19.10.2024
Herrnhut wird UNESCO-Welterbe und stärkt die regionale Identität
Kulturerbe: Herrnhut gehört zum Welterbe

Kulturerbe: Herrnhut gehört zum Welterbe

Am 28. Juli 2024 wurde die sächsische Kleinstadt Herrnhut von der UNESCO als Teil der Siedlungen der Herrnhuter Brüdergemeine in die Liste des Welterbes aufgenommen. Diese Entscheidung wurde während der 46. Sitzung des UNESCO-Welterbekomitees in Neu-Delhi bekannt gegeben. Mit dieser Auszeichnung reiht sich Herrnhut in die Riege anderer bedeutender Welterbestätten in Sachsen ein, zu denen bereits der Muskauer Park und die Montanregion Erzgebirge zählen.

Feierlichkeiten zur Auszeichnung

Die Ankündigung wurde mit einem Bürgerfest in Herrnhut gefeiert, das zahlreiche Besucher anzog. Unter den Gästen war auch der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer, der die Bedeutung des Erfolges für die Region hervorhob. In einem Beitrag auf der Plattform X betonte er, dass der Erfolg ohne die engagierte Gemeinschaft vor Ort nicht möglich gewesen wäre. Seit 2017 haben sich zahlreiche Akteure dafür eingesetzt, den Welterbetitel zu erlangen, und Kretschmer äußerte sich optimistisch über die zukünftigen Vorteile, die Sachsen aus dieser Anerkennung ziehen kann.

Historische Hintergründe von Herrnhut

Die Geschichte von Herrnhut reicht bis ins Jahr 1722 zurück, als Glaubensflüchtlinge aus Mähren unter der Führung von Graf Nikolaus Ludwig von Zinzendorf den Ort gründeten. Der Name „Herrnhut“ bedeutet „unter des Herrn Hut“ und spiegelt die Schutzfunktion wider, die Zinzendorf den Flüchtlingen bot. Interessanterweise ist das fehlende „d“ im Namen der Brüdergemeine ein Relikt aus der Sprachform der damaligen Zeit, da das Wort „Gemeine“ erst später allgemein gebräuchlich wurde.

Globale Ausstrahlung der Brüdergemeine

Die Herrnhuter Brüdergemeine entwickelte sich schnell zu einer bedeutenden religiösen Bewegung mit globaler Reichweite. Missionare aus Herrnhut trugen nicht nur den Glauben, sondern auch den architektonischen Stil und die Prinzipien des gemeinschaftlichen Lebens in andere Länder. Dies führte zur Gründung weiterer Siedlungen, darunter Christiansfeld in Dänemark, das bereits 2015 als UNESCO-Welterbe anerkannt wurde. Herrnhut ist nun Teil eines transnationalen Antrags, der auch Siedlungen in Bethlehem, Pennsylvania, USA, und Gracehill, Nordirland, umfasst.

Architektur und Lebensweise in Herrnhut

Die Siedlungen der Herrnhuter Brüdergemeine zeichnen sich durch eine schlichte und klare Architektur aus, die auf das gemeinschaftliche Leben, Arbeiten und Glauben fokussiert ist. Die Gestaltung der Siedlungen spiegelt die Ideale der Brüdergemeine wider, die Wert auf Gleichheit und Zusammenhalt legt. Sachsens Staatskanzleichef Conrad Clemens, selbst Angehöriger der Brüdergemeine, erklärte, dass die Architektur der Siedlungen eine Botschaft der Weltoffenheit und des familiären Zusammenhalts transportiere.

Reaktionen auf die Welterbe-Auszeichnung

Die Entscheidung des UNESCO-Komitees wurde mit großer Freude in der Brüdergemeine aufgenommen. Pfarrer Peter Voigt betonte, dass der Titel eine Wertschätzung für die Werte darstellt, für die die Kirche steht. Er unterstrich, dass die Brüdergemeine kein Museum sein wolle, sondern die Traditionen von Herrnhut für die Gegenwart lebendig gestalten möchte. Dies zeigt sich in der aktiven Nutzung der historischen Gebäude und der Förderung des geistlichen Lebens in der Gemeinschaft.

Die Bedeutung des Welterbes für die Region

Die Auszeichnung als UNESCO-Welterbe hat nicht nur kulturelle, sondern auch wirtschaftliche Implikationen für die Region. Mit der Eintragung in die Welterbeliste wird Herrnhut voraussichtlich ein Anlaufpunkt für Touristen aus aller Welt, die sich für die Geschichte und die Werte der Brüdergemeine interessieren. Dies könnte zu einer Stärkung der lokalen Wirtschaft führen und die Identität der Oberlausitz weiter festigen.

Deutschland und das Welterbe

Mit der Aufnahme von Herrnhut erhöht sich die Anzahl der Welterbestätten in Deutschland auf 53. Die UNESCO-Welterbeliste umfasst eine Vielzahl von Stätten, die für ihre kulturelle und natürliche Bedeutung anerkannt sind. Die Entscheidung des Komitees wird nicht nur als Erfolg für Herrnhut, sondern auch für die gesamte Region Sachsen gewertet, die durch ihre reiche Geschichte und kulturelle Vielfalt geprägt ist.

Ausblick

Die Herrnhuter Brüdergemeine plant, die Vorteile des Welterbetitels aktiv zu nutzen, um die Region weiter zu fördern und die Werte von Gemeinschaft und Zusammenhalt zu propagieren. Die Eintragung in die Welterbeliste könnte auch neue Perspektiven für die Zusammenarbeit mit anderen Kulturen und Ländern eröffnen, die ähnliche Werte vertreten. In einer Zeit, in der gesellschaftliche Spaltung und Polarisierung zunehmen, sendet die Anerkennung von Herrnhut als Welterbe ein starkes Signal für Zusammenhalt und gegenseitigen Respekt.

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