Die syrische Armee hat bestätigt, dass islamistische Kämpfer in die strategisch bedeutsame Stadt Hama eingedrungen sind und die Kontrolle über Teile der Stadt erlangt haben. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) berichtet, rückten die Kämpfer am Donnerstag von mehreren Seiten in Hama ein und lieferten sich in verschiedenen Stadtteilen Straßengefechte mit Regierungstruppen. Übereinstimmende Berichte der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte bestätigen die Kämpfe in mehreren Vierteln Hamas.
Berichten zufolge haben die Kämpfer ein großes Gefängnis in Hama eingenommen und zahlreiche Insassen befreit. Der Rebellenkommandeur Hassan Abdul Ghani hatte zuvor bereits online angekündigt, dass die Aufständischen in die Stadt eindringen und auf mehreren Wegen in Richtung Zentrum vorrücken. Auf Telegram erklärte er: „Unsere Streitkräfte sind in das Zentralgefängnis von Hama eingedrungen und haben Hunderte zu Unrecht inhaftierte Gefangene befreit.“
Die Armee von Präsident Baschar al-Assad gab bekannt, dass Soldaten auf Positionen außerhalb der viertgrößten Stadt Syriens verlegt wurden, um die Zivilbevölkerung zu schützen und Kämpfe innerhalb der Stadt zu vermeiden. Wie 20 Minuten berichtet, liegt Hama zwischen Aleppo und Damaskus und ist für die Verteidigung der Hauptstadt von großer strategischer Bedeutung.
Der Einmarsch in Hama folgt auf die Eroberung Aleppos, der zweitgrößten Stadt Syriens, in der vergangenen Woche. Wie die Tagesschau berichtet, eroberten Rebellen unter Führung der islamistischen Gruppe Haiat Tahrir al-Scham (HTS) Aleppo in einer rasanten Offensive vom Norden aus und stießen anschließend schnell weiter nach Süden vor. Die syrische Armee versucht seitdem mit Unterstützung des russischen Militärs und iranischer Milizen, den Vormarsch zu stoppen. Der Standard berichtet, dass der Iran die Entsendung eigener Truppen nach Syrien erwägt, sollte die syrische Regierung dies anfordern.
Die erneute Gewalteskalation hat laut der NZZ zu einer weiteren Verschärfung der humanitären Krise in Syrien geführt. Die Wirtschaft des Landes ist zusammengebrochen, Millionen Menschen hungern und sind auf humanitäre Hilfe angewiesen.