Die FWU AG, ein auf fondsgebundene Lebensversicherungen spezialisierter Finanzdienstleister mit Sitz in Grünwald, hat am 19. Juli 2024 Insolvenz angemeldet. Der Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens wurde beim Amtsgericht München eingereicht, nachdem das Unternehmen aufgrund von Überschuldung in finanzielle Schwierigkeiten geraten war. Die FWU-Gruppe umfasst mehrere Tochtergesellschaften in verschiedenen Bereichen, darunter Lebensversicherung, Vermögensverwaltung, Factoring und Zahlungsdienstabwicklung. Die Insolvenz hat Auswirkungen auf die gesamte Unternehmensgruppe, insbesondere auf die FWU Life Lux und die FWU Life Austria, die ihre Neugeschäfte ausgesetzt haben.
Die Insolvenz wurde durch eine Vielzahl von Faktoren ausgelöst. Der vorläufige Insolvenzverwalter, Rechtsanwalt Ivo-Meinert Willrodt von der Kanzlei Pluta, erklärte, dass die FWU AG nicht in der Lage war, die finanziellen Anforderungen der Aufsichtsbehörden zu erfüllen. Insbesondere die Luxemburger Versicherungsaufsicht hatte von der FWU Life Lux verlangt, die finanziellen Bedingungen für Altverträge zu verbessern, was das Unternehmen als nicht umsetzbar erachtete. Diese Altverträge beinhalteten Beitragserhalt-Garantien, die in der Vergangenheit angeboten wurden, jedoch nun zu einer erheblichen finanziellen Belastung für das Unternehmen geworden sind.
Trotz der Insolvenz wird der Geschäftsbetrieb der FWU AG zunächst fortgeführt. Die Versicherungsnehmer sollen von der Insolvenz nicht unmittelbar betroffen sein, da sie Verträge mit den Tochtergesellschaften der FWU abgeschlossen haben. Der Insolvenzverwalter hat betont, dass die FWU Life Lux und die FWU Life Austria ihre operativen Geschäfte weiterhin führen werden, während die FWU Life Lux bereits am 3. Juli 2024 das Neugeschäft eingestellt hat. Auch die FWU Life Austria hat entschieden, das Neugeschäft bis September auszusetzen, um eine Strategie zur Stabilisierung des Unternehmens zu entwickeln.
Die FWU-Gruppe wurde 1983 von Manfred Dirrheimer gegründet und hat sich seitdem zu einem bedeutenden Anbieter von fondsgebundenen Lebensversicherungen in Europa entwickelt. Das Unternehmen betreibt Standorte in mehreren Ländern, darunter Italien, Spanien und Österreich, und bedient weltweit rund 285.000 Kunden mit einem verwalteten Vermögen von 1,9 Milliarden Euro. Die Unternehmensgruppe beschäftigt etwa 420 Mitarbeiter und ist in verschiedenen Märkten aktiv, sowohl innerhalb als auch außerhalb der Europäischen Union.
Die Insolvenz der FWU AG hat sowohl bei den Kunden als auch in der Versicherungsbranche Besorgnis ausgelöst. Verbraucherschützer haben die Praktiken der FWU kritisiert, insbesondere die hohen Kosten, die mit fondsgebundenen Lebensversicherungen verbunden sind. Die Insolvenz hat das Vertrauen der Verbraucher in solche Produkte weiter erschüttert. Die Aufsichtsbehörden in Europa haben begonnen, die Finanzlage anderer Anbieter von fondsgebundenen Lebensversicherungen genauer zu prüfen, was zu einem erhöhten regulatorischen Druck auf die Branche führen könnte.
Für die FWU AG und ihre Tochtergesellschaften ist es entscheidend, schnellstmöglich eine Lösung zu finden, um die finanzielle Stabilität wiederherzustellen. Der Insolvenzverwalter hat angekündigt, alle möglichen Restrukturierungsoptionen zu prüfen. Ein Verkauf der wirtschaftlich gesunden FWU Life Austria könnte eine kurzfristige Lösung bieten, jedoch könnte sich ein solcher Prozess als langwierig erweisen. Die FWU-Gruppe steht vor der Herausforderung, innerhalb von drei Monaten eine finanzielle Stabilisierung zu erreichen, um den Verlust der Versicherungslizenz zu vermeiden.
Die Insolvenz der FWU AG ist ein bedeutendes Ereignis in der Finanz- und Versicherungsbranche, das sowohl die betroffenen Kunden als auch die allgemeine Marktstabilität beeinflussen könnte. Während die unmittelbaren Auswirkungen auf die bestehenden Versicherungsnehmer begrenzt sind, bleibt abzuwarten, wie sich die Situation in den kommenden Monaten entwickeln wird. Die FWU-Gruppe steht vor der Aufgabe, ihre finanzielle Basis zu stabilisieren und das Vertrauen ihrer Kunden sowie der Aufsichtsbehörden zurückzugewinnen.
