Ein unabhängiger Expertenbericht des Welternährungsprogramms (WFP) und UNICEF bestätigt die dramatische Verschlimmerung der Hungersnot im Sudan. Wie die Zeit (https://www.zeit.de/news/2024-12/24/hungersnot-im-sudan-breitet-sich-aus-600-000-betroffene) berichtet, entsprechen mindestens fünf Gebiete im Sudan den Kriterien einer Hungersnot, darunter das Flüchtlingslager SamSam, wo bereits im August Hungersnot ausgerufen wurde, sowie drei weitere Lager in Nord-Darfur. Mehr als 600.000 Menschen leiden dort an katastrophalem Hunger.
Die UN-Organisationen warnen vor einer besorgniserregenden Eskalation von Hunger und Mangelernährung, besonders alarmierend, da die aktuelle Zeit eigentlich Erntezeit und damit eine Phase reichhaltiger Nahrungsmittelversorgung sein sollte. Bis Mai 2025 wird ein Ausbruch der Hungersnot in fünf weiteren Gebieten Nord-Darfurs, inklusive der Stadt El Fascher, befürchtet. Auch in Teilen Khartums und Al Dschasiras könnte eine Hungersnot herrschen, die jedoch mangels Datenlage aktuell nicht bestätigt werden kann.
Die Klassifizierung als Hungersnot erfolgt anhand der Integrated Food Security Phase Classification (IPC), einer weltweit anerkannten Methode zur Beurteilung von Nahrungsmittelunsicherheit. Stufe fünf, die höchste Stufe der IPC-Skala, bedeutet extremen Nahrungsmangel in mindestens 20% aller Haushalte und eine Sterblichkeitsrate von mindestens zwei Erwachsenen oder vier Kindern pro 10.000 Menschen pro Tag infolge akuter Unterernährung.
Den Angaben zufolge leben mindestens 638.000 Menschen im Sudan unter Hungersnotbedingungen. Weitere 8,1 Millionen Menschen befinden sich in einer akuten Notlage (IPC-Stufe vier). Insgesamt sind über 24,6 Millionen Menschen – mehr als die Hälfte der sudanesischen Bevölkerung – von akuter Nahrungsmittelunsicherheit (IPC-Stufe 3 oder höher) betroffen.
WFP-Experte Jean-Martin Bauer beschreibt die Situation als eine sich verfestigende, anhaltende Hungersnot, bei der die Menschen aufgrund monatelangen fehlenden Zugangs zu Nahrung immer schwächer werden und sterben. Als Hauptgründe für die sich zuspitzende Hungerkrise gelten der anhaltende Bürgerkrieg, die damit einhergehenden Vertreibungen und der stark beschränkte Zugang für humanitäre Hilfe. Die Ärzte Zeitung (https://www.aerztezeitung.de/Politik/Hunger-breitet-sich-durch-Buergerkrieg-im-Sudan-aus-453527.html) berichtet, dass Ärzte ohne Grenzen von einem "Albtraum" und einem "Krieg gegen die Zivilbevölkerung" sprechen.
Der seit April 2023 andauernde Machtkampf zwischen De-facto-Machthaber Abdel Fattah al-Burhan und seinem ehemaligen Stellvertreter Mohamed Hamdan Daglo hat sich zu einem regionalen Stellvertreterkrieg ausgeweitet. Daglos Miliz RSF, die laut Experten von den Vereinigten Arabischen Emiraten unterstützt wird, kontrolliert den Großteil der westlichen Provinz Darfur. Über elf Millionen Menschen sind vor den landesweiten Kämpfen geflohen, etwa die Hälfte davon Kinder und Jugendliche. Die Situation wird durch die Flüchtlingsströme in die Nachbarländer, wie den Südsudan, weiter verschärft, wie UNICEF (https://www.unicef.de/informieren/projekte/afrika-2244/suedsudan-19356/nothilfe/45104) und Misereor (https://www.misereor.de/spenden/spendenaufruf-nothilfe-sudan-und-suedsudan) berichten.