9.12.2024
La Mesías Familiendrama und religiöser Fanatismus in der Arte Mediathek

Trauma und Fanatismus: Die spanische Serie "La Mesías" in der Arte-Mediathek

Die neue Serie "La Mesías" aus Spanien, verfügbar in der Arte-Mediathek, erzählt die Geschichte von Enric, der mit den Nachwirkungen eines traumatischen Kindheitserlebnisses zu kämpfen hat. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) berichtet, springt die Handlung zwischen verschiedenen Zeitebenen und verwebt Enrics Gegenwart mit Rückblicken in seine Vergangenheit. Der Handlungsort Montserrat, ein spiritueller Berg in Katalonien und Anziehungspunkt für Pilger und Anhänger neureligiöser Bewegungen, bildet den Hintergrund für Enrics Arbeit als Kameraassistent bei einem Filmdreh. In dieser mystisch geprägten Umgebung entfaltet sich seine Geschichte, die laut FAZ zunächst an einen Mysterythriller von David Lynch erinnert, sich dann aber zu einem intensiven Psychodrama entwickelt.

Im Mittelpunkt der Erzählung stehen die Themen Missbrauch, religiöser Fanatismus und die daraus resultierenden tiefen seelischen Verletzungen. Die Serie beleuchtet insbesondere den Einfluss der ultrakatholischen Bewegung Opus Dei auf Enrics Familie. Die FAZ zitiert den Schriftsteller Sergio del Molino, der die Serie als zutiefst verstörend empfand. Gleichzeitig betont die Zeitung, dass die Serienschöpfer Javier Ambrossi und Javier Calvo zwar von einer Sakropop-Gruppe inspiriert wurden, die Geschichte jedoch fiktiv sei. Die Band selbst wies jegliche Missbrauchsvorwürfe zurück.

Lange, intensive Szenen ziehen den Zuschauer tief in Enrics emotionale Welt hinein. Die FAZ hebt besonders die Leistung der Kinderdarsteller hervor, die den jungen Enric und seine Schwester Irene verkörpern. Ihre Darstellung von Einsamkeit gepaart mit bedingungsloser Geschwister- und Mutterliebe sei besonders beeindruckend.

In der Gegenwart ist Enric ein erwachsener Mann am Rande des Zusammenbruchs. Er setzt sich mit seiner Vergangenheit auseinander und sucht den Kontakt zu seiner Schwester, wird jedoch abgewiesen. Parallel dazu entfaltet sich in Rückblenden die Familiengeschichte: Die Mutter, Montserrat, verlässt ihren gewalttätigen Mann und gerät in die Prostitution. Die Kinder werden vernachlässigt, bis der streng religiöse Gärtner Pep, ein Anhänger des Opus Dei, in ihr Leben tritt. Er rettet Montserrat aus der Prostitution, unterwirft sie aber seinen fanatischen religiösen Regeln und isoliert sie mit ihren Kindern auf einem Anwesen. Dort zeugt er weitere Kinder mit ihr, die er vor der Außenwelt versteckt. Montserrat beginnt schließlich, sich selbst als Auserwählte zu sehen – der Serientitel "La Mesías" deutet dies bereits an.

Die FAZ lobt die literarische Qualität des Familiendramas und die detaillierte Charakterzeichnung. Die Serie endet mit Enric, der Trost in den Armen einer spirituellen Guru findet, während seine Schwester einen katholischen Gottesdienst besucht. Dieser Kontrast verdeutlicht die ambivalente Rolle der Spiritualität, die sowohl Ursprung des Traumas als auch Weg zur Heilung sein kann. Die FAZ weist darauf hin, dass die Serie in Spanien eine Diskussion über das Opus Dei ausgelöst hat, die durch päpstliche Reformen, ein Enthüllungsbuch und eine HBO-Dokumentation zusätzlich angefacht wurde.

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