25.10.2024
Glücksspiel Weltweit Steigendes Gesundheitsrisiko

Glücksspiel: Ein wachsendes Risiko für die öffentliche Gesundheit

Ein neuer Bericht, veröffentlicht im Fachmagazin The Lancet, schlägt Alarm: Glücksspiel gefährdet die öffentliche Gesundheit weltweit in einem bisher unterschätzten Ausmaß. Eine internationale Expertenkommission aus den Bereichen Glücksspielforschung, öffentliche Gesundheit und globale Gesundheitspolitik kommt zu dem Schluss, dass die Schäden durch Glücksspielsucht weitreichender sind als bislang angenommen. Wie die Zeit am 25. Oktober 2024 berichtete, stellt der Bericht fest, dass Glücksspiel „eine Bedrohung für die öffentliche Gesundheit“ darstellt.

Die Folgen von Glücksspielsucht reichen von körperlichen und psychischen Problemen über erhöhtes Suizidrisiko bis hin zum Verlust von Partnern, Jobs und finanziellem Ruin. Der Bericht betont auch den Zusammenhang zwischen Glücksspielsucht und Kriminalität sowie häuslicher Gewalt. Die internationale Ausbreitung des kommerziellen Glücksspiels, insbesondere durch die Digitalisierung, verschärft die Situation dramatisch. Heather Wardle von der Universität Glasgow, Co-Vorsitzende der Kommission, wird in der Zeit zitiert: „Jeder, der ein Mobiltelefon besitzt, hat heute 24 Stunden am Tag Zugang zu einem Casino in seiner Tasche.“ Besonders Online-Sportwetten und Online-Casinos verzeichnen ein rasantes Wachstum.

Weltweit sind schätzungsweise fast 450 Millionen Menschen von den negativen Auswirkungen des Glücksspiels betroffen, sei es durch Verhaltenssymptome oder persönliche, soziale und gesundheitliche Nachteile. Rund 80 Millionen Menschen leiden unter einer Glücksspielstörung oder problematischem Spielverhalten – eine Zahl, die der Einwohnerzahl Deutschlands entspricht. Auch in Deutschland ist die Situation besorgniserregend. Laut Glücksspielatlas Deutschland 2023 nehmen 30 Prozent der Bevölkerung an Glücksspielen teil. Etwa 1,3 Millionen Menschen haben eine diagnostizierte Glücksspielstörung, weitere 3 Millionen zeigen problematisches Spielverhalten. Jeder 13. Glücksspieler entwickelt durch die Teilnahme an Glücksspielen gesundheitliche, finanzielle oder soziale Probleme. Die Nachfrage nach ambulanten Hilfsangeboten, insbesondere von Online-Glücksspielern, ist in den letzten Jahren stark gestiegen.

Die Expertenkommission sieht die Ursachen für die steigenden Zahlen unter anderem in ausgeklügelten Marketingstrategien und Technologien der Glücksspielindustrie. Viele Produkte seien darauf ausgelegt, zu wiederholtem und längerem Spielen zu animieren, so Wardle. Die Kommission fordert daher ein effektives Regulierungssystem, internationale Zusammenarbeit und eine Behandlung des Glücksspiels als Problem der öffentlichen Gesundheit, vergleichbar mit Alkohol und Tabak. Malcolm Sparrow von der Harvard Kennedy School betont die Notwendigkeit, Glücksspiel ähnlich wie "andere süchtig machende und ungesunde Waren wie Alkohol und Tabak" zu behandeln.

Besonders gefährdet sind Menschen aus benachteiligten sozioökonomischen Gruppen. Länder mit niedrigen und mittleren Einkommen haben oft weniger Möglichkeiten, die Glücksspielindustrie zu regulieren und mit den Folgen umzugehen. Kinder und Jugendliche sind ebenfalls besonders anfällig, da sie regelmäßig mit Glücksspielwerbung konfrontiert werden und Glücksspiele oft in Videospiele integriert sind. Die Kommission fordert daher eine Reduzierung der Verfügbarkeit von Glücksspielen, den Schutz gefährdeter Gruppen, mehr Unterstützung und Behandlungsmöglichkeiten für Süchtige sowie Aufklärungskampagnen über die Gefahren des Glücksspiels.

Quellen:

- Zeit Online: https://www.zeit.de/news/2024-10/25/bericht-gluecksspiel-bedroht-oeffentliche-gesundheit

- Süddeutsche Zeitung (dpa)

- Tagesspiegel

- GEO

- Stern

- Schwarzwälder Bote

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