Der Umstieg auf Elektromobilität schreitet an Land voran, doch auf dem Wasser hinkt die Entwicklung hinterher. Im Wattenmeer, einem UNESCO-Weltnaturerbe, sind Elektroboote noch eine Seltenheit. Ein Hauptgrund dafür ist die fehlende Ladeinfrastruktur in Häfen und Marinas. Wie die Zeit (31. Oktober 2024) berichtet, soll sich das nun ändern.
Eine Initiative aus Hafenbetreibern, Küstenkommunen, Wassersportverbänden und Naturschutzorganisationen hat sich zum Ziel gesetzt, die Freizeitschifffahrt im Wattenmeer klimaneutral zu gestalten. Holger Wesemüller, Vorsitzender des Beirats für den Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer, sieht in der Elektrifizierung des Wassersports großes Potenzial und betont die mögliche Vorreiterrolle Niedersachsens. Das Projekt „E-Mobilität in See- und Sportboothäfen“ (E-MobiSS), unter der Leitung des Mellumrats und der Insel Borkum, untersucht die technischen Anforderungen für den Umstieg auf fossilfreie Antriebe und wird vom Bundesverkehrsministerium gefördert. (Mellumrat)
Geplant ist der Aufbau eines Ladenetzes entlang der niedersächsischen Küste, mit Ladestationen im Abstand von etwa 30 Kilometern. Christian Bahlke, Fachberater und Kapitän, erklärt, dass die fehlende Infrastruktur die größte Hürde für den Umstieg darstellt. Ein dichtes Netz an Ladestationen soll Bootseigner motivieren, auf Elektromotoren umzusteigen. (dpa Niedersachsen, via Zeit Online, 31. Oktober 2024)
Die Vorteile der Elektromobilität auf dem Wasser liegen auf der Hand: Elektromotoren, betrieben mit regenerativer Energie, sind umweltfreundlich und leise, was besonders im sensiblen Ökosystem des Wattenmeers von Bedeutung ist. Für Bootsbesitzer bieten sie zudem mehr Komfort, da das lästige Schleppen von Benzinkanistern entfällt. Auch die Betriebskosten sind geringer, obwohl die Anschaffung eines Elektromotors teurer ist. (dpa Niedersachsen, via Zeit Online, 31. Oktober 2024)
Viele Marinas verfügen bereits über Stromanschlüsse an den Stegen, die jedoch nicht für das Laden von Antriebsbatterien ausgelegt sind. Eine Umrüstung der bestehenden Infrastruktur ist daher notwendig. Erste Häfen, darunter Leer und Neuharlingersiel, haben bereits Interesse an der Installation von Ladestationen signalisiert. (dpa Niedersachsen, via Zeit Online, 31. Oktober 2024) Wie der Mellumrat berichtet, haben auch andere Häfen und Marinas, wie der Zweckverband Neuharlingersiel und die Im-Jaich Marina in Bremerhaven, Interesse an der Errichtung von Ladeinfrastruktur bekundet.
Für die rund 430 Kilometer lange Küste zwischen Ems und Elbe werden etwa 21 Ladestationen benötigt. Um die Auslastung zu erhöhen, sollen diese Ladestationen so konzipiert werden, dass sie sowohl von Booten als auch von Autos genutzt werden können. (Süddeutsche Zeitung) Die technischen Anforderungen an die Ladeinfrastruktur variieren je nach Standort. Während für das Laden mit Wechselstrom oft bereits vorhandene Infrastruktur genutzt werden kann, erfordert das Schnellladen mit Gleichstrom meist eine Erweiterung des Netzanschlusses. (Mellumrat)
Ein weiteres wichtiges Thema ist die Abrechnung des Stromverbrauchs. Bisher werden die Stromkosten meist über eine Pauschale in der Liegeplatzgebühr abgedeckt. Mit der zunehmenden Nutzung von Elektromotoren wird ein neues Abrechnungssystem, ähnlich dem für E-Autos an Land, notwendig. (Süddeutsche Zeitung)
Die Initiatoren des Projekts hoffen auf eine Förderung durch das Land Niedersachsen, ähnlich wie es bereits in Schleswig-Holstein der Fall ist. Dort wird die Installation von Ladestationen für Boote und Autos gleichermaßen gefördert. (Süddeutsche Zeitung) Auch das Tourismusnetzwerk Niedersachsen berichtet über die Bemühungen zur Elektrifizierung der Hafenstandorte und Marinas.
Beispiele aus anderen europäischen Ländern, wie Spanien, Schweden und Norwegen, zeigen, dass die Elektrifizierung der Freizeitschifffahrt erfolgreich umgesetzt werden kann. Die Initiatoren des E-MobiSS-Projekts sind zuversichtlich, dass das Wattenmeer bald ebenfalls elektrisch wird. (Süddeutsche Zeitung)