19.10.2024
Investorenklage erschüttert österreichischen Immobiliengiganten Signa
In der österreichischen Immobilienbranche zeichnen sich neue Entwicklungen im Fall des insolventen Immobilienkonzerns Signa Development ab. Eine Gruppe internationaler und institutioneller Investoren hat bei der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) in Wien Strafanzeige gegen das Unternehmen eingereicht. Die Gläubiger bezichtigen die Signa Development, vor dem Insolvenzantrag am 29. Dezember rechtswidrige Geschäfte getätigt und Vermögenswerte in beträchtlicher Höhe unrechtmäßig verschoben zu haben. Laut den Gläubigern soll es zu einem Abfluss von Vermögenswerten in Höhe von mehr als 662 Millionen Euro an indirekte Anteilseigner und Schwestergesellschaften gekommen sein, ohne dass es dafür eine wirtschaftliche oder operative Rechtfertigung gab. Diese Behauptungen stützen sich auf eine 22-seitige Stellungnahme, die von einer Wiener Anwaltskanzlei im Namen der Gläubigergruppe verfasst wurde. Der Vorwurf lautet, dass im Vorfeld der Insolvenz ein „vermutlich vorsätzlicher Mangel an Transparenz“ herrschte und den Gläubigern wesentliche Informationen vorenthalten wurden. Die Signa Development, bekannt für die Entwicklung und den Weiterverkauf großer Immobilienprojekte, war einst als Cash Cow des Konzerns betrachtet worden. Zu den prominenten Immobilien der Firma gehören unter anderem das KADEWE in Berlin, das Chrysler Building in New York und das Kaufhaus Selfridges in London. Die Anzeige folgt auf frühere Berichte der "Financial Times", die bereits im Januar von zwei Transaktionen im Wert von über 300 Millionen Euro berichteten, die von Signa Development an zwei mit den Stiftungen des Firmengründers René Benko verbundene Unternehmen flossen. Die damalige Sanierungsverwalterin Andrea Fruhstorfer wies darauf hin, dass die Zahlungsströme noch genauer überprüft werden müssten, wobei sie einen schnellen Abschluss des Prozesses ausschloss. Die WKStA bestätigte den Eingang mehrerer Strafanzeigen im Zusammenhang mit Signa, unterstrich jedoch, dass noch keine Entscheidung über die Einleitung einer strafrechtlichen Untersuchung getroffen worden sei. Die Vorwürfe werden derzeit noch geprüft. Für Signa Development bedeutet die aktuelle Situation eine weitere Zuspitzung der ohnehin schon problematischen Lage. Das Unternehmen befindet sich in einem Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung, bei dem das bisherige Management eine Restrukturierung anstrebt, während es von einem Sanierungsverwalter überwacht wird. Das Ausmaß der Folgen der Signa-Insolvenz ist noch nicht vollständig erfasst. Allein für die übergeordnete Holding wurden Forderungen von mehr als acht Milliarden Euro gestellt. Obwohl der Insolvenzverwalter bislang weniger als ein Prozent dieser Forderungen anerkannt hat, zeichnet sich ein enormer finanzieller Verlust für die Gläubiger ab. Die aktuelle Situation bei Signa Development wirft ein Schlaglicht auf die potenziellen Gefahren und die Komplexität von großen Konzernstrukturen in der Immobilienwirtschaft. Die Transparenz von Geschäftsvorgängen und die Einhaltung von Kapitalerhaltungsvorschriften stehen im Fokus der öffentlichen Diskussion. Gläubiger, Investoren und die breite Öffentlichkeit erwarten nun mit Spannung die weiteren Entwicklungen und die Ergebnisse der Untersuchungen durch die WKStA.
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