17.11.2024
Grüne auf dem Prüfstand Zwischen Anspruch und Wirklichkeit
```html

Genialität der Herzen: Zwischen Anspruch und Wirklichkeit

Der Begriff "Genialität der Herzen" erlangte im Kontext des Grünen Bundesparteitags 2024 besondere Bedeutung. Wie Christian Geyer-Hindemith in der F.A.Z. berichtet, war die Abschiedsrede von Ricarda Lang, der scheidenden Bundesvorsitzenden, prägend für den Parteitag. Geyer-Hindemith beschreibt Langs Auftritt als gleichermaßen emotional und analytisch. Ihre Authentizität, die "grünen Herzenswerte", stellten einen starken Kontrast zu manch inszenierter Darstellung anderer Parteimitglieder dar, so Geyer-Hindemith.

Ricarda Lang betonte die Notwendigkeit, die Grünen als Volkspartei zu etablieren und nicht als "Elitenprojekt" wahrgenommen zu werden (F.A.Z.). Die Fokussierung auf "das Land, das Leben, die Menschen" – wie von Franziska Brantner, Langs Nachfolgerin, formuliert – soll eine breitere gesellschaftliche Verankerung schaffen. Geyer-Hindemith merkt in der F.A.Z. an, dass diese Formulierungen zunächst vage bleiben und Raum für Interpretationen bis zum Programmparteitag lassen.

Der F.A.Z.-Artikel zieht einen Vergleich zu Claudia Roths früherem Appell, "knallgrün" zu sein, und merkt an, dass die aktuelle Rhetorik weniger ideologisch aufgeladen wirkt. Geyer-Hindemith bezieht sich auf den Soziologen Helmuth Plessner und dessen Werk "Grenzen der Gemeinschaft", in dem Plessner die inflationäre Verwendung von Begriffen wie "Bruder", "Schwester" und "Gemeinschaft" kritisiert. Diese vermitteln eine "Genialität der Herzen", die oft nur vorgetäuscht sei. Geyer-Hindemith überträgt diese Kritik auf die Rhetorik der Grünen und hinterfragt, ob hinter den großen Worten auch tatsächliche Handlungsabsichten stehen.

Franziska Brantners geschichtsphilosophische Aussagen, wie der "Auftrag unserer Zeit" und das "Drehen am großen Rad des 21. Jahrhunderts" (F.A.Z.), werden von Geyer-Hindemith als Beispiel für dieses hohe Anspruchsdenken genannt. Im Kontrast dazu steht die Konfrontation mit der politischen Realität, wie sie im "Tagesthemen"-Interview mit Jessy Wellmer deutlich wurde. Dort wurde Brantner mit der Skepsis innerhalb der Partei und dem Vertrauensverlust bei jüngeren Wählern konfrontiert, sowie mit dem Image der Grünen als "moralisierende Verbotspartei" (F.A.Z.).

Die "Genialität der Herzen" erscheint somit als ein Spannungsfeld zwischen hohem Anspruch und pragmatischer Politik. Die Grünen stehen vor der Herausforderung, ihre Werte in konkrete politische Lösungen umzusetzen und dabei eine breite gesellschaftliche Akzeptanz zu finden.

Quellen:

```
Weitere
Artikel