19.10.2024
Lipödem: Herausforderungen und Therapieoptionen im Fokus

Lipödem: Oft bleibt nur die OP

Das Lipödem ist eine chronische Fettverteilungsstörung, die vor allem Frauen betrifft. Schätzungen zufolge sind in Deutschland etwa 3,8 Millionen Menschen betroffen, wobei die Dunkelziffer möglicherweise noch höher liegt. Die Erkrankung äußert sich durch eine unproportionale Fettansammlung, insbesondere an den Beinen, Hüften und Gesäß, und kann zu erheblichen physischen und psychischen Belastungen führen.

Symptome und Diagnose

Typische Symptome eines Lipödems sind eine unproportionale Zunahme des Fettgewebes an den Beinen und Hüften, während der Oberkörper meist schlank bleibt. Betroffene berichten häufig von Schmerzen, Schweregefühlen und Druckempfindlichkeit in den betroffenen Regionen. Bei der Diagnose ist es wichtig, dass die Erkrankung von einem Facharzt für Phlebologie oder Lymphologie erkannt wird, da sie oft mit anderen Erkrankungen wie Adipositas oder Lymphödemen verwechselt wird.

Ursachen des Lipödems

Die genauen Ursachen des Lipödems sind noch nicht vollständig geklärt, jedoch wird vermutet, dass hormonelle Veränderungen, insbesondere während der Pubertät oder nach Schwangerschaften, eine Rolle spielen. Zudem scheint eine genetische Veranlagung vorzuliegen, da die Erkrankung häufig in Familien vorkommt.

Behandlungsmöglichkeiten

Da das Lipödem nicht durch Diäten oder Sport beeinflusst werden kann, konzentriert sich die Behandlung auf die Linderung der Symptome. Zu den gängigen Therapieansätzen zählen:

- Kompressionstherapie - Manuelle Lymphdrainage - Physiotherapie

In vielen Fällen wird jedoch festgestellt, dass diese konservativen Maßnahmen nicht ausreichen, um die Beschwerden langfristig zu lindern. Ab Stadium 2 der Erkrankung wird häufig eine Fettabsaugung (Liposuktion) in Erwägung gezogen, um die krankhaften Fettmengen zu entfernen.

Fettabsaugung als Therapieoption

Die Liposuktion wird in der Regel unter örtlicher Betäubung durchgeführt und hat sich als wirksame Methode zur Behandlung des Lipödems etabliert. Dabei werden die überschüssigen Fettzellen mit einer speziellen Technik abgesaugt, was oft zu einer deutlichen Verbesserung der Symptome führt. Experten empfehlen, den Eingriff in spezialisierten Kliniken durchführen zu lassen, da viel Erfahrung erforderlich ist.

Kostenübernahme durch die Krankenkassen

Bis vor kurzem übernahmen die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten für die Liposuktion nur in Einzelfällen. Seit 2020 ist die operative Behandlung bei Lipödemen im Stadium 3 jedoch als Kassenleistung anerkannt, was bedeutet, dass die Krankenkassen die Kosten unter bestimmten Voraussetzungen übernehmen. Diese Regelung ist zunächst bis Ende 2024 befristet und wird von einer Erprobungsstudie begleitet, die die Wirksamkeit der Liposuktion in allen Stadien des Lipödems untersucht.

Allerdings gibt es Einschränkungen: So wird die OP nur bis zu einem BMI von 35 von den Krankenkassen übernommen. Viele Betroffene, die im fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung sind, haben aufgrund von Gewichtszunahme oft einen höheren BMI, was die Kostenübernahme erschwert.

Langfristige Perspektiven

Obwohl die Liposuktion eine effektive Methode zur Linderung der Symptome ist, heilt sie das Lipödem nicht. Studien zeigen, dass viele Patientinnen auch nach der Operation weiterhin konservative Therapien benötigen, um die Erkrankung in Schach zu halten. Es ist daher wichtig, dass Betroffene sich regelmäßig ärztlich betreuen lassen und ihre Therapie individuell anpassen.

Fazit

Das Lipödem stellt für viele Frauen eine erhebliche Belastung dar, sowohl physisch als auch psychisch. Die Liposuktion bietet eine vielversprechende Behandlungsmöglichkeit, die jedoch nicht für alle Betroffenen zugänglich ist. Die Anerkennung der Erkrankung und die Übernahme der Behandlungskosten durch die Krankenkassen sind wichtige Schritte, um den betroffenen Frauen zu helfen. Eine frühzeitige Diagnose und individuelle Therapieansätze sind entscheidend, um die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.

Quellen

Die Informationen in diesem Artikel basieren auf verschiedenen medizinischen Quellen und Berichten, darunter die Frankfurter Allgemeine Zeitung sowie Fachartikel über Lipödeme und deren Behandlung.

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