19.10.2024
Zukunft der Meyer Werft in Gefahr: 400 Millionen Euro Rettung geplant

Rettung der Meyer Werft: Scholz bringt 400 Millionen Euro nach Papenburg

Die Meyer Werft in Papenburg, bekannt für den Bau von Kreuzfahrtschiffen, steht vor einer kritischen Phase ihrer Geschichte. Nach monatelangen Verhandlungen zwischen der Werft, dem Bund und dem Land Niedersachsen zeichnet sich nun eine Lösung ab, die die Zukunft des Unternehmens sichern könnte. Bundeskanzler Olaf Scholz hat angekündigt, am Donnerstag die Werft zu besuchen, um den Beschäftigten eine positive Perspektive zu geben.

Die Situation der Meyer Werft ist angespannt. Trotz eines vollen Auftragsbuchs leidet das Unternehmen unter finanziellen Schwierigkeiten, die durch den Zusammenbruch des Kreuzfahrttourismus während der Corona-Pandemie verursacht wurden. Die Werft hat derzeit eine Finanzierungslücke von etwa 3 Milliarden Euro, da 80 Prozent des Auftragswerts erst bei der Übergabe der Schiffe gezahlt werden. Dies führt dazu, dass die Werft nicht über genügend Liquidität verfügt, um ihre laufenden Projekte abzuschließen.

Um die Meyer Werft zu retten, plant die Bundesregierung, 400 Millionen Euro als Eigenkapital bereitzustellen. Diese Maßnahme soll den Weg für notwendige Milliardenkredite ebnen, die zur Finanzierung der laufenden Projekte benötigt werden. Zusätzlich sollen Bürgschaften von der öffentlichen Hand übernommen werden, um das Unternehmen in der Übergangsphase zu unterstützen.

Der Besuch von Scholz in Papenburg wird von großer Bedeutung sein, da er die Eckpfeiler des Rettungsplans vorstellen wird. Dies könnte eine Arbeitsplatzgarantie für die rund 3.300 Beschäftigten der Werft bedeuten. In der gesamten Branche, einschließlich der Zulieferer, sind etwa 20.000 Arbeitsplätze betroffen, was die Dringlichkeit der Situation verdeutlicht.

Die Meyer Werft ist nicht nur in Papenburg tätig. Es gibt Pläne, die Werften in Rostock und im finnischen Turku in eine europäische Holding einzubringen. Diese Maßnahme könnte die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Werften stärken und gleichzeitig sicherstellen, dass die Produktion an Standorten mit strategischen Vorteilen konzentriert wird. Turku bietet beispielsweise Vorteile als Tiefwasserstandort für den Bau großer Schiffe.

Die Neptun-Werft in Rostock spielt ebenfalls eine wichtige Rolle, insbesondere im Hinblick auf die Energiewende. In Zusammenarbeit mit dem belgischen Stahlbauer Smulders plant die Neptun-Werft den Bau von Konverterplattformen, die für die Anbindung von Offshore-Windparks an das Stromnetz erforderlich sind.

Die Eigentümerfamilie Meyer könnte an der neuen Struktur mit maximal 24,9 Prozent beteiligt werden. Die genaue Höhe der Beteiligung hängt von einem noch ausstehenden Wertgutachten ab. Es besteht jedoch die Möglichkeit, dass die Familie ihre Beteiligung später wieder ausbauen kann.

Die politischen Entscheidungsträger haben sich im Grundsatz auf eine Rettung des Unternehmens geeinigt, doch es gibt noch technische Details zu klären. Dazu gehören unter anderem die Organisation eines Konzernbetriebsrats und die Umsiedlung der Holdinggesellschaft von Luxemburg nach Deutschland.

Die Meyer Werft hat kürzlich einen bedeutenden Auftrag von der Disney Cruise Line erhalten, der als der größte in der Geschichte des Unternehmens gilt. Dies könnte die finanzielle Situation der Werft stabilisieren und das Vertrauen in die Zukunft des Unternehmens stärken.

Die kommenden Tage werden entscheidend sein, da die Werft bis Mitte September eine Lösung benötigt, um die Löhne der Beschäftigten zahlen zu können. Der Haushaltsausschuss des Bundestags und die EU-Kommission müssen den geplanten staatlichen Einstieg noch genehmigen, bevor die Rettungsmaßnahmen in Kraft treten können.

Insgesamt zeigt sich, dass die Meyer Werft vor einer entscheidenden Wende steht. Mit der Unterstützung von Bund und Land könnte das Unternehmen nicht nur überleben, sondern auch gestärkt aus dieser Krise hervorgehen. Die kommenden Verhandlungen und Entscheidungen werden maßgeblich darüber bestimmen, ob die Meyer Werft eine nachhaltige Zukunft hat.

Quellen: F.A.Z., NDR, dpa

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