19.10.2024
Ukrainekriegsfolgen: Finanzielle Last und Integrationsherausforderungen für Deutschland
Der Krieg in der Ukraine und seine finanziellen Auswirkungen auf Deutschland haben in den letzten Jahren viel Aufmerksamkeit erregt. Laut Marcel Fratzscher, dem Präsidenten des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), dürften die wirtschaftlichen Kosten für Deutschland nach zwei Jahren Ukrainekrieg deutlich höher liegen als 200 Milliarden Euro. Einem Bericht der "Rheinischen Post" zufolge haben insbesondere die hohen Energiekosten das Wachstum in Deutschland im Jahr 2022 um 2,5 Prozentpunkte oder 100 Milliarden Euro und im Jahr 2023 bis dato um eine ähnliche Größenordnung reduziert. Diese Zahlen beziehen sich jedoch nur auf die direkten finanziellen Kosten. Fratzscher wies darauf hin, dass weitere Kosten durch die wegen des Krieges eskalierenden geopolitischen und geoökonomischen Konflikte, vor allem mit China, entstehen. Diese Konflikte treffen besonders Exportunternehmen hart, die eine wichtige Stütze der deutschen Wirtschaft darstellen. Die "Rheinische Post" zitierte auch eine aktuelle Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), die den finanziellen Schaden des Ukrainekriegs für Deutschland sogar auf rund 240 Milliarden Euro beziffert. Während die Ausfälle im Jahr 2022 bei rund 100 Milliarden Euro lagen, stiegen sie im Jahr 2023 wieder auf gut 140 Milliarden an. Die Forscher wiesen jedoch darauf hin, dass auch die Folgen der Coronapandemie weiterhin wirken, sodass sich eine genaue Abgrenzung der Effekte des Ukrainekriegs nicht berechnen lässt. Besonders hart treffen die Kosten des Ukrainekriegs Menschen mit geringen Einkommen. Fratzscher betonte, dass die Inflation für diese Personengruppe zwei- bis dreimal stärker auswirken würde als für Menschen mit hohen Einkommen. Darüber hinaus hatte der russische Überfall auf die Ukraine direkte Auswirkungen auf die Flüchtlingsbewegungen. Bis Mitte Februar waren im sogenannten Ausländerzentralregister knapp 1,143 Millionen ukrainische Geflüchtete erfasst. Rund 300.000 von ihnen haben Deutschland wieder verlassen. Von den Geflüchteten, die in Deutschland geblieben sind, sind etwa 716.000 im erwerbsfähigen Alter, und nach den jüngsten Zahlen aus dem November waren 21 Prozent von ihnen berufstätig. Die Integration der Geflüchteten auf dem deutschen Arbeitsmarkt stellt allerdings eine Herausforderung dar. Laut Bundesagentur für Arbeit (BA) haben mehr als 70 Prozent der im Jahr 2022 befragten ukrainischen Geflüchteten einen Hochschulabschluss. Dennoch sind die Abgangsraten aus der Arbeitslosigkeit in eine Beschäftigung im Januar im Vergleich zum Vorjahresmonat gesunken. Faktoren wie Kinderbetreuung, die Dauer der Anerkennungsverfahren und Sprachkenntnisse bleiben große Herausforderungen für eine schnelle Integration. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Krieg in der Ukraine Deutschland nicht nur finanziell, sondern auch gesellschaftlich und wirtschaftlich vor große Herausforderungen stellt. Die direkten und indirekten Kosten laufen in die Hunderte von Milliarden, und die Bemühungen um Integration und Unterstützung der ukrainischen Geflüchteten werden noch lange eine wichtige Rolle in der deutschen Politik und Wirtschaft spielen.
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