Die im Sommer 2024 eingeführte Praktikumsprämie für Schüler in Handwerksbetrieben in Mecklenburg-Vorpommern stößt bislang auf geringe Resonanz. Wie die Zeit berichtet, haben bis Anfang Dezember lediglich 241 Schüler die Prämie beantragt (Zeit Online, 02.12.2024). Bis Mitte November wurden von den zur Verfügung gestellten 220.000 Euro nur 27.096 Euro ausgezahlt. Diese Zahlen gehen aus einer Antwort der Landesregierung auf eine Kleine Anfrage des AfD-Landtagsabgeordneten Enrico Schult hervor, wie auch der Stern berichtet (Stern.de, 02.12.2024). Die Prämie kann bis zu 120 Euro pro Woche für maximal drei Wochen betragen und richtet sich an Schüler ab der achten Klasse. Mecklenburg-Vorpommern gehört damit zu den Bundesländern, die eine solche finanzielle Unterstützung für Schülerpraktika im Handwerk anbieten (Handwerksblatt.de). Im Gegensatz dazu verzeichnet Schleswig-Holstein eine deutlich höhere Nachfrage mit fast 580 Anträgen, berichten die Kieler Nachrichten (KN-Online.de).
Enrico Schult kritisiert die geringe Inanspruchnahme und fordert verstärkte Werbemaßnahmen für das Programm sowie eine bessere Motivation und Inspiration der Schüler (Stern.de, 02.12.2024). Praktika seien eine wichtige Orientierungshilfe bei der Berufswahl. Schult plädiert zudem für eine Ausweitung der Prämie auf weitere Berufe mit Fachkräftemangel. Die Landesregierung plant, nach zwei Jahren eine Evaluation des Programms durchzuführen und anschließend über mögliche Anpassungen zu entscheiden. Die Diskussion um Praktikumsprämien wird auch in anderen Bundesländern geführt. So fordert die Handwerkskammer Chemnitz in Sachsen eine staatliche Prämie für Praktikanten, wie der MDR berichtet (MDR.de, 26.04.2024). Die sächsische Landesregierung lehnt dies bisher ab. Auch in Niedersachsen wird über die Einführung einer ähnlichen Prämie diskutiert, wie ein LinkedIn-Beitrag der Handwerkskammer Hildesheim-Südniedersachsen zeigt (LinkedIn, IHK Neubrandenburg).
Während finanzielle Anreize im Vordergrund der Debatte stehen, betonen einige Stimmen die Bedeutung des eigentlichen Berufsinteresses. Der Bayerische Handwerkstag argumentiert, die Berufswahl sollte idealerweise aus Interesse und nicht primär wegen einer finanziellen Zuwendung erfolgen (Handwerksblatt.de). Sachsen-Anhalt, das bereits seit 2020 eine Praktikumsprämie anbietet, hat bisher rund 2.500 Praktika gefördert (Handwerksblatt.de). Das dortige Wirtschaftsministerium verweist auf den Erfolg des Programms und die steigenden Bewerberzahlen für Ausbildungsplätze im Handwerk. Anfragen anderer Bundesländer zur Umsetzung des sachsen-anhaltinischen Modells unterstreichen die positive Wahrnehmung der Praktikumsprämie.
Die Erfahrungen mit Praktikumsprämien im Handwerk fallen bundesweit unterschiedlich aus. Manche Länder sehen positive Auswirkungen auf die Berufsorientierung und die Fachkräftesicherung, während die Nachfrage in anderen Regionen hinter den Erwartungen zurückbleibt. Die Diskussion über die Wirksamkeit und Notwendigkeit finanzieller Anreize zur Berufsorientierung wird fortgesetzt.