Angela Merkels Satz „Wir schaffen das“ im Kontext der Flüchtlingskrise 2015/16 ist bis heute Gegenstand von Diskussionen und Analysen. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) berichtet, hatte Merkel den Satz am 31. August 2015 in der Bundespressekonferenz erstmals öffentlich verwendet. Er entstand inmitten einer sich zuspitzenden Lage, in der die Flüchtlingszahlen stark anstiegen und die deutsche Gesellschaft vor einer großen Herausforderung stand. Merkel selbst beschreibt den Satz in ihren Memoiren als Ausdruck einer Haltung, einer Entschlossenheit, Probleme zu lösen und Neues zu gestalten. Sie betont, dass der Satz für sie banal gewesen sei und lediglich ihre generelle Herangehensweise an politische Herausforderungen widerspiegele.
Die FAZ beleuchtet auch die Vorgeschichte des Satzes. So hatte Merkel bereits im Frühjahr 2015 Gespräche mit dem damaligen griechischen Ministerpräsidenten Alexis Tsipras geführt, der auf die zunehmende Zahl von Flüchtlingen in Griechenland aufmerksam machte. Die Situation eskalierte im Sommer 2015, als Tausende von Flüchtlingen über die Balkanroute nach Deutschland kamen. Merkels Entscheidung, die Flüchtlinge an der deutsch-österreichischen Grenze nicht abzuweisen, markierte einen Wendepunkt in ihrer Kanzlerschaft und führte letztendlich auch zu der Entstehung ihrer Memoiren.
Der Satz „Wir schaffen das“ wurde schnell zum Symbol für Merkels Flüchtlingspolitik. Während er von einigen als Ausdruck von Humanität und Willenskraft interpretiert wurde, sahen andere darin eine naive Fehleinschätzung der Lage. Wie die Tagesschau berichtet, war Merkel nicht die Erste, die diese Formulierung verwendete. Bereits SPD-Chef Sigmar Gabriel hatte den Satz einige Tage zuvor in einem Video-Podcast benutzt. Im Laufe der Zeit wurde „Wir schaffen das“ jedoch untrennbar mit Merkel verbunden und prägte die öffentliche Debatte über die Flüchtlingskrise.
Die Bundesregierung sah sich mit der Aufgabe konfrontiert, die ankommenden Flüchtlinge zu versorgen, zu registrieren und zu integrieren. Wie aus einem Interview mit Merkel in der Süddeutschen Zeitung hervorgeht, verstand sie unter dem „Wir“ nicht nur die Bundesregierung, sondern die gesamte Gesellschaft, einschließlich der Flüchtlinge selbst. Sie betonte die Bedeutung von gemeinschaftlichem Anpacken und der Zusammenarbeit von Bund, Ländern, Kommunen und Zivilgesellschaft.
Die Reaktionen auf Merkels Satz waren gespalten. Während einige Medien und Politiker den Satz positiv aufnahmen und als Zeichen der Hoffnung interpretierten, gab es auch kritische Stimmen, die Merkels Aussage als naiv und realitätsfern bezeichneten. Der FDP-Politiker Wolfgang Kubicki kritisierte den Satz als „feige“ und warf Merkel vor, die Herausforderungen der Integration zu verharmlosen. Wie aus einem Interview mit Kubicki in der Huffington Post hervorgeht, sah er in Merkels Aussage einen der Gründe für den Aufstieg der AfD.
Fünf Jahre nach Merkels Aussage zog die Morgenpost eine Bilanz der Flüchtlingspolitik. Der Artikel kommt zu dem Schluss, dass die Integration der Flüchtlinge in Deutschland überraschend positiv verlaufen sei. Viele Flüchtlinge hätten Arbeit gefunden, Deutsch gelernt und sich in die Gesellschaft integriert. Dennoch bleiben Herausforderungen bestehen, insbesondere im Bereich der Bildung und der Bekämpfung von Diskriminierung.
Die Debatte um Merkels „Wir schaffen das“ und die Flüchtlingskrise 2015/16 zeigt die Komplexität der damaligen Situation und die unterschiedlichen Perspektiven auf die politischen Entscheidungen. Der Satz bleibt ein historisches Zeugnis einer Zeit, die Deutschland nachhaltig verändert hat.
Quellen:
- Frankfurter Allgemeine Zeitung: https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/wie-merkel-ihre-haltung-zur-fluechtlingskrise-2015-erklaert-17826469.html
- Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Wir_schaffen_das
- YouTube: https://www.youtube.com/watch?v=kDQki0MMFh4
- Bundesregierung: https://www.bundesregierung.de/breg-de/aktuelles/-vor-allem-ein-satz-des-anpackens--353854
- FDP: https://www.liberale.de/content/wir-schaffen-das-war-ein-feiger-satz
- Tagesschau: https://www.tagesschau.de/inland/merkel-wir-schaffen-das-101.html
- Bundeszentrale für politische Bildung: https://www.bpb.de/shop/zeitschriften/apuz/312826/wir-schaffen-das/
- Morgenpost: https://www.morgenpost.de/politik/article401759769.ece