Der traditionelle Klaasohm-Brauch auf Borkum ist in diesem Jahr friedlich verlaufen. Polizei und Stadtverwaltung bestätigten, dass es keine Körperverletzungen oder Übergriffe im Zusammenhang mit dem Fest gab. Malte Hagspihl, Sprecher der Polizeidirektion Osnabrück, erklärte gegenüber der dpa, dass lediglich eine Sachbeschädigung und eine gefährliche Körperverletzung gemeldet wurden, die jedoch keinen Bezug zu Klaasohm hatten. Zwischen 500 und 600 Personen nahmen an den Feierlichkeiten teil.
Der Brauch, der seit Generationen auf der ostfriesischen Insel gepflegt wird, begann am Donnerstagnachmittag. Sechs junge Männer verkörpern die Klaasohms, verkleidet mit Masken, Schafsfellen und Vogelfedern. Der Höhepunkt des Festes ist traditionell der Sprung der Klaasohms von einer meterhohen Säule in die Menge gegen Mitternacht.
Im Vorjahr hatte ein Bericht des ARD-Magazins „Panorama“ bundesweite Kritik ausgelöst. Der Beitrag dokumentierte den Brauch, bei dem Frauen mit Kuhhörnern geschlagen wurden, und zeigte Aufnahmen aggressiver Übergriffe. Borkumerinnen berichteten anonym über ihre Erfahrungen. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) berichtete, dass der veranstaltenden Verein Borkumer Jungens nach der Kritik angekündigt hatte, den „Brauch des Schlagens“ in diesem Jahr abzuschaffen.
Polizeisprecher Hagspihl zeigte sich zufrieden mit dem friedlichen Verlauf und betonte, dass das polizeiliche Ziel erreicht worden sei. Die Polizei war mit einem verstärkten Aufgebot vor Ort, um die Sicherheit zu gewährleisten. Auch Borkums Bürgermeister Jürgen Akkermann (parteilos) äußerte sich positiv und sprach von einem der schönsten Klaasohm-Feste, die er erlebt habe. Nach der klaren Botschaft, Gewalt nicht zu tolerieren, habe sich das Fest auf seinen eigentlichen Kern konzentriert. Die Borkumerinnen und Borkumer hätten gezeigt, wie wichtig ihnen dieses Fest sei, so Akkermann gegenüber dpa.
Die Diskussion um den Brauch und seine Veränderung wird auch von der emeritierten Historikerin Katharina Hoffmann von der Universität Oldenburg, die 2020 zum Thema Klaasohm geforscht hat, als notwendig erachtet. Gegenüber dpa begrüßte sie die Abschaffung des Schlagens, plädierte aber für eine weitere Auseinandersetzung mit dem Brauch und dessen Veränderung. Sie äußerte sich verwundert über die Betonung der Bedeutung des Festes für die Identität und das Zugehörigkeitsgefühl der Borkumer.
Vergleichbare Bräuche, wie das Klausentreiben im Allgäu oder die Krampusläufe in Österreich und Oberbayern, bei denen ebenfalls furchterregende Gestalten durch die Straßen ziehen, werden teilweise touristisch vermarktet. Während früher Schläge auf Passanten und Gegenstände üblich waren, um böse Geister zu vertreiben, finden diese Bräuche heute, wie beispielsweise vom Klausenverein Sonthofen betont, unter Beachtung bestimmter Regeln statt.
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