19.10.2024
Militärische Eskalation im Westjordanland: Israel führt umfassenden Einsatz durch

Krieg in Nahost: Israel beginnt größeren Militäreinsatz im Westjordanland

In der Nacht zum 28. August 2024 hat die israelische Armee einen großangelegten Militäreinsatz im besetzten Westjordanland gestartet, insbesondere in den Städten Dschenin und Tulkarem, die als Hochburgen militanter Palästinenser gelten. Nach Angaben des Militärs handelt es sich um Anti-Terror-Einsätze, die mit einem massiven Einsatz von Infanteristen, Drohnen und Scharfschützen durchgeführt werden. Die Armee hat zudem Bulldozer eingesetzt, um Infrastruktur zu zerstören, und sämtliche Zufahrtswege nach Dschenin abgeriegelt.

Berichten zufolge sind bei den Auseinandersetzungen in Dschenin mindestens zwei Menschen durch Schüsse getötet und mehrere weitere verletzt worden. Später meldete die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa, dass zwei weitere Personen bei einem Drohnenangriff auf ein Flüchtlingslager nahe Tubas ums Leben kamen. Ob es sich bei den Toten um militante Palästinenser handelt, ist unklar, da die israelische Armee bislang keine detaillierten Informationen zu ihrem Einsatz veröffentlicht hat.

Die Dimension dieser Militäroperation wird als die größte seit mehr als 20 Jahren beschrieben. Al Jazeera berichtete, dass Palästinenser die israelischen Soldaten im Flüchtlingsviertel Nur Schams in Tulkarem mit Schusswaffen und Sprengsätzen angegriffen haben. Es kam zu Zusammenstößen in verschiedenen Ortschaften im Westjordanland, was die ohnehin angespannte Lage weiter verschärft.

Die Situation im Westjordanland hat sich seit dem Hamas-Massaker am 7. Oktober 2023, bei dem 1.200 Menschen getötet wurden, erheblich verschlechtert. Seitdem sind laut dem Gesundheitsministerium in Ramallah mehr als 620 Palästinenser bei israelischen Militäreinsätzen, bewaffneten Auseinandersetzungen und Anschlägen von Extremisten ums Leben gekommen. Auch die Gewalt von israelischen Siedlern gegen Palästinenser hat in diesem Zeitraum zugenommen.

Zusätzlich zu den militärischen Operationen fordert Amnesty International scharfe europäische Sanktionen gegen Israel. In einem Brief an die Außenminister der EU-Mitgliedstaaten und den EU-Außenbeauftragten Josep Borrell plädiert die Menschenrechtsorganisation für ein umfassendes Waffenembargo und ein Verbot von Investitionen in bestimmte israelische Unternehmen und Banken. Diese Forderungen stützen sich auf ein Gutachten des Internationalen Gerichtshofs, das die israelische Besatzung der palästinensischen Gebiete als illegal einstuft und eine sofortige Beendigung der Besatzung fordert.

Die militärischen Aktionen im Westjordanland stehen im Kontext eines anhaltenden Konflikts, der auch im Grenzgebiet zum Libanon zu täglichen Konfrontationen mit der Hisbollah führt. Berichte über einen mutmaßlichen israelischen Drohnenangriff auf einen Lastwagen im Nordosten des Libanon deuten auf eine Eskalation der Gewalt hin. Augenzeugen berichteten von Explosionen, die möglicherweise auf einen Waffentransport für die Hisbollah hindeuten.

Inmitten dieser Gewalt gab es jedoch auch positive Nachrichten. Die israelische Armee meldete die Befreiung einer Geisel aus der Gewalt der Hamas. Der 52-jährige Beduine Kaid Farhan Alkadi, der am 7. Oktober entführt wurde, wurde in einem Tunnel im Gazastreifen gefunden und ist in stabilem Zustand. Dies ist die erste Geisel, die lebend aus einem Tunnel der Hamas gerettet werden konnte.

Die internationale Gemeinschaft beobachtet die Entwicklungen im Nahen Osten mit Besorgnis. Die USA haben Fortschritte in den Gesprächen über eine Waffenruhe im Gazastreifen gemeldet, trotz der anhaltenden Kämpfe zwischen Israel und der Hamas. Die Verhandlungen werden von den USA, Katar und Ägypten als Vermittler geführt, während die direkte Kommunikation zwischen Israel und der Hamas ausgesetzt bleibt.

Die Lage im Nahen Osten bleibt angespannt, und die jüngsten militärischen Operationen sowie die Forderungen nach Sanktionen gegen Israel unterstreichen die Komplexität und die Herausforderungen, die mit dem Konflikt verbunden sind. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Situation entwickeln wird und welche Maßnahmen die internationale Gemeinschaft ergreifen wird, um eine Deeskalation zu fördern.

Die Berichterstattung über die Ereignisse im Westjordanland und die Reaktionen der internationalen Gemeinschaft werden weiterhin von großem Interesse sein, da die humanitäre Lage in der Region sich weiter zuspitzt.

Quellen: Süddeutsche Zeitung, Tagesschau, RND, Focus, Stuttgarter Zeitung.

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