Die wirtschaftliche Lage vieler Unternehmen in Deutschland ist angespannt, und immer mehr, insbesondere kleine und mittelständische Unternehmen (KMU), sehen sich gezwungen, ihr Geschäft aufzugeben. Wie der Branchenmonitor des IT-Dienstleisters Datev zeigt, haben in den vergangenen zwölf Monaten durchschnittlich fast fünf Mandanten pro Steuerberaterkanzlei ihr Unternehmen aufgegeben oder ins Ausland verlagert. Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (F.A.Z.) berichtete am 19.11.2024 exklusiv über die Ergebnisse dieser Umfrage, die ein alarmierendes Bild der aktuellen Situation zeichnet.
Die Gründe für die Geschäftsaufgaben sind vielfältig. Neben dem oft beklagten Mangel an qualifizierten Nachfolgern nennen die Steuerberater, die im engen Kontakt mit den betroffenen Unternehmen stehen, vor allem die mangelnde Rentabilität und den anhaltenden Personalmangel als treibende Faktoren. Die F.A.Z. zitiert einen Steuerberater mit den Worten: „Mangelnde Planungssicherheit durch politische Entscheidungen, die jeder Vernunft widersprechen. Dafür möchten die Mandanten keine Lebenszeit investieren.“ Ein anderer beklagt die Überforderung vieler Mandanten durch die Bürokratie.
Auch die hohen Kosten, insbesondere für Energie und Transport, belasten die Unternehmen. Ein Steuerberater, der von der F.A.Z. befragt wurde, führt die Maut- und Kfz-Kosten bei Transportunternehmen sowie die Energiekosten im produzierenden Gewerbe als Gründe für Unternehmensschließungen an. Hinzu kommt die Arbeitsüberlastung durch Personalmangel oder unzuverlässiges Personal.
Unternehmen, die ins Ausland abwandern, begründen dies laut F.A.Z. mit den immer neuen bürokratischen Auflagen und den hohen Steuern und Abgaben in Deutschland. Fast ein Drittel der abwandernden Unternehmen gibt an, Schwierigkeiten mit der Anpassung an neue rechtliche und regulatorische Anforderungen zu haben. Dies zeigt der Datev Branchenmonitor.
Die aktuelle wirtschaftliche Lage der KMU ist angespannt. Der Datev-Mittelstandsindex, der von der F.A.Z. veröffentlicht wurde, verdeutlicht den Umsatzrückgang der KMU im Oktober 2024 um 4,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Besonders betroffen sind die kleinsten und kleinen Unternehmen. Ein kleiner Lichtblick ist, dass die größeren KMU im Oktober 1,2 Prozent mehr Umsatz als im Vorjahr erzielten, was sich positiv auf viele Branchen auswirkte, mit Ausnahme des verarbeitenden Gewerbes.
Auch andere Medien berichten über die schwierige Situation von Selbstständigen und Kleinunternehmern. So meldete die Süddeutsche Zeitung (SZ) am 18.11.2024, dass fast jeder fünfte Selbstständige in Deutschland seine wirtschaftliche Existenz gefährdet sieht. Als Hauptgrund wird die Auftragsflaute genannt. Ähnliche Zahlen meldet auch der Tagesspiegel vom selben Tag. Die SZ zitiert die Ifo-Expertin Katrin Demmelhuber mit den Worten: „Die Selbstständigen stehen immer mehr unter wirtschaftlichem Druck.“
Das DIW Berlin veröffentlichte 2021 eine Studie, die zeigt, dass die Corona-Pandemie Selbstständige vermehrt zur Geschäftsaufgabe drängte, wobei Frauen stärker betroffen waren. Die Studie basiert auf Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) und zeigt einen deutlichen Rückgang der Selbstständigen im Jahr 2020.
Die Website unternehmenswelt.de berichtet, dass bis 2025 tausende mittelständische Unternehmen ohne Nachfolge aufgeben werden. Als Gründe werden unter anderem fehlendes Interesse von Familienangehörigen, das hohe Durchschnittsalter der Unternehmer, die unattraktive Geschäftslage und die Bürokratie genannt.
Das Erfolgsgeschichten-Magazin nennt fünf Hauptgründe für das Scheitern von Selbstständigen: finanzielle Probleme, Überforderung, Konkurrenz, fehlende Unterstützung und unvorhergesehene Ereignisse.
Investmentweek.com analysiert die Situation von Freiberuflern und Kleinunternehmern und stellt fest, dass die Zahl der Selbstständigen in Deutschland 2023 einen historischen Tiefstand erreicht hat. Als Gründe werden die wirtschaftliche Unsicherheit, die hohe Bürokratie und stagnierende Aufträge genannt.
Sevdesk.de beschreibt den Prozess der Aufgabe der Selbstständigkeit und die damit verbundenen Schritte, wie die Kündigung von Verträgen und die Gewerbeabmeldung.