landrat von Mittelsachsen, der ehemalige Biathlet Erik Lesser, der Kabarettist Dieter Nuhr und die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker. Diese Personen bringen unterschiedliche Perspektiven und Erfahrungen in die Diskussion ein.
Henriette Reker erzählt von ihrem beinahe tödlichen Angriff im Jahr 2015 durch einen Rechtsextremisten, der sie mit einem Messer verletzte. Ihre Erfahrungen verdeutlichen die Gefahren, denen Politiker in der heutigen Zeit ausgesetzt sind. Reker beschreibt, wie solche Angriffe das politische Klima beeinflussen und dazu führen, dass weniger Menschen bereit sind, sich politisch zu engagieren.
Dirk Neubauer berichtet emotional von den Drohungen, die er erhält, und von dem Druck, der auf ihm lastet. Er schildert, wie er zunehmend zur Aufgabe gezwungen wird und fragt sich, woher das falsche Verständnis von Demokratie kommt, das viele Bürger in seinem Wahlkreis haben. Neubauer betont, dass Demokratie nicht bedeutet, dass der Gewählte allein die Probleme lösen soll, sondern dass es eine gemeinsame Verantwortung gibt.
In Gesprächen mit Erik Lesser und Dieter Nuhr wird das Thema Meinungsfreiheit angesprochen. Lesser äußert, dass viele Menschen das Gefühl haben, ihre Meinungen nicht mehr frei äußern zu können, insbesondere in Bezug auf die Migrationspolitik. Nuhr hingegen kritisiert das Klima der Intoleranz, das sowohl von links als auch von rechts ausgeht. Er betont die Notwendigkeit, andere Meinungen zu respektieren und in den Dialog zu treten, anstatt sich in ideologischen Gräben zu verschanzen.
Die Dokumentation wird durch eine eigens in Auftrag gegebene Umfrage ergänzt, die die Meinungen der Deutschen zur Demokratie erfasst. Diese Umfrage zeigt, dass ein erheblicher Teil der Bevölkerung an der Funktionsfähigkeit der demokratischen Institutionen zweifelt. Die Ergebnisse verdeutlichen die weit verbreitete Unzufriedenheit und die Sorge über die politische Entwicklung in Deutschland.
Abschließend lässt sich sagen, dass „Machen wir unsere Demokratie kaputt?“ eine vielschichtige Auseinandersetzung mit den Herausforderungen der Demokratie in Deutschland darstellt. Jessy Wellmer gelingt es, verschiedene Perspektiven zusammenzubringen und die Komplexität der Thematik zu beleuchten. Die Frage, ob die Demokratie in Gefahr ist, bleibt jedoch unbeantwortet, was die Zuschauer dazu anregt, über ihre eigenen Ansichten und das politische Engagement nachzudenken.
Die Dokumentation wird am 26. August 2024 um 20:15 Uhr in der ARD ausgestrahlt und ist bereits in der ARD Mediathek verfügbar.
Quellen: F.A.Z.
