Sie ist auf unzähligen Produkten zu finden, von Schreibwaren über Kleidung bis hin zu Flugzeugen: Hello Kitty. Die Geschichte der wohl bekanntesten Katze der Welt begann vor 50 Jahren auf einer kleinen Geldbörse, wie die F.A.Z. berichtet.
1974 suchte die Firma Sanrio in Tokio nach einem Design für ein neues Portemonnaie. Firmenchef Shintarō Tsuji entschied sich für eine Katze, da Katzen neben Hunden und Bären zu den beliebtesten Tieren der Japaner zählten. Einen Bären hatte Sanrio mit Coro Chan, dem ersten eigenen Charakter, bereits im Portfolio. Zudem gab es mit Winnie Puuh und Snoopy bereits zwei sehr beliebte Charaktere, einen Bären und einen Hund.
Die Designerin Yūko Shimizu, selbst ein Fan der Grinsekatze aus „Alice im Wunderland“, entwarf schließlich Hello Kittys ikonisches Aussehen: übergroßer Kopf, Knopfaugen, rote Schleife am linken Ohr, sechs Schnurrhaare und ein seitlich gedrehter Körper. Der fehlende Mund sorgt immer wieder für Diskussionen. Kritiker sehen darin das Ideal einer stillen und unterwürfigen Frau, während Sanrio und Fans den Erfolg gerade auf das ausdruckslose Gesicht zurückführen, welches jedem erlaubt, eigene Gefühle auf Hello Kitty zu projizieren. In diversen Serien, die ihre Abenteuer mit Freunden erzählen, spricht und agiert Hello Kitty trotz fehlendem Mund.
Hello Kittys Welt unterscheidet sich von der unseren. Sie stammt nicht aus Japan, sondern wurde in London geboren, wo sie mit ihrer Familie lebt. Ihr richtiger Name ist Kitty White, und sie bleibt ewig jung. Laut offizieller Biografie geht sie noch zur Schule, hat viele Freunde und ist so groß wie fünf Äpfel. Zu ihren Hobbys zählen Reisen, Musik, Lesen und das Essen der selbstgebackenen Kekse ihrer Zwillingsschwester Mimmy. Am liebsten isst sie jedoch den Apfelkuchen ihrer Mutter.
Im Laufe der Zeit wuchs die Sanrio-Charakterfamilie stetig. Hello Kitty fand nicht nur Freunde wie Kuromi, My Melody und Pompompurin, sondern 1993 auch ihren festen Freund Dear Daniel. Da dessen Vater Fotograf ist und die Familie ständig auf Safari in Afrika ist, sehen sich die beiden selten. Einsam ist Kitty dennoch nicht, denn seit 2004 hat sie ihre eigene Katze Charmmy Kitty.
Trotz der vielen Sanrio-Charaktere erreicht keiner Hello Kittys Popularität. Sie verkörpert die japanische „Kawaii“-Kultur, die Ästhetik des Niedlichen und Unschuldigen. Doch der Erfolg kam nicht über Nacht. Nachdem Designerin Shimizu Sanrio verließ, sank auch Hello Kittys Popularität. Ihre Nachfolgerin Setsuko Yonebuko entwickelte die Marke zwar weiter, doch der große Boom kam erst Mitte der 90er Jahre unter Yūko Yamaguchi, als Mütter, die selbst mit Hello Kitty aufgewachsen waren, die Produkte für ihre Kinder kauften. Neue Designs, geschicktes Marketing und die Ansprache älterer Zielgruppen steigerten die Popularität. Der endgültige Durchbruch gelang 1997, als Popstar Tomomi Kahara sich als Hello-Kitty-Fan outete.
Der Boom schwappte auch ins Ausland über. Hello Kitty wurde als erste fiktionale Figur zur Tourismusbotschafterin Japans ernannt und ist zudem Kinderbotschafterin für UNICEF. In Taiwan ist sie so beliebt, dass eine Geburtsstation mit Hello Kitty dekoriert ist und Krankenschwestern Kittel mit Katzengesicht tragen. Die Fluglinie EVA Air gestaltete mehrere Hello-Kitty-Flugzeuge.
Auch in Japan ist Hello Kittys Popularität ungebrochen. Sanrio eröffnete zwei Freizeitparks, und ein Hochgeschwindigkeitszug ist komplett mit Hello Kitty dekoriert. Der 50. Geburtstag wird mit besonderen Events gefeiert, darunter eine interaktive Ausstellung in Tokio. Fans weltweit können in einer App dank Augmented Reality mit Hello Kitty tanzen.
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