22.12.2024
Magdeburger Weihnachtsmarkt Angriff Uhaft und Ermittlungsstand

Anschlag auf Magdeburger Weihnachtsmarkt: Tatverdächtiger in U-Haft

Der 50-jährige Mann, der verdächtigt wird, am Freitagabend mit einem Fahrzeug in den Magdeburger Weihnachtsmarkt gefahren zu sein und dabei mehrere Menschen getötet zu haben, befindet sich nun in Untersuchungshaft. Wie die Polizei am frühen Sonntagmorgen bekannt gab, wurde der Haftbefehl wegen fünffachen Mordes, mehrfachen versuchten Mordes und mehrfacher gefährlicher Körperverletzung erlassen. Die ZEIT berichtete darüber am 22. Dezember 2024 (https://www.zeit.de/news/2024-12/22/tatverdaechtiger-von-magdeburg-kommt-in-untersuchungshaft). Auch die Deutsche Presse-Agentur (dpa) meldete, dass die Ermittlungen zum Tatmotiv weiterhin im Vordergrund stehen.

Bei der Amokfahrt am Freitagabend kamen nach offiziellen Angaben vier Frauen im Alter von 45, 52, 67 und 75 Jahren sowie ein neunjähriger Junge ums Leben. 200 weitere Personen erlitten Verletzungen, viele davon schwer. Ein Anstieg der Todesopferzahl kann nicht ausgeschlossen werden. Bei dem Tatverdächtigen handelt es sich um einen aus Saudi-Arabien stammenden Arzt aus Bernburg, der seit 2006 in Deutschland lebt und als Islamkritiker bekannt ist.

Mögliche Tatmotive und Hintergrund des Verdächtigen

Oberstaatsanwalt Horst Walter Nopens zufolge könnte die Tat durch Unzufriedenheit mit dem Umgang Deutschlands mit Flüchtlingen motiviert gewesen sein. In sozialen Medien präsentierte sich der Mann als scharfer Kritiker des Islams und des saudischen Regimes. Gleichzeitig trat er für Frauenrechte in seinem Heimatland ein. Wie die dpa berichtet, äußerte er in der Vergangenheit teils wirre Vorwürfe gegenüber deutschen Behörden, denen er unter anderem vorwarf, nicht entschieden genug gegen Islamismus vorzugehen.

Laut dpa gab der Verdächtige an, früher Muslim gewesen zu sein, sich aber mittlerweile vom Islam abgewandt zu haben. 2016 stellte er einen Asylantrag in Deutschland, der im Juli desselben Jahres bewilligt wurde. Er erhielt Asyl aufgrund politischer Verfolgung.

Vor etwa zehn Tagen veröffentlichte die amerikanische Plattform „RAIR“, die sich selbst als antimuslimische Graswurzelbewegung bezeichnet, ein Interview mit dem Arzt. Darin beschuldigte er die deutsche Polizei, das Leben vom Islam abgefallener saudischer Asylsuchender zu zerstören. Er äußerte Sympathien für Elon Musk und die AfD, bezeichnete sich selbst jedoch als politisch links.

Kein Hinweis auf islamistischen Hintergrund

BKA-Chef Holger Münch erklärte im ZDF-„heute journal“, dass es im Gegensatz zu vergleichbaren Taten in der Vergangenheit keine Hinweise auf einen islamistischen Hintergrund gebe. Der Tatverdächtige habe zwar eine islamfeindliche Einstellung und sich mit rechtsextremen Plattformen auseinandergesetzt, so Münch, ob die Tat jedoch politisch motiviert sei, müsse noch endgültig geklärt werden.

Es wird diskutiert, ob die Sicherheitsbehörden früher hätten eingreifen können. Terrorismusexperte Peter Neumann erklärte im ZDF, der Tatverdächtige habe nicht in das übliche Raster gepasst. Die Unterscheidung zwischen ernsten Drohungen und „Sprüchen“ im Internet sei sehr schwierig.

Diskussion um Sicherheitskonzept des Weihnachtsmarktes

Der mutmaßliche Täter soll über einen Flucht- und Rettungsweg auf das Weihnachtsmarktgelände gelangt sein. Die Angemessenheit der Sicherheitsvorkehrungen des Marktes wird nun diskutiert. Laut Ronni Krug, Beigeordneter für Personal, Bürgerservice und Ordnung der Stadt Magdeburg, sei das Sicherheitskonzept „nach bestem Wissen und Gewissen“ erstellt und im November verschärft worden. Extremismus-Experte Hans-Jakob Schindler äußerte in den ARD-„Tagesthemen“ Zweifel an dem Konzept. Es sei seit Jahren bekannt, dass Fahrzeuge und Menschenansammlungen eine gefährliche Kombination darstellen.

Reaktionen und Folgen des Anschlags

Die Tat löste international Bestürzung aus. Zahlreiche Staats- und Regierungschefs sprachen ihr Beileid aus. In Magdeburg fand am Samstagabend ein Trauergottesdienst statt. In das Gedenken mischten sich jedoch auch rechte Parolen. Die Polizei leitete mehrere Strafverfahren ein.

Der Opferbeauftragte der Bundesregierung, Pascal Kober, rechnet mit mehreren hundert Hilfsbedürftigen. Die Betreuung der Opfer und Augenzeugen steht im Mittelpunkt. Bundesinnenministerin Nancy Faeser riet im ZDF davon ab, pauschal auf Weihnachtsmarktbesuche zu verzichten, jeder müsse dies für sich selbst entscheiden. In Sachsen-Anhalt wurden einige Märkte aus Pietätsgründen abgesagt.

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