19.10.2024
Marion Ackermanns Sorge um den schwindenden Einfluss der Kultur auf die Gesellschaft

Marion Ackermann: Enttäuschung über den Geringen Einfluss der Kultur auf das Gesellschaftliche Klima

Die designierte Präsidentin der Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK), Marion Ackermann, hat sich in einem aktuellen Interview desillusioniert über den geringen Einfluss von Kunst und Kultur auf das gesellschaftliche Klima gezeigt. Ackermann, die ab Juni 2025 die Leitung der SPK übernehmen wird, äußerte sich besorgt darüber, dass Kunst und Kultur in der heutigen Gesellschaft kaum noch die gewünschte Wirkung erzielen.

Marion Ackermann: Eine beeindruckende Karriere

Marion Ackermann studierte Kunstgeschichte, Germanistik und Geschichte in Göttingen, Kassel, Wien und München. Ihre Promotion über die autobiographischen und theoretischen Texte Wassily Kandinskys schloss sie 1995 ab. Ihre Karriere führte sie zu bedeutenden Positionen, darunter als Leiterin des Kunstmuseums Stuttgart, der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf und zuletzt als Generaldirektorin der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden.

Die Herausforderungen der neuen Rolle

Die SPK ist die größte Kulturinstitution Deutschlands und umfasst 19 Einrichtungen, darunter die großen Berliner Museen, die Staatsbibliothek und das Geheime Staatsarchiv. Ackermann tritt die Nachfolge von Hermann Parzinger an, der die Stiftung seit 2008 geleitet hat. Ihr Amtsantritt erfolgt in einer Zeit großer Herausforderungen und Reformen.

Ackermanns Ansichten zur aktuellen Lage der Kultur

In einem Interview mit der Neuen Osnabrücker Zeitung äußerte Ackermann ihre Enttäuschung über den geringen Einfluss von Kunst und Kultur auf das gesellschaftliche Klima:

„Ich wollte mit der Kunst etwas in der Gesellschaft verändern, natürlich ohne parteipolitische Festlegung. Doch die Menschen sind schwer erreichbar geworden. Kunst und Kultur scheinen nicht mehr die gleiche Wirkung zu haben wie früher.“

Die Rolle der Kunst im gesellschaftlichen Diskurs

Ackermann betont, dass Kunst und Kultur in einer zunehmend polarisierten Gesellschaft oft instrumentalisiert werden. Themen wie Antisemitismus, Rassismus, Genderfragen und Klimawandel dringen vermehrt in die Museen ein und führen zu Kontroversen. „Wir befinden uns eigentlich in einem dauernden Modus der Moderation“, so Ackermann.

Sie sieht die Aufgabe der Kulturinstitutionen darin, aufklärerisch zu wirken und Medienkritik zu vermitteln. „Wir müssen den jüngeren Generationen auch Medienkritik vermitteln und Fake-Narrationen offenlegen.“

Die Sicherheitsfrage in Museen

Ein weiteres Thema, das Ackermann beschäftigt, ist die Sicherheit in Museen. Nach den Einbrüchen in das Grüne Gewölbe in Dresden und den Diebstahl einer Riesengoldmünze aus dem Bode-Museum in Berlin, wurde die Sicherheit verstärkt. „Wir Museumsdirektoren wollten noch vor einigen Jahren vor allem die Zugänglichkeit in unseren Häusern erleichtern. Jetzt müssen wir uns wieder viel mehr einschließen“, so Ackermann.

Die Zukunft der Stiftung Preußischer Kulturbesitz

Die SPK steht vor einem umfassenden Reformprozess. Ziel ist es, die Institutionen der Stiftung unabhängiger und effizienter zu gestalten. Ackermann plant, die internationale Strahlkraft der SPK zu stärken und die Digitalisierung voranzutreiben. „Es gibt im Moment auch positive Zeichen, auch von Seiten des Bundes, von Berlin, von den Ländern, dass die Not erkannt ist und hier groß unterstützt wird“, sagte sie.

Finanzielle Herausforderungen

Die SPK kämpft mit finanziellen Engpässen. Trotz der Unterstützung durch Bund und Länder sind die Mittel knapp. Ackermann plant, mehr Sponsorengelder zu akquirieren und die Wirtschaft stärker in die Pflicht zu nehmen. „De facto ist die Stiftung strukturell unterfinanziert“, räumte sie ein.

Die Bedeutung der föderalen Zusammenarbeit

Ackermann betont die Notwendigkeit der Zusammenarbeit zwischen Bund und Ländern. „Wir müssen auch die föderalen Potenziale stärker machen und sie miteinander verbinden“, so Ackermann. Sie sieht auch die Möglichkeit, Projekte und Ausstellungen in Zusammenarbeit mit anderen Ländern und Städten zu realisieren.

Das Humboldt Forum und die SPK

Ein weiteres wichtiges Thema ist das Humboldt Forum, das künftig wieder unter die Regie der SPK kommen wird. Ackermann sieht darin große Potenziale und möchte den experimentellen Charakter des Forums betonen. „Vielleicht sollten wir eher den experimentellen Charakter betonen und von vornherein sagen: Das da ist ein großer Raum des Möglichen, vielstimmig – und auch ein Raum des gemeinsamen Scheiterns, ein Forum.“

Die Erwartungen an die neue Präsidentin

Die Erwartungen an Ackermann sind hoch. Ihre umfangreiche Erfahrung und ihr Netzwerk machen sie zur idealen Besetzung für dieses herausgehobene Amt. Doch die Herausforderungen sind groß. Die SPK muss sich erneuern und den aktuellen gesellschaftlichen und finanziellen Herausforderungen stellen.

Fazit

Marion Ackermann steht vor einer anspruchsvollen Aufgabe. Als neue Präsidentin der Stiftung Preußischer Kulturbesitz muss sie nicht nur die internen Strukturen reformieren, sondern auch den Einfluss von Kunst und Kultur auf die Gesellschaft stärken. Ihre Enttäuschung über den geringen Einfluss der Kultur auf das gesellschaftliche Klima zeigt, wie wichtig es ist, neue Wege zu finden, um die Menschen wieder für Kunst und Kultur zu begeistern.

Die kommenden Jahre werden zeigen, ob Ackermann die SPK erfolgreich durch die Herausforderungen führen und die internationale Strahlkraft der Stiftung stärken kann. Ihre bisherigen Erfolge und ihre Entschlossenheit geben Anlass zu Optimismus.

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