Das Thema Suchtmittel auf Rezept ist in Deutschland ein vielschichtiges Problem, das Millionen von Menschen betrifft. Wie die FAZ berichtet, sind über eine Million Menschen in Deutschland abhängig von angstlösenden Medikamenten und Schlafmitteln – oft, ohne es zu wissen. Benzodiazepine, zu denen bekannte Namen wie Tavor, Xanax und Valium gehören, stehen im Mittelpunkt dieser Problematik.
Diese Medikamente, die bei Angststörungen, Schlafstörungen und anderen Beschwerden verschrieben werden, bergen ein hohes Suchtpotenzial. Wie die Barmer erklärt, ist die Verschreibung von Cannabis auf Rezept seit 2017 unter strengen Voraussetzungen möglich, darunter die Ausschöpfung aller Standardtherapien und eine schwerwiegende Erkrankung. Auch hier ist die Gefahr der Abhängigkeit gegeben.
Die Diakonie Düsseldorf weist darauf hin, dass Medikamentenabhängigkeit in Deutschland weit verbreitet ist und auf der Suchtmittel-Liste nach Zigaretten und vor Alkohol den zweiten Platz belegt. Schätzungen zufolge sind 1,4 bis 1,9 Millionen Menschen betroffen, wobei ältere Menschen und Frauen häufiger als Männer betroffen sind. Die Beschaffung erfolgt meist über das Gesundheitssystem, wodurch das Problem oft lange unerkannt bleibt.
Ein Bericht von Panorama (NDR) aus dem Jahr 2006 beleuchtet die Rolle von Ärzten bei der Entstehung von Medikamentenabhängigkeit. Durch wiederholte Verschreibungen von Benzodiazepinen, trotz des bekannten Suchtpotenzials, tragen manche Ärzte zur Entstehung der Abhängigkeit bei. Einige Ärzte bieten sogar an, die Medikamente auf Privatrezept zu verschreiben, um Spuren bei Krankenkassen zu vermeiden. Der Artikel zitiert den Bremer Arzneimittelexperten Prof. Glaeske, der einen grauen Markt für Benzodiazepine durch ärztliche Fahrlässigkeit sieht.
Das ZDF beleuchtet in einem Artikel von 2023 die Problematik des Medikamentenmissbrauchs, insbesondere von Benzodiazepinen und Opioiden, unter Jugendlichen. Hier wird der Fall von Marco beschrieben, der an einer Überdosis Tramadol und Benzodiazepinen verstarb. Der Artikel kritisiert, dass viele Ärzte die Medikamente zu leichtfertig verschreiben und die Gefahr der Abhängigkeit nicht ausreichend berücksichtigen. Tanja Albroscheit, Marcos Mutter, setzt sich für Aufklärung an Schulen ein, um andere Jugendliche vor dem Medikamentenmissbrauch zu schützen.
Verwendete Quellen:
https://www.faz.net/aktuell/wissen/tavor-xanax-und-valium-sucht-auf-rezept-110324780.html
https://www.barmer.de/gesundheit-verstehen/medizin/cannabis/cannabis-auf-rezept-1003866
https://www.diakonie-duesseldorf.de/magazin/themen/frieden/sucht-auf-rezept
https://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/panorama/archiv/2006/Drogen-auf-Rezept-wie-Aerzte-Patienten-suechtig-machen,erste294.html
https://www.zdf.de/nachrichten/ratgeber/gesundheit/benzodiazepine-beruhigungsmittel-schmerzmittel-drogen-sucht-100.html
https://www.bundesgesundheitsministerium.de/service/begriffe-von-a-z/m/medikamentenmissbrauch-und-abhaengigkeit.html