Angela Merkel stellte am Dienstagabend im Berliner Deutschen Theater ihr Buch „Freiheit“ vor. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) berichtet, dass der Abend deutlich kurzweiliger geriet als die Lektüre der Memoiren selbst. Im Gespräch mit Anne Will, die auch kritische Fragen einstreute, gewährte die ehemalige Bundeskanzlerin Einblicke in ihren politischen Werdegang und verteidigte ihre Entscheidungen.
Das Publikum, darunter Wegbegleiter aus Merkels Kanzlerschaft wie Volker Kauder und Ulrich Wilhelm, erlebte einen launigen Abend. Das Interesse an der Veranstaltung war im Vorfeld enorm, die Tickets waren rasch ausverkauft. Merkels Co-Autorin, Beate Baumann, blieb im Hintergrund, was laut FAZ ihrem zurückhaltenden öffentlichen Auftreten entspricht.
Der Abend begann mit Merkels DDR-Vergangenheit. Wie schon zum Ende ihrer Amtszeit deutlich wurde, stört Merkel die Unterstellung, aufgrund ihrer Herkunft keine „richtige“ Bundesdeutsche zu sein. Diesen Ärger äußerte sie auch im Deutschen Theater. Gleichzeitig betonte sie, dankbar dafür zu sein, den Mauerfall in einem Alter erlebt zu haben, in dem noch viel vor ihr lag.
Auf die Frage von Anne Will, ob ihre Identität als Frau oder als Ostdeutsche das größere Hindernis in ihrer politischen Karriere dargestellt habe, antwortete Merkel ohne zu zögern: „Eine Frau zu sein“. In diesem Punkt sei sie lange zu gutgläubig gewesen, was sie auch im Wahlkampf 2005 zu spüren bekommen habe.
Im weiteren Verlauf, so der Tagesspiegel, wurde Will konfrontativer und thematisierte auch aktuelle politische Fragen. Merkel räumte Versäumnisse ihrer Amtszeit ein, beispielsweise beim Klimawandel, der Bundeswehr und der Digitalisierung. Sie wies jedoch die allgemeine Schuldzuweisung für die aktuellen Probleme Deutschlands zurück. Zu Friedrich Merz und dessen Kanzlerkandidatur sagte Merkel, sie gönne es ihm. Gleichzeitig betonte sie ihre abweichende Meinung in der Migrationspolitik.
Ihre Russlandpolitik, insbesondere die Entscheidung gegen einen NATO-Beitritt der Ukraine 2008 und das Festhalten an Nord Stream 2, verteidigte Merkel. Auf Wills Frage, ob sie nichts bereue, antwortete sie: „Ich persönlich halte es auch im Rückblick nicht für einen Fehler“. Die BILD beschreibt Merkels Haltung in dieser Frage als „bockig“ und unbelehrbar.
Abschließend, so die FAZ, verteidigte Merkel ihr Buch gegen den Vorwurf, es enthalte nichts Neues. Wer zwischen den Zeilen lese, werde durchaus Neues entdecken.
Die NZZ äußert sich kritisch über Merkels Memoiren und bezeichnet das Buch als „aus der Zeit gefallen“. Merkel verteidige ihre Politik ohne jeden Zweifel, obwohl Deutschland noch lange unter den Folgen leiden werde.
Capital analysiert, welche Personen in Merkels Memoiren positiv und welche negativ dargestellt werden. Der Artikel beleuchtet auch die Darstellung von Helmut Kohl, Wladimir Putin und Olaf Scholz.
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