19.10.2024
Kinderärzte Alarmieren: Cannabis-Teilfreigabe birgt Risiken
Vor der Abstimmung im Bundestag haben Kinder- und Jugendärzte vor der Teil-Legalisierung von Cannabis gewarnt. Diese Haltung ist konsistent mit den Bedenken verschiedener Fachverbände und Experten, die auf die potenziellen Risiken hinweisen. Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) hat seine Sorge zum Ausdruck gebracht, dass mit der Legalisierung von Cannabis für Erwachsene auch eine Zunahme der Weitergabe an Minderjährige einhergehen könnte. Dr. Michael Hubmann, der Präsident des BVKJ, betonte in einem Gespräch mit der Ärzte Zeitung die bisherigen Schwierigkeiten im Kinder- und Jugendschutz bei Alkohol und Nikotin und die Befürchtung, dass sich dieser Zustand mit einer dritten legalen Substanz verschärfen würde. Auch die Bundesärztekammer hat ihre Bedenken geäußert. Die geplante Legalisierung zu Genusszwecken sei aus ärztlicher Sicht abzulehnen, und es gebe auch innerhalb der Koalition Vorbehalte und gute Argumente gegen die Freigabe in der vorgesehenen Form. Der Präsident der Kammer, Klaus Reinhardt, wies darauf hin, dass sich die Gesundheitspolitik an den Bedürfnissen der Bevölkerung orientieren sollte, und nicht an Wünschen nach Genussmitteln. Der Bund Deutscher Kriminalbeamter (BDK) hat ebenso seine Kritik an den Legalisierungsplänen geäußert. Der Vorsitzende Dirk Peglow sprach von einem "Regelungsmonster", welches in der Praxis schwer umsetzbar sei und die angestrebten Ziele möglicherweise verfehlen würde. Die geplante Neuregelung sieht vor, den Bezug von Cannabis über nicht kommerzielle Vereine zu ermöglichen und den Eigenanbau von bis zu drei Pflanzen zu erlauben. Für Jugendliche unter 18 Jahren soll der Besitz und Konsum von Cannabis weiterhin verboten bleiben. Die Mengenbegrenzung für den Erwerb liegt bei maximal 25 Gramm pro Tag. Im Kontext der bevorstehenden Abstimmung plädierte Verbandschef Hubmann dafür, den Fraktionszwang aufzuheben und den Abgeordneten eine Entscheidung nach ihrem Gewissen zu ermöglichen. Dies unterstreicht die Tragweite der Entscheidung und die unterschiedlichen Meinungen, die selbst innerhalb der politischen Fraktionen existieren. Trotz der Warnungen und der breiten Kritik plant die Bundesregierung die Gesetzesänderung voranzutreiben, mit dem Ziel, die Drogenpolitik zu modernisieren und den Schwarzmarkt einzudämmen. Es wird argumentiert, dass eine regulierte Abgabe die Qualität kontrollieren und Jugendliche besser schützen könnte als der derzeitige illegale Markt. Die Debatte um die Cannabis-Legalisierung zeigt die Komplexität des Themas und die Notwendigkeit einer sorgfältigen Abwägung zwischen den gesundheitlichen Risiken, insbesondere für Kinder und Jugendliche, und dem Wunsch nach einer Neuausrichtung der Drogenpolitik. Die anstehende Abstimmung im Bundestag wird zeigen, in welche Richtung sich Deutschland in dieser Frage bewegt.
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