Eine Studie der Leuphana Universität Lüneburg, die im Auftrag des niedersächsischen Umweltministeriums im Frühjahr 2024 durchgeführt wurde, belegt Fortschritte, aber auch erhebliches Verbesserungspotenzial beim Klimaschutz in deutschen Unternehmen. Wie die Zeit berichtet, zeichnen die Wissenschaftler ein zwiespältiges Bild. Viele Unternehmen erfassen zwar ihre Treibhausgasemissionen, konkrete Reduktionsziele und deren Umsetzung fehlen jedoch häufig. Der europäische Emissionshandel werde von den Unternehmen kaum berücksichtigt (Zeit). Umweltminister Christian Meyer (Grüne) sieht in der aktuellen Klima- und Energiekrise eine Chance für eine nachhaltigere Unternehmensausrichtung (Süddeutsche Zeitung).
Die Studie basiert auf einer Online-Befragung von über 200 Personen aus dem Management sowie Betriebs- und Personalräten. Der Stern berichtet, dass Themen wie Biodiversität, Klimaanpassung, Menschenrechte und Arbeitsbedingungen entlang der Lieferkette sowie Nachhaltigkeitsberichterstattung und -ziele in der Wirtschaft bisher wenig Beachtung finden. Laut Studie ist das Nachhaltigkeitsengagement primär durch staatliche Vorgaben und Marktanforderungen motiviert. Innovationen und der Verzicht auf wirtschaftlich attraktive, aber ökologisch schädliche Aktivitäten seien seltener. Auch das Engagement von Betriebs- und Personalräten für Nachhaltigkeit und Klimaschutz könne verstärkt werden.
Der Corporate Climate Responsibility Monitor 2024 (CCRM) kritisiert die unzureichenden Klimaziele vieler Großunternehmen für 2030. How-green-works.de zufolge planen die untersuchten Unternehmen im Durchschnitt nur eine Reduktion ihres CO2-Fußabdrucks um 30 Prozent, während der Weltklimarat (IPCC) eine Reduktion der Treibhausgase um 43 Prozent fordert. Der CCRM bemängelt zudem die übermäßige Verlagerung auf Kompensationsstrategien (Offsetting) anstatt tatsächlicher Emissionsreduktionen. Positiv bewertet der CCRM die zunehmende Transparenz in der Klimakommunikation einiger Unternehmen.
Die NZZ berichtet von einer zunehmenden Zurückhaltung der Unternehmen bei der Festlegung konkreter Klimaziele, um sich nicht angreifbar zu machen. Der Druck von Umweltorganisationen und Verbraucherschützern spielt dabei eine Rolle. Gleichzeitig betont die NZZ die Bedeutung unternehmerischer Entscheidungen für den Klimaschutz, da hier konkrete Maßnahmen zur CO2-Reduktion umgesetzt werden können.
Das Umweltbundesamt mahnt eine stärkere Auseinandersetzung mit Klimarisiken und die Umsetzung von Anpassungsmaßnahmen an. Die EU-Taxonomie und die European Sustainability Reporting Standards (ESRS) geben klare, teils verbindliche Vorgaben. Das Umweltbundesamt unterscheidet zwischen physischen Klimarisiken, wie Schäden an Gebäuden durch Extremwetter, und transitorischen Risiken, die aus der Dekarbonisierung der Wirtschaft resultieren, beispielsweise durch strengere Emissionsvorschriften. Das Umweltbundesamt stellt Unternehmen Handreichungen und Empfehlungen für Klimarisikoanalysen und Anpassungsstrategien zur Verfügung.
Der Bayerische Rundfunk berichtet über den Corporate Climate Responsibility Monitor 2023, der die Klimaziele von 24 weltweit führenden Unternehmen untersucht hat. Das Ergebnis: Viele Unternehmen betreiben Greenwashing, indem ambitionierte Klimaziele präsentiert, aber in der Praxis zu wenig umgesetzt wird. Häufig würden Bereiche der Wertschöpfungskette bei der Emissionsberechnung ausgelassen oder auf Kompensationsmaßnahmen gesetzt, anstatt den CO2-Ausstoß tatsächlich zu senken.
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