8.1.2025
Justizsozialarbeit am Limit Mehr Fälle Weniger Zeit

Zunehmende Belastung in der Justizsozialarbeit

Die Arbeit von Bewährungshelfern und anderen Fachkräften der Justizsozialarbeit wird immer anspruchsvoller. Wie die Zeit berichtet, ist der Aufwand für eine qualitativ hochwertige Betreuung in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Diese Entwicklung bestätigt auch das Thüringer Justizministerium unter Verweis auf das Thüringer Oberlandesgericht (OLG), die zentrale Stelle für die Sozialen Dienste der Thüringer Justiz (Zeit Online, 08.01.2025).

Ein Grund für die steigende Komplexität liegt im erhöhten Dokumentationsaufwand, der zur Erfüllung der Qualitätsstandards notwendig ist. Justizsozialarbeiter müssen mehr Zeit in die Dokumentation ihrer Fälle investieren, was weniger Zeit für die eigentliche Betreuung der Probanden übrig lässt. Gleichzeitig nimmt die Zahl der Straffälligen mit psychischen Erkrankungen, Drogen- oder Alkoholproblemen zu. Diese Schwierigkeiten erschweren die gesellschaftliche Reintegration erheblich. Auch die Süddeutsche Zeitung berichtet über die Herausforderungen, vor denen die Sozialen Dienste der Justiz stehen, um ehemalige Häftlinge bei der Wiedereingliederung zu unterstützen und Rückfälle zu vermeiden (Süddeutsche Zeitung, 08.01.2025).

Über die individuellen Probleme der Betreuten hinaus kommen gesamtwirtschaftliche Faktoren hinzu, die die Arbeit der Justizsozialarbeiter zusätzlich belasten. So stellt zum Beispiel die zunehmende Wohnungsknappheit eine große Hürde bei der Wohnungssuche für ehemalige Inhaftierte dar. Auch die Mitteldeutsche Zeitung thematisiert die steigenden Anforderungen an die Justizsozialarbeit (mz.de und mz.de, 08.01.2025).

Obwohl die Anzahl der Justizsozialarbeiter in Thüringen gestiegen ist, kritisiert das OLG die personelle Ausstattung der Sozialen Dienste. Die tatsächlich verfügbare Arbeitskraft für die Bewährungshilfe ist gesunken, da Justizsozialarbeiter in Teilzeit arbeiten oder anderen Verpflichtungen nachkommen müssen.

Neben den staatlichen Sozialen Diensten gibt es auch freie Träger der Straffälligenhilfe. Auch diese beklagen einen deutlich höheren Bedarf, als sie mit den vorhandenen Ressourcen decken können. Insbesondere die Schuldnerberatung wird als wichtiger Faktor für die finanzielle Stabilisierung nach der Haftentlassung betrachtet.

Die Justizsozialarbeit steht somit vor großen Herausforderungen. Die zunehmende Komplexität der Fälle, gesamtwirtschaftliche Entwicklungen und die angespannte Personalsituation erfordern neue Lösungsstrategien, um die Resozialisierung von Straffälligen erfolgreich zu gestalten. Die Aufgabenbeschreibung des Landes Niedersachsen verdeutlicht ebenfalls die vielfältigen Anforderungen an Justizsozialarbeiter (Justizportal Niedersachsen).

Quellen:

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