19.10.2024
Kartoffelanbau in Gefahr: Herausforderungen durch feuchtwarmes Wetter und Fäulniskrankheiten

Fäulnis-Krankheiten: Feuchtwarmes Wetter macht Kartoffelbauern Sorge

Die Kartoffelbauern in Deutschland sehen sich in diesem Jahr mit einer Vielzahl von Herausforderungen konfrontiert, die durch das derzeit feuchtwarme Wetter und die hohen Niederschlagsmengen verstärkt werden. Die bevorstehende Kartoffelernte im August und September könnte erheblich beeinträchtigt werden, was sowohl für die Landwirte als auch für die Verbraucher wirtschaftliche Konsequenzen haben könnte.

Wetterbedingungen und ihre Auswirkungen

In den letzten Wochen haben sich die Wetterbedingungen in vielen Regionen Deutschlands als ungünstig für den Kartoffelanbau erwiesen. Die Kombination aus viel Regen, teils Überschwemmungen und wenig Sonnenschein hat die Bedingungen für das Wachstum der Kartoffelpflanzen negativ beeinflusst. Der niedersächsische Landwirt Thorsten Riggert, der auch im Beirat der Union der deutschen Kartoffelwirtschaft (Unika) tätig ist, erläutert, dass die feuchte Witterung nicht nur zu einer verspäteten Auspflanzung geführt hat, sondern auch die Anfälligkeit für Krankheiten erhöht hat.

Krankheitsbefall durch Fäulnis

Ein zentrales Problem stellt der hohe Krankheitsdruck durch Fäulniserkrankungen dar, insbesondere die Kraut- und Knollenfäule, die in diesem Jahr so hoch ist wie seit über einem Jahrzehnt nicht mehr. Diese Krankheiten können sowohl die Pflanzen während des Wachstums als auch die eingelagerten Kartoffeln im Herbst befallen. Riggert warnt, dass die Lagerung der Kartoffeln in diesem Jahr aufgrund der erhöhten Fäulnisgefahr besonders anspruchsvoll sein dürfte.

Preisentwicklung und Marktprognosen

Die Unsicherheiten in der Ernte führen zu unterschiedlichen Prognosen hinsichtlich der Preisentwicklung auf dem Markt. Riggert rechnet mit Preisen, die auf dem relativ hohen Niveau des Vorjahres bleiben werden, während Marktexperte Christoph Hambloch von der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI) tendenziell sinkende Verbraucherpreise in den kommenden Wochen erwartet. Er verweist auf die nachgebenden Erzeugerpreise, die in der letzten Woche von 58 Euro pro 100 Kilogramm auf 46 Euro gefallen sind.

Verbraucherpreise im Vergleich

Aktuell liegen die Verbraucherpreise noch über dem Niveau des Vorjahres. In den letzten zwei Wochen betrugen die Durchschnittspreise für Kartoffeln im Bundesdurchschnitt 1,66 Euro pro Kilogramm, was im Vergleich zu 1,60 Euro im entsprechenden Zeitraum des Vorjahres einen Anstieg darstellt. Hambloch geht davon aus, dass sich die Preise bis Anfang September verringern werden, wenn die neue Ernte auf den Markt kommt.

Pflanzenschutzmittel und ihre Notwendigkeit

Um die Kartoffeln unter den schwierigen Witterungsbedingungen ernten zu können, ist der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln unerlässlich. Sowohl Riggert als auch Hambloch betonen die Notwendigkeit, geeignete Mittel zur Bekämpfung von Pilzbefall einzusetzen. Im Biobereich wird verstärkt Kupfer benötigt, um die Kartoffeln vor Krankheiten zu schützen. Hambloch erklärt, dass ohne den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln die Ernte katastrophale Folgen hätte.

Technologische Entwicklungen in der Landwirtschaft

Die Landwirtschaft hat in den letzten Jahren große Fortschritte gemacht, insbesondere im Bereich des Einsatzes von Künstlicher Intelligenz (KI). Riggert weist darauf hin, dass es bereits möglich ist, in bestimmten Bereichen bis zu 90 Prozent der Pflanzenschutzmittel einzusparen. Für die verbleibenden 10 Prozent ist jedoch eine breite Palette von Wirkstoffen notwendig, um den verschiedenen Herausforderungen der Landwirtschaft gerecht zu werden. Es wird als kontraproduktiv angesehen, dass die Zahl der zugelassenen Pflanzenschutzmittel von Jahr zu Jahr abnimmt, während die Landwirtschaft immer komplexer wird.

Fazit

Die aktuellen Wetterbedingungen und der damit verbundene Druck durch Fäulnis-Krankheiten stellen für die Kartoffelbauern in Deutschland eine ernsthafte Herausforderung dar. Die Unsicherheiten bezüglich der Ernteerträge und der Preisentwicklung könnten sowohl für die Landwirte als auch für die Verbraucher erhebliche Auswirkungen haben. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Situation in den kommenden Wochen entwickeln wird und welche Maßnahmen ergriffen werden, um die Ernte zu sichern und die Qualität der Kartoffeln zu gewährleisten.

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