Medienberichte und Krankenkassen zeigen übereinstimmend, dass die HPV-Impfquote bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland weiterhin unzureichend ist. Infektionen mit Humanen Papillomviren (HPV) können zu verschiedenen Krebsarten führen, darunter Gebärmutterhalskrebs, aber auch Krebs im Mund-, Rachen-, Genital- und Analbereich. Wie die Zeit am 5. Dezember 2024 berichtete, ist in Baden-Württemberg nur etwas mehr als die Hälfte der Mädchen unter 17 Jahren vollständig gegen HPV geimpft. Laut der Barmer Krankenkasse hat Baden-Württemberg bundesweit die drittschlechteste Impfquote, nur Bayern und Bremen liegen dahinter. Eine ähnliche Situation herrscht in Rheinland-Pfalz, wie der SWR am 4. Dezember 2024 berichtete. Dort ist jedes dritte Mädchen nicht vollständig geimpft. Besonders alarmierend ist die niedrige Impfquote bei Jungen. In Baden-Württemberg waren laut Barmer im Jahr 2022 nur knapp 19 Prozent der Jungen vollständig geimpft, über 70 Prozent hatten keinerlei Impfschutz. Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt die Impfung für Mädchen seit 2007 und für Jungen seit 2018. Die Impfung sollte idealerweise vor dem ersten sexuellen Kontakt erfolgen.
Zu den Gründen für die niedrige Impfquote zählen unter anderem mangelndes Wissen über die Gefahren einer HPV-Infektion und die Schutzmöglichkeiten durch die Impfung. Winfried Plötze, Landesgeschäftsführer der Barmer in Baden-Württemberg, bezeichnet HPV als "tickende Zeitbombe", da zwischen der Infektion und dem Auftreten von Tumoren oft Jahre vergehen. Die Zeit zitiert Plötzes Vorschlag, einen festen Impftermin, zum Beispiel im Rahmen einer U-Untersuchung, festzulegen, um ein Aufschieben der Impfung zu vermeiden. Auch der SWR berichtet über unzureichende Aufklärung und unbegründete Ängste vor Nebenwirkungen als Gründe für die geringe Impfbereitschaft. Die Barmer schlägt eine neue U10-Vorsorgeuntersuchung mit HPV-Aufklärung vor.
Wie die Tagesschau am 27. August 2024 berichtete, gibt es erhebliche regionale Unterschiede bei den Impfquoten. Ostdeutsche Bundesländer wie Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg liegen an der Spitze, während westdeutsche Länder wie Bayern, Bremen und Baden-Württemberg die Schlusslichter bilden. Experten und Krankenkassen fordern ein nachhaltiges Erinnerungssystem für Impflücken. Christoph Straub, Vorstandsvorsitzender der Barmer, betont die Notwendigkeit, die Akzeptanz und das Bewusstsein für die HPV-Impfung zu erhöhen.
Laut Robert Koch-Institut (RKI) erkranken in Deutschland jährlich über 6.000 Frauen und rund 1.600 Männer an HPV-bedingtem Krebs. Die Impfung kann einen wesentlichen Beitrag zum Schutz vor diesen Krebsarten leisten. Der Stern berichtete am 4. Dezember 2024 über die niedrigen Impfquoten in Rheinland-Pfalz und zitierte Daten des Krebsregisters, wonach im Jahr 2020 insgesamt 95 Frauen an Gebärmutterhalskrebs starben und 156 Neuerkrankungen registriert wurden. Auch wenn die Erkrankungszahlen bei Männern niedriger sind, ist die Impfung auch für sie wichtig, da sie häufig Überträger von HPV sind.
Die HPV-Impfung wird für Mädchen und Jungen zwischen 9 und 17 Jahren von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Einige Krankenkassen erstatten die Kosten auch für Erwachsene bis 26 Jahre. Die Webseite "entschiedengegenkrebs.de" bietet eine Übersicht über die Kostenerstattung verschiedener Krankenkassen. Die DAK-Gesundheit übernimmt beispielsweise die Kosten für Kinder und Jugendliche und bietet als Satzungsleistung die Kostenübernahme für junge Erwachsene bis 26 Jahre an.
Quellen: - https://www.zeit.de/news/2024-12/05/krankenkasse-zu-wenig-kinder-gegen-hpv-geimpft - https://www.swr.de/swraktuell/rheinland-pfalz/hpv-impfungen-gegen-krebs-sind-auch-fuer-jungen-wichtig-100.html - https://www.tagesschau.de/inland/gesellschaft/rueckgang-hpv-impfung-100.html - https://www.stern.de/gesellschaft/regional/rheinland-pfalz-saarland/gesundheit--barmer-beklagt-zu-wenige-hpv-impfungen-35282484.html - https://www.entschiedengegenkrebs.de/vorbeugen/kostenerstattung/ - https://www.dak.de/dak/leistungen/impfungen/hpv-impfung-dak-gesundheit-uebernimmt-kosten-fuer-kinder-und-jugendliche_20796 - https://www.rki.de/SharedDocs/FAQ/Impfen/HPV/FAQ-Liste_HPV_Impfen.html