Die UN-Klimakonferenz in Baku, Aserbaidschan, ist in die Verlängerung gegangen. Grund dafür sind anhaltende Meinungsverschiedenheiten über die finanzielle Unterstützung von Entwicklungsländern im Kampf gegen den Klimawandel. Wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) berichtet, sorgten die vorgelegten Entwürfe für Abschlusstexte zum geplanten Ende der Konferenz am Freitag für Empörung, insbesondere die vorgeschlagene Höhe der finanziellen Hilfen.
Kern des Streits ist die Frage, wie viel Geld den Entwicklungsländern zur Verfügung gestellt werden soll. Der Vorschlag der Konferenzpräsidentschaft, bis 2035 jährlich 250 Milliarden US-Dollar von den Industriestaaten zu mobilisieren, wurde von Klimaschützern und Vertretern der Entwicklungsländer als unzureichend zurückgewiesen. Wie die "Zeit" am 22. November 2024 berichtete, bezeichneten Klimaschützer den Vorschlag als "traurigen Witz". Martin Kaiser, Deutschland-Chef von Greenpeace, wird mit den Worten zitiert: "Ein Waldbrand kann nicht mit einem Gartenschlauch gelöscht werden." Die vorgeschlagene Summe entspricht zwar dem 2,5-fachen der aktuellen Hilfsgelder, berücksichtigt aber nicht den steigenden Bedarf und die Inflation. Entwicklungsländer fordern hingegen Unterstützung in Billionenhöhe.
Auch eine unabhängige UN-Expertengruppe schätzt den Bedarf an externer Hilfe deutlich höher ein: Rund 1 Billion US-Dollar pro Jahr bis 2030 und sogar 1,3 Billionen US-Dollar bis 2035. Die Inselstaaten, die besonders vom Klimawandel betroffen sind, reagierten laut dpa entsetzt auf den Vorschlag und bezeichneten ihn als inakzeptabel. Sie appellierten an die moralische Verantwortung der Industrieländer. Außenministerin Annalena Baerbock verhandelte am Abend mit den Inselstaaten, betonte aber gleichzeitig, dass Deutschland keine "ungedeckten Schecks" ausstellen könne.
Ein weiterer Kritikpunkt betrifft die Verantwortlichkeiten für die Finanzierung. Im fünfseitigen Textentwurf wird zwar ein Gesamtziel von mindestens 1,3 Billionen Dollar genannt, doch die Rolle von Entwicklungsbanken, privaten Geldquellen und weiteren Geberländern bleibt unklar. Oxfam-Experte Kowalzig kritisierte laut Tagesschau, dass niemand konkret für diesen Teil des Globalziels verantwortlich sei. Auch die Herkunft der Gelder – ob öffentliche Mittel oder private Investitionen – ist laut Viviane Raddatz vom WWF unklar. Bill Hare von ClimateAnalytics wies darauf hin, dass das Ziel erst 2035 erreicht werden müsse und es sich daher eher um eine Obergrenze als um eine Untergrenze handle.
Die EU, Deutschland und andere Wirtschaftsmächte hatten bis zum letzten Tag der Konferenz keine konkreten Zahlen genannt. Die Bundesregierung hält die geforderten Billionenbeträge für unrealistisch und appelliert an Länder wie China und die reichen Golfstaaten, sich ebenfalls an der Finanzierung zu beteiligen. Diese gelten nach alter UN-Logik jedoch noch als Entwicklungsländer und sind somit eigentlich selbst Anspruchsberechtigte.
Entwicklungsländer argumentieren, dass sie selbst kaum zur Klimakrise beigetragen haben und die reichen Industrieländer ihrer historischen Verantwortung gerecht werden müssten. Sie leiden bereits jetzt unter den Folgen der Erderhitzung, wie Dürren, Missernten, Stürme, Waldbrände und Überschwemmungen. Experten warnen vor den daraus resultierenden Migrationsströmen und betonen, dass die Kosten des Nichtstuns um ein Vielfaches höher seien.
Auch die Beschlüsse der Klimakonferenz in Dubai im Vorjahr, wie das Bekenntnis zum Ausstieg aus fossilen Brennstoffen, der Ausbau erneuerbarer Energien und die Steigerung der Energieeffizienz, wurden im aktuellen Textentwurf nicht wörtlich übernommen, vermutlich auf Druck Saudi-Arabiens. Obwohl die Umweltorganisation Germanwatch dies nicht als inhaltlichen Rückschritt wertet, wäre es für Deutschland und die EU enttäuschend, wenn diese Formulierungen nicht wiederholt würden. Ein Scheitern der Konferenz hätte jedoch ebenfalls einen hohen Preis.
Kritik gibt es auch am Gastgeberland Aserbaidschan. Christoph Bals von Germanwatch äußerte Zweifel an der Kompetenz der aserbaidschanischen Präsidentschaft und kritisierte die mangelnde Vorbereitung und die teils chaotischen Zustände während der Konferenz. Aserbaidschan, ein Petrostaat, dessen Exporterlöse zu 90 Prozent aus Öl und Gas stammen, erhofft sich von der Ausrichtung der Konferenz einen Imagegewinn.
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