15.11.2024
Globale Diabetesstudie Zeigt Dramatischen Anstieg Und Ungleiche Versorgung

Diabetes weltweit auf Rekordhoch

Die Zahl der Diabetes-Erkrankungen weltweit hat ein alarmierendes Niveau erreicht. Über 800 Millionen Menschen leiden laut einer aktuellen Studie, die im Fachmagazin „The Lancet“ veröffentlicht wurde, an Diabetes. Wie die FAZ berichtet, wurde die Studie von der NCD Risk Factor Collaboration in Zusammenarbeit mit der WHO durchgeführt und bietet erstmals eine globale Analyse der Diabetes-Verbreitung, die alle Länder der Welt einschließt. Für die Untersuchung wurden Daten von 141 Millionen Menschen aus 1108 Bevölkerungsstudien ausgewertet (FAZ, 15.11.2024).

Besonders besorgniserregend ist die Tatsache, dass über die Hälfte der Betroffenen keinen Zugang zu einer notwendigen Therapie hat. Die Studie zeigt eine Verdopplung der Diabetesfälle zwischen 1990 und 2022, von sieben auf 14 Prozent der Weltbevölkerung. Diabetes mellitus ist eine chronische Stoffwechselerkrankung, die unbehandelt schwerwiegende Folgen haben kann. Sie begünstigt Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Bluthochdruck, Herzinfarkt und Schlaganfall, sowie Nervenerkrankungen und andere Stoffwechselstörungen. Während Typ-1-Diabetes genetisch bedingt ist, entsteht Typ-2-Diabetes durch anhaltend erhöhte Blutzuckerwerte, die häufig durch ungesunde Ernährung, mangelnde Bewegung und Übergewicht verursacht werden.

Die Studie zeigt einen besonders starken Anstieg der Diabetesfälle in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen (LMICs). In Regionen wie den pazifischen und karibischen Inseln, dem Nahen Osten, Nordafrika, Pakistan und Malaysia sind mehr als 25 Prozent der Bevölkerung betroffen. In Ländern mit hohem Einkommen (HICs) führen die USA mit zwölf Prozent Diabetikern die Statistik an. Der Zugang zu effektiven Medikamenten ist in den LMICs stark eingeschränkt. In einigen Ländern Subsahara-Afrikas erhalten nur fünf bis zehn Prozent der Betroffenen eine Therapie, während in Belgien beispielsweise 80 Prozent der Erkrankten behandelt werden. Wie die FAZ weiter ausführt, hat sich die Zahl der Menschen mit unbehandeltem Diabetes seit 1990 um das Dreieinhalbfache auf 445 Millionen im Jahr 2022 erhöht. Die meisten unbehandelten Fälle gibt es in Indien und China, mit insgesamt über 200 Millionen Betroffenen.

Die Autoren der Studie betonen, dass der Anteil der Erkrankten im Vergleich zum Anteil der adäquat Behandelten in den letzten drei Jahrzehnten stetig gestiegen ist. Die stärkste Zunahme an Diabetesfällen wurde in den LMICs verzeichnet, während die größten Fortschritte in der Therapie in den HICs, also in Europa, Nordamerika und Australien, erzielt wurden. Es gibt aber auch positive Entwicklungen: In Japan, Spanien und Frankreich ist die Zahl der an Diabetes erkrankten Frauen zuletzt zurückgegangen. Bei Männern wurde nur in Nauru ein Rückgang der Neuerkrankungen beobachtet. Die niedrigsten Erkrankungsraten wurden in Westeuropa und Ostafrika festgestellt.

Die Studie verdeutlicht auch eine globale Ungleichheit: Während in wohlhabenden Ländern mehr Männer an Diabetes erkranken, sind es in ärmeren Ländern mehr Frauen. Gleichzeitig ist der Zugang zu einer angemessenen Behandlung in diesen Ländern umgekehrt verteilt, sodass den besonders betroffenen Bevölkerungsgruppen weltweit weniger geholfen wird. Die Autoren der Studie fordern daher einen besseren Zugang zu Screening-Tests, geringere Kosten für Medikamente und verstärkte Aufklärungsarbeit, insbesondere in ärmeren Ländern. Als positive Beispiele werden Initiativen gegen HIV und Tuberkulose genannt, die in den letzten Jahren viel bewirkt haben. Die Studie weist jedoch auch methodische Einschränkungen auf: Es wurde nicht zwischen Typ-1- und Typ-2-Diabetes unterschieden, und für 25 Länder lagen keine Daten vor, sodass die Zahlen dort anhand von Nachbarländern geschätzt wurden.

Ähnliche Zahlen werden auch von anderen Medien berichtet. So meldet Der Spiegel (14.11.2024), dass sich die Zahl der Diabetes-Erkrankungen in den letzten drei Jahrzehnten verdoppelt hat, und die tagesschau (23.06.2023) zitiert eine Studie, die eine Verdopplung der Fälle bis 2050 prognostiziert.

Quellen:

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