25.10.2024
Generationenwahlkampf in Pennsylvania
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Schlüsselstaat Pennsylvania: Generationenkonflikt im Wahlkampf

Altoona, Pennsylvania – Im Herzen Amerikas, im Bundesstaat Pennsylvania, entscheidet sich das politische Schicksal der USA. Hier, inmitten sanfter Hügel und bescheidener Häuser, prallen Welten aufeinander. Wie die dpa berichtet, lebt in Altoona Judy Wood, 79 Jahre alt, tief im Glauben verwurzelt und geprägt von den Werten der Nachkriegszeit. Ihr Urenkel Bug, 18, steht für eine neue Generation. Kirche ist „nicht sein Ding“, und er identifiziert sich als transsexuell. Trotz ihrer Unterschiede leben die beiden zusammen in Judys kleinem Haus und ringen, wie die Zeit (Zeit Online, 25.10.2024) beschreibt, mit den Herausforderungen der anstehenden Präsidentschaftswahl.

Ein Wahlkämpfer der Demokraten klingelt an Judys Tür, um sie von Kamala Harris zu überzeugen. Doch Judy ist hin- und hergerissen. „Das ist die verwirrendste Wahl, die ich je erlebt habe“, klagt sie. Trump sei ihr zu bombastisch, aber Harris „einfach ein bisschen zu viel“. Die ehemalige Krankenschwester bietet dem Reporter an, später wiederzukommen, wenn auch Bug von der Schule zurück ist.

Unterschiedliche Perspektiven am Küchentisch

In Judys vollgestopftem Bungalow, zwischen Krimskrams und Katzen, entspinnt sich am Küchentisch eine Debatte zwischen den Generationen. Judy, mit einem T-Shirt bedruckt mit „Glaube, Hoffnung, Liebe“, bekennt sich zu ihrem katholischen Glauben und ihrer Skepsis gegenüber Harris' Haltung zur Abtreibung. Trump, so Judy, sei trotz seines Reichtums weniger elitär und spreche die Sprache der einfachen Leute. „Ich habe Trump manchmal in Erwägung gezogen“, gesteht sie.

Bug hingegen, mit Piercings und Kapuzenpulli, kann Trump nicht ausstehen. „Er redet wie ein Kind“, sagt der 18-Jährige und bekennt sich klar zu Harris, obwohl er deren Israelpolitik kritisch sieht.

Altoona: Ein Spiegelbild des amerikanischen Niedergangs

Judy hat den Niedergang Altoonas miterlebt. Einst ein florierender Eisenbahnknotenpunkt, ist die Stadt heute ein Schatten ihrer selbst. Die Hälfte der Bevölkerung ist weggezogen, die einst imposante Kathedrale steht als Mahnmal für vergangene Größe. Pennsylvania, einst industrielles Herz der USA, ist nun ein hart umkämpfter Swing State. Konservative ländliche Gebiete stehen liberalen Städten wie Philadelphia gegenüber. Der Ausgang der Wahl ist ungewiss.

Die Spaltung Amerikas

Die Gespräche der Wahlkämpfer an den Haustüren Altoonas spiegeln die Spaltung des Landes wider. Inflation, Abtreibung, Migration – die Themen sind geladen, die Schuldzuweisungen schnell bei der Hand. Doch selbst in hitzigen Diskussionen blitzt immer wieder Verständnis auf. Ist die „andere Seite“ vielleicht doch nicht so anders?

Ein ungleiches Paar

Zurück am Küchentisch betont Judy, wie sehr sie Bug schätzt, obwohl sie so unterschiedlich sind. Vor vier Jahren zog er zu ihr, zunächst, weil seine Mutter wegzog. Er blieb. „Sie ist ziemlich entspannt“, sagt Bug über Judy. „Wir machen einfach jeder unser Ding.“

Judys Haus erzählt Geschichten. Fotos von Bug als Kind, Familienbilder aus verschiedenen Jahrzehnten, religiöse Sprüche am Kühlschrank. „Meine Welt war ganz anders, als ich aufwuchs“, sagt Judy nachdenklich. „Die Jugend von heute wird ohne Respekt vor Erwachsenen erzogen.“ Sie könne verstehen, warum so viele Menschen Trump wählen, der das Versprechen gibt, Amerika zu alten Werten zurückzuführen.

„Es ist eher so, dass man dir beigebracht hat, Leute zu respektieren, ohne darüber nachzudenken“, entgegnet Bug. „Heute wachsen die Leute mit dem Gedanken auf, andere mit Respekt zu behandeln, wenn sie dich respektieren.“ Judy denkt nach. „Du hast recht“, sagt sie schließlich. „Du hast sehr recht.“

Bugs Kampf um Anerkennung

Als Bug sich als transsexuell outete und seine Lehrer bat, ihn als Jungen anzusprechen, wurde sein Leben schwieriger. Mitschüler mobben ihn, einige Lehrer sträuben sich. „Einmal versuchten ein paar Kinder, die Tür der Jungentoilette einzutreten, als ich drin war“, erzählt Bug. Seine Erfahrungen sind kein Einzelfall. Die Rechte von Transgender-Personen sind in den USA stark umkämpft, ein Thema, das auch Trump für seine Zwecke instrumentalisiert.

Judy ist stolz auf Bug, wie er den Anfeindungen trotzt. Sie nennt ihn noch immer manchmal „Abbi“, ihren alten Mädchennamen, auch wenn sie weiß, dass das falsch ist. „Sie war meine erste Urenkelin“, erklärt sie. „Ich erinnere mich an dieses kleine Mädchen, und jetzt ist sie – dieser große Transsexuelle hier.“ Bug akzeptiert es, solange seine Urgroßmutter ihn ansonsten so sein lässt, wie er ist.

Gemeinsam zum Wahllokal

Am Wahltag gehen Judy und Bug gemeinsam ins Wahllokal. Bugs Entscheidung steht fest, er wählt Harris. Judy hadert noch immer. Trump sei zwar ein Kämpfer, aber nach dem Sturm aufs Kapitol verdiene er keinen Respekt. „Trump sagt die Dinge, wie sie sind“, sagt Judy. „Wie er sie sieht!“, erwidert Bug. „Wie er sie sieht – und wie viele andere Leute in Amerika sie sehen“, sagt Judy. „Aber er ist kein Anführer. Er ist keiner.“ Dann, nach einer kurzen Pause: „Ich werde für sie stimmen.“

Quellen:

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