New York City hat das sogenannte "Jaywalking", also das Überqueren der Straße außerhalb von gekennzeichneten Fußgängerüberwegen oder bei roter Ampel, entkriminalisiert. Ein entsprechendes Gesetz trat diese Woche in Kraft, nachdem Bürgermeister Eric Adams die vom Stadtrat verabschiedete Vorlage nicht unterzeichnet oder abgelehnt hatte. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) berichtet, dürfen Fußgänger nun die Straße überqueren, wo immer sie möchten.
Die Demokratin Mercedes Narcisse, die die Gesetzesvorlage eingebracht hatte, begründete den Schritt mit dem Argument, dass die bisherigen Vorschriften das normale Verhalten der New Yorker bestrafen. "Wir müssen realistisch sein: Jeder New Yorker ist ein Jaywalker", wird Narcisse von der FAZ zitiert. Sie betonte zudem den Aspekt der rassistischen Diskriminierung, da im vergangenen Jahr neun von zehn Strafzetteln wegen widerrechtlichen Überquerens an Afroamerikaner oder Menschen hispanischer Herkunft ausgestellt wurden.
Die Entkriminalisierung des Jaywalkings ist Teil einer breiteren Debatte über die Verkehrssicherheit in New York City. Während Befürworter des neuen Gesetzes argumentieren, dass die Polizei sich nun auf wichtigere Aufgaben konzentrieren könne, äußern Kritiker Bedenken hinsichtlich der Sicherheit von Fußgängern. In den letzten fünf Jahren starben rund 200 Menschen beim Überqueren der Straße außerhalb von Fußgängerüberwegen oder bei Rot, was etwa 34 Prozent aller Fußgängertodesfälle entspricht, wie die New York Times berichtet.
Die Geschichte des Jaywalkings in New York reicht bis ins Jahr 1958 zurück, als die Praxis erstmals unter Strafe gestellt wurde. Wie Gerard Koeppel, Autor des Buches "City on a Grid: How New York Became New York", in der New York Times erklärt, hatten Fußgänger ursprünglich freie Bahn auf den Straßen, doch im 20. Jahrhundert gewannen Fahrzeuge die Oberhand. Das Überqueren der Straße, wo immer man wollte, war einst die Norm, doch das Auto veränderte dies.
Die New York Times berichtet auch über die geteilten Meinungen der New Yorker Bevölkerung zum neuen Gesetz. Während einige die neuen Regeln begrüßen, halten andere das Überqueren der Straße an Fußgängerüberwegen und bei Grün weiterhin für die sicherere Option.
Die Legalisierung des Jaywalkings in New York folgt dem Beispiel Kaliforniens, das bereits vor zwei Jahren ein ähnliches Gesetz verabschiedet hatte. Es bleibt abzuwarten, wie sich die neuen Regeln auf die Verkehrssicherheit in der Metropole auswirken werden.
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