19.10.2024
Klimakatastrophe in Bangladesch: Überschwemmungen und humanitäre Krise

Flut in Bangladesch: Wo die Schornsteine aus dem Wasser ragen

Die jüngsten Überschwemmungen in Bangladesch haben verheerende Auswirkungen auf die Bevölkerung, insbesondere auf die bereits unter prekären Bedingungen lebenden Rohingya-Flüchtlinge. Berichten zufolge sind durch die anhaltenden Monsunregenfälle bereits mindestens 20 Menschen ums Leben gekommen, während fast fünf Millionen Menschen von den Wassermassen betroffen sind. Die Situation ist besonders dramatisch in der Küstenstadt Cox’s Bazar, wo das Wasser in die Hütten der Bewohner eindringt und die Infrastruktur erheblich beeinträchtigt wird.

Ein Blick aus dem Flugzeugfenster zeigt die Ausmaße der Fluten: Strommasten und Schornsteine ragen aus dem Wasser, das sich bis in die Nähe der Hauptstadt Dhaka erstreckt. In Cox’s Bazar sammeln sich die Wassermassen auf Feldern und Straßen, während die Regenfälle unvermindert weitergehen. Die Straßenverbindungen sind unterbrochen, und die Menschen benötigen dringend Nahrungsmittel, sauberes Wasser, Medikamente und trockene Kleidung. In den letzten Tagen waren die Flüge ausgebucht, da die Straßen in die nahegelegene Stadt Chittagong unpassierbar geworden sind.

Die humanitäre Lage in den betroffenen Regionen ist alarmierend. Tausende Menschen sind von der Außenwelt abgeschnitten und suchen Zuflucht in den Schutzunterkünften, die in den letzten Jahren eingerichtet wurden. Das Militär, die Feuerwehr und der Zivilschutz sind im Einsatz, um Hilfsgüter zu verteilen und die betroffenen Gemeinden zu unterstützen. Die Situation in den Flüchtlingslagern für Rohingya ist besonders besorgniserregend. Diese Menschen leben bereits unter extrem schwierigen Bedingungen, und die wiederkehrenden Monsunregen stellen eine ständige Bedrohung dar. Im Juni kamen bereits zehn Personen in den Lagern aufgrund von Erdrutschen ums Leben.

Die Auswirkungen der Flut sind auch in den umliegenden Gebieten deutlich sichtbar. In Cox’s Bazar stehen die Felder teilweise bis über Kniehöhe unter Wasser, und kleine Bäche haben sich in reißende Flüsse verwandelt. Der Boden ist weich und rutschig, was die Gefahr von weiteren Erdrutschen erhöht. Die Hilfsorganisationen warnen seit langem vor den möglichen Folgen der Monsunzeit für die Bewohner der Flüchtlingslager, die ohnehin schon stark gefährdet sind.

Inmitten dieser Krise hat der Friedensnobelpreisträger und Chef der Übergangsregierung, Muhammad Yunus, die Bevölkerung Bangladeschs zur Einheit aufgerufen. Er betonte die Notwendigkeit, zusammenzuhalten, um die Herausforderungen, die die Naturkatastrophe mit sich bringt, zu bewältigen. Yunus übernahm sein Amt Anfang August, nachdem die langjährige Ministerpräsidentin Sheikh Hasina aufgrund anhaltender Proteste zurückgetreten war. Die Flut stellt nun einen ersten großen Test für die neue Regierung dar und wirft Fragen zur Fähigkeit der Führung auf, die Kontrolle über die Situation zu behalten.

Die Überschwemmungen haben zudem bestehende Spannungen zwischen Bangladesch und Indien verstärkt. Viele Einwohner werfen dem Nachbarland vor, die Flut durch das Öffnen von Staudämmen verstärkt zu haben. Diese Vorwürfe sind nicht neu, da Indien in der Vergangenheit oft beschuldigt wurde, die Wassermengen in Bangladesch zu beeinflussen, was zu Ressentiments in der Bevölkerung führt. Die aktuelle Krise könnte somit nicht nur die humanitäre Lage verschärfen, sondern auch politische Spannungen zwischen den beiden Ländern anheizen.

Die Situation in Bangladesch verdeutlicht die Herausforderungen, mit denen das Land konfrontiert ist, und zeigt, wie der Klimawandel die Lebensbedingungen der Menschen beeinflusst. Die Region ist besonders anfällig für Naturkatastrophen, und die wiederkehrenden Monsunregen führen regelmäßig zu Überschwemmungen und Zerstörungen. Die internationale Gemeinschaft beobachtet die Entwicklungen in Bangladesch mit Sorge, da die humanitäre Krise möglicherweise auch Auswirkungen auf die Stabilität der Region haben könnte.

Die kommenden Tage werden entscheidend sein, um zu beobachten, wie die Regierung und die Hilfsorganisationen auf die anhaltenden Herausforderungen reagieren und ob es gelingt, die betroffenen Menschen zu unterstützen und die Auswirkungen der Flut zu mildern.

Quellen: FAZ, ZEIT ONLINE, Plan International.

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