Polens Ministerpräsident Donald Tusk kündigte seine Teilnahme am Gipfeltreffen der nordischen und baltischen Länder (NB8) in Schweden an, wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) am 26.11.2024 berichtete. Dieser Schritt unterstreicht Polens Suche nach neuen Verbündeten in einer Zeit, in der die Visegrád-Gruppe an Bedeutung verliert und Deutschland und Frankreich mit innenpolitischen Herausforderungen beschäftigt sind. Tusks Ankündigung erfolgte via X (ehemals Twitter) nach einem Gespräch mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj. Er betonte die Notwendigkeit einer geeinten westlichen Position zur Unterstützung der Ukraine und zur Stärkung der gemeinsamen Sicherheit. Die Hinwendung Polens zum Norden verdeutlicht eine strategische Neuausrichtung der polnischen Außenpolitik.
Historisch betrachtet waren Russland und Europa eng miteinander verflochten, wie Martin Aust in seinem Beitrag "Russland und Europa in der Epoche des Zarenreiches (1547–1917)" auf der Plattform ieg-ego.eu ausführt. Diese Verflechtung umfasste politische, ökonomische und kulturelle Aspekte. Im 18. und 19. Jahrhundert intensivierte sich dieser Austausch, der in Reiseberichten, der Publizistik und der Literatur dokumentiert ist. Die Wahrnehmung Russlands in Europa veränderte sich im Laufe der Zeit. Während Russland zunächst dem Norden Europas zugeordnet wurde, verortete man es im 19. Jahrhundert zunehmend im Osten Europas. Diese Verschiebung der Wahrnehmung spiegelt sich auch in der Entstehung des Universitätsfachs "Osteuropäische Geschichte" wider.
Die Arktis spielt eine immer wichtigere Rolle in der russischen Strategie, wie eine Studie der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) vom 28.10.2021 zeigt. Russland verfolgt in der Arktis diverse Interessen, darunter die Sicherung von Seewegen und Ressourcen. Der Rückgang des Meereises wird von Moskau als Sicherheitsrisiko betrachtet, was zu einer verstärkten militärischen Präsenz in der Region führt. Diese Entwicklung wird von anderen Arktis-Anrainern und der NATO mit Sorge beobachtet. Die Arktispolitik Russlands ist eng mit der europäischen Strategie des Landes verknüpft und dient der wirtschaftlichen und politischen Einflussnahme. Das Zusammenspiel von Nord- und Ostseeflotte gewinnt dabei an Bedeutung.
Die kulturelle Verbindung zwischen Polen und Russland, insbesondere durch jüdische Künstler, wird am Beispiel der Komponistin Fanny Gordon deutlich, wie haGalil.com berichtet. Gordon, die sowohl in Polen als auch in der Sowjetunion tätig war, verkörpert die kulturelle Brücke zwischen beiden Nationen. Sie war eine der wenigen weiblichen Komponistinnen der leichten Muse im Polen der Zwischenkriegszeit und später in der Sowjetunion. Ihr Wirken zeigt, dass trotz politischer Spannungen kulturelle Verbindungen zwischen Polen und Russland bestehen. Die Musik, insbesondere der Jazz, spielte in der Zwischenkriegszeit eine wichtige Rolle in Polen und wurde von Künstlern wie Zygmunt Karasiński und Henryk Wars geprägt.
Quellen:
- Frankfurter Allgemeine Zeitung: https://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/nb8-gruppe-polen-sucht-verbuendete-im-norden-110133460.html
- Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP): https://www.swp-berlin.org/10.18449/2021S19v02/
- haGalil.com: https://www.hagalil.com/2022/03/fanny-gordon/