Das Interesse an der Jagd ist ungebrochen und beschert der sächsischen Jägerschaft reichlich Zulauf. Wie die Zeit am 13. Oktober 2024 berichtete, gibt es in Sachsen kein Nachwuchsproblem bei den Jägern. Ganz im Gegenteil: „Ein Nachwuchsproblem haben wir nicht. Es gibt bundesweit einen Boom“, wird Martin Wißmann, Geschäftsführer des Landesjagdverbandes Sachsen, von der Deutschen Presse-Agentur zitiert.
Die Gründe für den Boom sind vielfältig. „Die einen möchten besonders ökologisches Fleisch auf ihrem Teller haben - und das ist nun einmal Wildfleisch“, erklärt Wißmann, der selbst passionierter Jäger ist. „Andere verbinden die Jagd mit einem Naturerlebnis und wollen sich im Wald erholen. Bei vielen wird es eine Mischung aus beiden Motiven sein.“
Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Die Jägerschaft in Sachsen wächst stetig. Ende 2022 waren 13.849 Jagdscheininhaber registriert, ein Jahr später bereits 14.244. Auch der Frauenanteil ist mit 10,5 Prozent im Vergleich zu anderen Bundesländern überdurchschnittlich hoch. In Sachsen kann man sich in über 20 Jagdschulen zum Jäger ausbilden lassen.
Insgesamt unterliegen in Sachsen 30 Haarwild- und 108 Federwildarten dem Jagdrecht. Die Jagd darf aktuell auf 49 Wildarten ausgeübt werden. Arten wie Wolf, Fischotter, Birkwild und Greifvögel sind gänzlich geschützt. Für andere Arten, wie Rot- und Rehwild, gelten Schonzeiten. Wildschweine dürfen ganzjährig bejagt werden. Abschusspläne gibt es nur für Rot-, Dam- und Muffelwild.
Das sächsische Forstministerium und der Staatsbetrieb Sachsenforst betonen die Notwendigkeit der Regulierung der Wildbestände, insbesondere beim Schalenwild (Rot-, Dam-, Reh-, Muffel- und Schwarzwild), durch die Jagd. Da große Raubtiere in Sachsen weitgehend fehlen, finde das heimische Wild optimale Lebensbedingungen und reichlich Nahrung vor. „Gerade für den dringlichen Waldumbau bleibt es notwendig, regional überhöhte Wildbestände so anzupassen, dass sich der Wald ohne wesentliche technische Wildschutzmaßnahmen verjüngen kann“, so ein Sprecher des Ministeriums. Darüber hinaus sei Wildbret ein „besonders wertvolles, weil vollkommen natürliches und fettarmes Lebensmittel“.
Der Landesjagdverband hingegen kritisiert die starke Bejagung des Rotwildes. „Mit dieser mehr als zweifelhaften Vorgehensweise versucht man, angeblich massive Wildschäden allein durch erhöhten Abschuss und eine dadurch bedingte drastische Dezimierung des Rotwildes in den Griff zu bekommen und so den klimagerechten Waldumbau voranzutreiben.“ Die immer wieder angeführten massiven Schäden durch Schalenwild seien jedoch „wenig glaubhaft und derzeitig nicht belegt“.
Neben der Regulierung des Wildbestandes gibt es weitere Punkte, die von der Jägerschaft kritisch gesehen werden. Darunter fallen die vom Bundesinnenministerium geplante Waffenrechtsverschärfung und das Messerverbot. Auch der Schutzstatus des Wolfes und die Auswilderung von Luchsen im Westerzgebirge stoßen auf Kritik.
„Den Schutzstatus des Wolfes herabzusetzen, kann nur der Anfang und ein erster kleiner Schritt sein. Ausreichend ist das keinesfalls“, betont Wißmann. Es brauche auch in Sachsen rechtssichere Regelungen, um ein effektives Bestandsmanagement betreiben zu können. „Die Jagd ist hier ein wesentlicher Bestandteil dieses Managements – zumal der Wolf schon 2012 ins sächsische Jagdrecht aufgenommen worden ist.“
Zusätzlich bemängelt der Landesjagdverband die aus seiner Sicht mangelnde Förderung der Jagd durch den Freistaat Sachsen. Als Beispiel wird das Jagdförderprogramm „InfraWild“ in Baden-Württemberg genannt, bei dem die Jägerschaft in vielen Bereichen staatliche Zuschüsse erhält.
Quelle: https://www.zeit.de/news/2024-10/13/sachsens-jaeger-haben-keine-nachwuchsprobleme