19.10.2024
Lebenserwartung in Deutschland: Rückkehr zu positiven Trends

Gesundheit: Lebenserwartung steigt wieder an

Nach einer Phase des Rückgangs während der Corona-Pandemie zeigen aktuelle Daten, dass die Lebenserwartung in Deutschland wieder ansteigt. Das Statistische Bundesamt in Wiesbaden berichtet, dass die durchschnittliche Lebenserwartung bei Geburt im Jahr 2023 für Frauen bei 83,3 Jahren und für Männer bei 78,6 Jahren liegt. Dies stellt einen Anstieg von etwa 0,4 Jahren im Vergleich zum Vorjahr dar.

In den Jahren 2020 bis 2022 war die Lebenserwartung sowohl für Männer als auch für Frauen um 0,6 Jahre im Vergleich zu 2019 gesunken. Die Rückgänge während der Pandemie wurden als signifikant wahrgenommen, und die Rückkehr zu den Werten von 2019 ist noch nicht vollständig erreicht. Dennoch wird ein „deutlicher Aufholeffekt“ festgestellt, wie es vom Statistischen Bundesamt heißt.

Definition der Lebenserwartung

Die „Lebenserwartung bei Geburt“ ist ein wichtiger demografischer Indikator, der die Sterblichkeit über alle Altersjahre hinweg in einem einzigen Wert zusammenfasst. Dieser Wert ist unabhängig von der Altersstruktur und der Größe der Bevölkerung und eignet sich daher besonders gut für Zeitvergleiche. Es ist wichtig zu beachten, dass die Lebenserwartung nicht als Prognose für die Lebensdauer von heute Neugeborenen zu verstehen ist. Statistische Modelle deuten darauf hin, dass 2023 geborene Jungen voraussichtlich zwischen 81 und 90 Jahren und Mädchen zwischen 85 und 93 Jahren alt werden könnten.

Regionale Unterschiede in der Lebenserwartung

Die Daten zeigen jedoch auch regionale Unterschiede in der Lebenserwartung. In Nordrhein-Westfalen wurde für Neugeborene zum zweiten Mal in Folge ein leichter Rückgang der Lebenserwartung festgestellt. Die durchschnittliche Lebenserwartung für Mädchen liegt dort bei 82 Jahren und fünf Monaten, während Jungen im Schnitt 77 Jahre und elf Monate alt werden. Diese Abweichungen verdeutlichen, dass nicht alle Bundesländer von der allgemeinen positiven Entwicklung profitieren.

Einfluss der Pandemie auf die Lebenserwartung

Die Corona-Pandemie hatte einen erheblichen Einfluss auf die Sterblichkeit und damit auf die Lebenserwartung in Deutschland. Die hohen Sterbefallzahlen während der Pandemie führten zu einem Rückgang der durchschnittlichen Lebenserwartung. Die Jahre 2020 bis 2022 waren von außergewöhnlichen Herausforderungen geprägt, die sich auf die Gesundheit der Bevölkerung auswirkten. Der Rückgang der Lebenserwartung war besonders stark ausgeprägt in den Jahren 2020 und 2021, als die Pandemie ihren Höhepunkt erreichte.

Langfristige Trends und Prognosen

Langfristig zeigt die Entwicklung der Lebenserwartung in Deutschland einen positiven Trend. Seit der ersten allgemeinen Sterbetafel im Jahr 1871 hat sich die Lebenserwartung mehr als verdoppelt. Die durchschnittliche Lebenserwartung für Männer betrug damals 35,6 Jahre und für Frauen 38,5 Jahre. Aktuelle Werte zeigen, dass Männer im Jahr 2023 eine Lebenserwartung von 78,2 Jahren und Frauen von 83,0 Jahren haben.

Die Gründe für den Anstieg der Lebenserwartung sind vielfältig und umfassen Fortschritte in der medizinischen Versorgung, verbesserte Hygiene, eine bessere Ernährung und allgemein gestiegene Lebensstandards. Diese Faktoren haben dazu beigetragen, dass die Menschen nicht nur länger leben, sondern auch gesünder altern.

Ausblick auf die Zukunft

Die Prognosen deuten darauf hin, dass die Lebenserwartung in den kommenden Jahrzehnten weiter steigen könnte. Die 15. koordinierte Bevölkerungsvorausberechnung geht davon aus, dass die Lebenserwartung bei Geburt bis 2070 um vier bis acht Jahre für Männer und um drei bis sieben Jahre für Frauen ansteigen könnte. Diese Annahmen basieren auf der Erwartung, dass sich die Lebensbedingungen weiterhin verbessern und gesundheitliche Risiken wie Rauchen und übermäßiger Alkoholkonsum zurückgehen.

Fazit

Insgesamt zeigt die Entwicklung der Lebenserwartung in Deutschland, dass die Bevölkerung nach den Herausforderungen der Corona-Pandemie wieder auf einem positiven Weg ist. Während es regionale Unterschiede gibt und das Niveau von 2019 noch nicht vollständig erreicht wurde, ist der allgemeine Trend hin zu einer höheren Lebenserwartung unübersehbar. Die kommenden Jahre werden entscheidend sein, um zu beobachten, wie sich diese Entwicklungen weiter gestalten und welche Maßnahmen ergriffen werden, um die Gesundheit der Bevölkerung zu fördern.

Quellen: Zeit Online, Süddeutsche Zeitung, Welt, Statistisches Bundesamt.

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