19.10.2024
Profiboxen in Kuba: Ein neues Kapitel im Kampfsport

IBA trotzt IOC-Ausschluss: Warum in Kuba wieder Profis boxen

Die Rückkehr des Profiboxens nach Kuba ist ein bedeutendes Ereignis in der Sportgeschichte des Landes. Am 27. August 2024 wird die "Noche de Campeones" (Nacht der Champions) in Havanna stattfinden, die erste professionelle Boxveranstaltung seit der Abschaffung des Profiboxens im Jahr 1962. Dieses Event fällt zeitlich mit dem 50-jährigen Jubiläum der ersten Amateur-Weltmeisterschaft im Boxen zusammen, die ebenfalls in Kuba stattfand. Die International Boxing Association (IBA), die das Turnier organisiert, hat angekündigt, Preisgelder in Höhe von 120.000 US-Dollar an die Gewinner und 100.000 US-Dollar an die Verlierer zu vergeben.

Die IBA, die im vergangenen Jahr vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) ausgeschlossen wurde, hat sich entschieden, hochkarätige Boxveranstaltungen in aller Welt zu organisieren, um ihre Relevanz im internationalen Boxsport zu behaupten. Der Ausschluss der IBA aus der olympischen Familie war das Ergebnis jahrelanger Misswirtschaft, Korruption und Manipulationen im Boxsport. Trotz dieser Herausforderungen zeigt die IBA mit der Veranstaltung in Kuba, dass sie weiterhin eine zentrale Rolle im Profiboxen spielen möchte.

Die "Noche de Campeones" wird im Coliseo de la Ciudad Deportiva ausgetragen und umfasst sechs Kämpfe, darunter zwei IBA-Titelkämpfe. Prominente kubanische Boxer wie Erislandy Álvarez, Arlen López und Julio César La Cruz werden an diesem historischen Event teilnehmen. Álvarez, der Olympiasieger der Spiele 2024 in Paris, wird gegen den Kolumbianer José Ignacio Muñoz antreten. López wird um den IBA-Weltmeistertitel in der 80-kg-Klasse kämpfen, während La Cruz um den Titel in der 92-kg-Klasse kämpft.

Die Rückkehr des Profiboxens nach Kuba hat tiefere kulturelle und historische Wurzeln. Seit der kubanischen Revolution 1959 und der darauf folgenden Abschaffung des Profiboxens galt der professionelle Sport auf der Insel als verpönt. Fidel Castro und die sozialistische Regierung verurteilten den Profisport als kapitalistisch und ausbeuterisch, während der Amateursport gefördert wurde. Dies führte dazu, dass viele kubanische Sportler im Ausland Ruhm erlangten, während sie in ihrer Heimat oft ignoriert wurden.

Die "Noche de Campeones" symbolisiert daher nicht nur das Ende einer Ära der sportlichen Isolation, sondern auch eine Anerkennung der Bedeutung des Profisports. Die Entscheidung der IBA, ein Turnier in Kuba abzuhalten, zeigt, dass sich die kubanische Sportlandschaft allmählich öffnet und dass der Profisport, der einst als Symbol kapitalistischer Dekadenz abgelehnt wurde, nun wieder akzeptiert wird. Dies könnte auch Auswirkungen auf die zukünftige Entwicklung des Sports in Kuba haben, da es möglicherweise zu einer stärkeren Integration des Profiboxens in die nationale Sportpolitik führt.

Die IBA hat trotz des Ausschlusses durch das IOC weiterhin Pläne, den Boxsport zu fördern und Preisgelder für Olympioniken anzubieten. Die IBA kündigte an, dass Goldmedaillen bei den Olympischen Spielen in Paris 2024 mit 100.000 US-Dollar belohnt werden. Diese Ankündigung wurde jedoch vom IOC kritisch aufgenommen, da das Fehlen finanzieller Transparenz und die Verbindung der IBA zu umstrittenen Geldgebern wie Gazprom Bedenken aufwarfen.

Die IBA steht vor der Herausforderung, ihr Image zu rehabilitieren und das Vertrauen der internationalen Boxgemeinschaft zurückzugewinnen. Der Erfolg der "Noche de Campeones" könnte entscheidend dafür sein, ob die IBA in der Lage ist, sich als relevanter Akteur im internationalen Boxsport zu behaupten. Die Veranstaltung in Kuba könnte als Modell für zukünftige Events dienen und möglicherweise den Weg für eine neue Ära im kubanischen Boxsport ebnen.

Insgesamt zeigt die Rückkehr des Profiboxens nach Kuba, dass der Sport in der Lage ist, sich an veränderte gesellschaftliche und politische Bedingungen anzupassen. Die "Noche de Campeones" ist nicht nur ein sportliches Ereignis, sondern auch ein Symbol für den Wandel und die Öffnung des Landes gegenüber neuen Möglichkeiten im Sport.

Die IBA und ihre Entscheidung, in Kuba zu boxen, könnte auch andere Nationen inspirieren, ähnliche Schritte zu unternehmen und den Profisport in ihren eigenen Ländern zu fördern. In einer Zeit, in der der Boxsport mit Herausforderungen konfrontiert ist, könnte die Rückkehr des Profiboxens nach Kuba einen neuen Impuls für die gesamte Sportart geben.

Quellen: F.A.Z., Todo Cuba, Radio Hacana, Martì Notìcias, ZDF.

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