Am 7. Dezember 2024, nach einer selbstverordneten Pause von über einem Jahr, stand Sir John Eliot Gardiner wieder am Dirigentenpult. In der Hamburger Elbphilharmonie leitete der britische Stardirigent seine neu gegründeten Ensembles, The Constellation Choir und The Constellation Orchestra. Dieses Comeback-Konzert, ursprünglich mit seinen ehemaligen Ensembles, dem Monteverdi Choir und den English Baroque Soloists, geplant, wurde von Presse und Öffentlichkeit, darunter auch die New York Times, mit besonderer Aufmerksamkeit verfolgt, wie der NDR berichtet.
Dem Konzert ging ein turbulenter Tag voraus, wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) berichtet. Nicht nur das Unwetter "Darragh" verursachte eine 45-minütige Verspätung, sondern auch der vorangegangene Ohrfeigenvorfall, der Gardiners Karriere beinahe ein Ende gesetzt hatte, lastete schwer auf der Veranstaltung. Im August 2023 hatte Gardiner einen Sänger geohrfeigt und sich anschließend zurückgezogen, Konzerte abgesagt und eine Therapie begonnen.
Das Hamburger Abendblatt berichtete, dass die wartenden Gäste während der sturmbedingten Verspätung mit kostenlosen Getränken versorgt wurden. Trotz des schwierigen Starts wurde das Konzert mit Werken von Marc-Antoine Charpentier und Johann Sebastian Bach zu einem Erfolg. Das Publikum reagierte begeistert und feierte Gardiner und die Musiker mit stehenden Ovationen.
Gardiner, der in der Vergangenheit für sein Temperament bekannt war, wirkte sichtlich bewegt und dankte dem Publikum auf Deutsch für den herzlichen Empfang. Wie der NDR berichtet, dirigierte er mit großer Intensität und strebte nach kompromissloser Ausdruckskraft, sowohl in Charpentiers Weihnachtsmesse als auch in Bachs Kantaten "Schwingt freudig Euch empor" und "Unser Mund sei voll Lachens". Besonders berührend waren die intimen Momente im Duett von Sopran und Alt, gesungen von Marie Luise Werneburg und Eline Welle.
Die Gründung der neuen Ensembles markiert einen Wendepunkt in Gardiners Laufbahn. Etwa 80 Prozent der Mitglieder von The Constellation Choir and Orchestra stammen aus seinen früheren Ensembles, so der NDR. Die Sopranistin Marie-Luise Werneburg, die zum ersten Mal unter Gardiners Leitung sang, beschrieb die Probenatmosphäre als sehr angenehm und lobte seine Freundlichkeit und Aufmerksamkeit gegenüber den Musikern. Diese positive Stimmung spiegelte sich auch im Konzert wider, das laut NDR zu einem bewegenden Erlebnis wurde.
Gardiner selbst sprach von einem neuen Kapitel, wie die dpa berichtet. Die Elbphilharmonie, die sowohl Gardiners Konzert als auch das eine Woche später stattfindende Konzert des Monteverdi Choir und der English Baroque Soloists unter der Leitung von Christophe Rousset mit demselben Programm anbot, gab Karteninhabern des späteren Konzerts die Möglichkeit, zu Gardiners Auftritt zu wechseln.
Obwohl die Vergangenheit nicht vergessen ist – Gardiners langjährige Konzertmeisterin äußerte gegenüber der Zeit, er solle "nie wieder in der Öffentlichkeit gesehen werden", sollte er sich noch einmal so verhalten – scheint das Hamburger Publikum ihm verziehen zu haben. Das Comeback in der Elbphilharmonie war ein musikalischer Erfolg und ein wichtiger Schritt für Gardiner, verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen.