Die Provenienzforschung zu kolonialem Kulturgut in Hessen gewinnt zunehmend an Bedeutung. Während die Forschung zu NS-Raubgut bekannter ist, steht die Untersuchung der Herkunft von Objekten aus ehemaligen deutschen Kolonien noch am Anfang. Wie die Zeit basierend auf einer Meldung der dpa berichtete, begann die verstärkte wissenschaftliche Aufarbeitung solcher Objekte, die von Auswanderern und Reisenden aus den ehemaligen deutschen Kolonien ins Kaiserreich gebracht wurden, erst vor wenigen Jahren.
Hessens Kulturminister Timon Gremmels (SPD) betonte die Bedeutung der Provenienzforschung als andauernde historische und politische Aufgabe. Ziel sei es, historisches Unrecht aufzuarbeiten und im Bewusstsein der Gesellschaft zu halten. Seine Vorgängerin Angela Dorn (Grüne) erinnerte daran, dass Deutschland als Kolonialmacht „teils unfassbare Verbrechen begangen“ habe, über die heute noch zu wenig gesprochen werde (Zeit, dpa, 02.03.2025).
Das Land Hessen unterstützt die 2023 gegründete Koordinierungsstelle zur Aufarbeitung von Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten im Museum Wiesbaden mit jährlich 215.000 Euro. Zusätzlich erhält der Museumsverband Hessen 75.000 Euro jährlich für die Provenienzforschung zu NS-Raubgut und kolonialem Kulturgut in den rund 400 nichtstaatlichen Museen Hessens (Zeit, dpa, 02.03.2025).
Die deutsche Kolonialherrschaft dauerte von den 1880er Jahren bis zum Ersten Weltkrieg. Wie die Netzwerk Provenienzforschung in Niedersachsen Webseite berichtet, werden auch in anderen Bundesländern, wie Niedersachsen, ähnliche Projekte durchgeführt. Dort liegt der Fokus auf Objekten aus der ehemaligen deutschen Kolonie in China.
Die Provenienzforschung im Kontext kolonialer Sammlungen ist ein komplexes Feld. Es geht um die Aufarbeitung der Geschichte von Objekten, die während der Kolonialzeit ihren Weg in deutsche Museen fanden. Dabei spielen Fragen nach den Umständen der Aneignung, den Besitzverhältnissen und der ethischen Bewertung eine wichtige Rolle. Wie das arthist.net Archiv berichtet, bietet das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste Fördermöglichkeiten für die Provenienzforschung im Bereich der kolonialen Kontexte.
Die Bedeutung der Zusammenarbeit mit Herkunftsgesellschaften, die historische Einordnung des kolonialen Sammelns und die Provenienzforschung an menschlichen Überresten sind wichtige Aspekte dieser Arbeit. Die Publikation "Provenienzforschung zu ethnografischen Sammlungen der Kolonialzeit. Positionen in der aktuellen Debatte" (edoc.hu-berlin.de) bietet weitere Einblicke in die Diskussionen und Herausforderungen dieses Forschungsfeldes.
Die Webseite der Provenienzforschung Hessen bietet weitere Informationen zu aktuellen Projekten und Veranstaltungen.
Verwendete Quellen: