In Busan, Südkorea, ringt die Weltgemeinschaft um ein Abkommen gegen die zunehmende Plastikverschmutzung. Vertreter von 193 Staaten beraten über einen verbindlichen Vertrag, der den gesamten Lebenszyklus von Plastik – von der Produktion bis zur Entsorgung – regulieren soll. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) berichtet, sind die Hoffnungen groß, die Plastikkrise durch ein solches Abkommen einzudämmen. Die Verhandlungen sind jedoch komplex und von unterschiedlichen Interessen geprägt.
Ein zentraler Streitpunkt ist die Frage nach der Reduktion der Plastikproduktion. Während einige Staaten, darunter auch Deutschland als Teil der High-Ambition-Coalition, eine Begrenzung der Plastikproduktion fordern, sprechen sich andere Länder, vor allem Öl- und Gasförderländer wie Saudi-Arabien, dagegen aus. Sie befürworten laut Tagesschau stattdessen den Fokus auf verbesserte Abfallsammelsysteme und Recycling. Derzeit werden weltweit jährlich rund 400 Millionen Tonnen Plastik produziert, von denen nur etwa zehn Prozent recycelt werden, so die Tagesschau.
Ein weiterer Knackpunkt ist die Regulierung von Chemikalien in der Plastikproduktion. Wie die Meeresbiologin Melanie Bergmann vom Alfred-Wegener-Institut gegenüber dem Science Media Center erklärte, werden derzeit rund 16.000 verschiedene Additive eingesetzt, von denen ein Drittel als gefährlich eingestuft wird. Die Vielzahl an unbekannten Chemikalien erschwert das Recycling und birgt potenzielle Gesundheitsrisiken.
Die Finanzierung der Maßnahmen ist ebenfalls ein entscheidender Faktor. Wie das ZDF berichtet, wird diskutiert, wie die Kosten für Abfallmanagement und den Aufbau von Recyclinginfrastruktur, insbesondere in Entwicklungsländern, gerecht verteilt werden können. Henning Wilts vom Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie bringt im ZDF eine „Plastiksteuer“ ins Spiel, um Alternativen zu Plastik attraktiver zu machen.
Der WWF betont die Notwendigkeit eines umfassenden Abkommens, das weltweite Verbote der schädlichsten Kunststoffe und Chemikalien, verbindliche Anforderungen an das Produktdesign für mehr Kreislaufwirtschaft, die Sicherstellung von Finanzierung für die Umsetzung der Maßnahmen sowie einen Mechanismus zur langfristigen Überprüfung und Anpassung des Abkommens beinhaltet.
Die Verhandlungen in Busan sind die fünfte und voraussichtlich letzte Runde. Ob es gelingt, ein ambitioniertes und wirksames Abkommen zu verabschieden, bleibt abzuwarten. Wie Dr. Melanie Bergmann vom Alfred-Wegener-Institut im ZDF anmerkt, könnte ein Abkommen auch von einer Gruppe ambitionierter Staaten beschlossen und anderen Ländern „über internationale Regularien und Handel sozusagen aufgezwungen“ werden. Eine Vertagung der Verhandlungen in eine weitere Runde ist ebenfalls möglich.
Quellen:
- Frankfurter Allgemeine Zeitung: UN-Kunststoffkonferenz: Gelingt ein Abkommen gegen Plastikverschmutzung? (https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/mehr-wirtschaft/un-kunststoffkonferenz-gelingt-der-welt-ein-abkommen-gegen-plastikverschmutzung-110133661.html)
- Tagesschau: UN-Gipfel in Südkorea: Wie der Plastikmüll weniger werden soll (https://www.tagesschau.de/wissen/klima/un-plastik-gipfel-100.html)
- ZDF: Verhandlungen in Südkorea: Kommen weltweite Regeln gegen Plastikmüll? (https://www.zdf.de/nachrichten/politik/ausland/globales-plastikabkommen-in-sicht-100.html)
- WWF: Globales Abkommen: Schluss mit Plastikmüll in unserer Natur (https://www.wwf.de/themen-projekte/plastik/globales-abkommen)
- Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz: Globales UN-Abkommen gegen Plastikmüll (https://www.bmuv.de/download/globales-un-abkommen-gegen-plastikmuell)
- OceanCare: Showdown in Busan: Weltgemeinschaft ringt um wirksames Abkommen gegen die Plastikverschmutzung (https://www.oceancare.org/stories_and_news/weltgemeinschaft-ringt-um-wirksames-abkommen-gegen-plastikmuell/)
- IfBB Hannover: UN-Abkommen gegen Plastikmüll: Vierte und vorletzte Verhandlungsrunde endete in Kanada (https://www.ifbb-hannover.de/de/nachricht/un-abkommen-gegen-plastikmuell-vierte-und-vorletzte-verhandlungsrunde-endete-in-kanada.html)