Die Beziehungen zwischen Russland und Nordkorea waren lange Zeit von Distanz geprägt. Doch der Ukraine-Krieg hat die Dynamik verändert. Nun gibt es Hinweise darauf, dass Pjöngjang Moskau im Konflikt militärisch unterstützt – mit weitreichenden Folgen für alle Beteiligten.
Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion hatte Russland die Beziehungen zu Nordkorea auf Eis gelegt. Moskau lehnte Avancen aus Pjöngjang ab, stellte Militärhilfen ein und nahm sogar diplomatische Beziehungen zu Südkorea auf. Im UN-Sicherheitsrat stimmte Russland sogar für Sanktionen gegen das nordkoreanische Atomwaffenprogramm. Selbst die Anerkennung der Krim-Annexion durch Nordkorea im Jahr 2014 änderte daran nichts. Die Verachtung zwischen beiden Ländern war offensichtlich und gegenseitig.
Doch Putins Überfall auf die Ukraine im Februar 2022 eröffnete Pjöngjang neue Möglichkeiten. Der Kremlchef hatte den Widerstand der Ukraine und die westliche Unterstützung unterschätzt, der Krieg entwickelte sich zum Abnutzungskampf. Nordkorea erkannte die Chance, sich als Partner anzubieten und so die eigenen Interessen voranzutreiben.
Seit 2022 kauft Russland nach Informationen des südkoreanischen Geheimdienstes Munition aus Nordkorea. Schätzungsweise acht Millionen Geschosse, hauptsächlich Artilleriemunition, sollen bereits an Moskau geliefert worden sein. Im Gegenzug soll Pjöngjang mehrere hundert Millionen Dollar erhalten haben. Doch der wahre Preis für Russland könnte höher sein: Durch die militärische Zusammenarbeit untergräbt Moskau das internationale Sanktionsregime gegen Nordkorea und stärkt damit ein Regime, das als unberechenbar gilt.
Im dritten Kriegsjahr mehren sich die Hinweise, dass Nordkorea nicht nur mit Waffen, sondern auch mit Soldaten an der Seite Russlands kämpft. Videos, die in sozialen Medien kursieren, zeigen mutmaßliche nordkoreanische Soldaten auf einem russischen Truppenübungsplatz und in einer Kaserne. Der südkoreanische Geheimdienst geht davon aus, dass sich bereits 3000 nordkoreanische Soldaten in Russland befinden. Erste Truppenteile sollen in den Raum Kursk verlegt worden sein, wo sie möglicherweise an der Seite russischer Truppen kämpfen könnten.
Sollte sich dies bewahrheiten, wäre dies eine neue Eskalationsstufe im Ukraine-Krieg. Der Einsatz von nordkoreanischen Soldaten wäre ein Zeichen der Schwäche Russlands und würde die internationale Gemeinschaft vor neue Herausforderungen stellen. Die USA haben bereits vor einer weiteren Eskalation gewarnt und Sanktionen gegen Nordkorea angedroht.
Die militärische Unterstützung für Russland ist für Nordkorea mit Risiken verbunden. Das Regime in Pjöngjang ist auf die Unterstützung Chinas angewiesen, das jedoch um seine internationale Reputation bemüht ist und eine Eskalation des Ukraine-Krieges verhindern will. Auch die Beziehungen zu Südkorea könnten durch den Einsatz nordkoreanischer Soldaten im Ukraine-Krieg weiter belastet werden.
Es bleibt abzuwarten, wie sich die Lage weiterentwickelt. Klar ist jedoch, dass der Ukraine-Krieg die Beziehungen zwischen Russland und Nordkorea grundlegend verändert hat. Die militärische Zusammenarbeit ist ein Zeichen der Verzweiflung Moskaus und ein gefährliches Spiel mit dem Feuer, das unabsehbare Folgen haben könnte.
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