19.10.2024
Zwei Jahre Krieg in der Ukraine: Deutsche Zweifel und Debatte um Unterstützung
Zwei Jahre nach Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine zeigen sich die Deutschen zunehmend skeptisch hinsichtlich der Erfolgsaussichten der Ukraine und der Rolle Deutschlands im Konflikt. Die Haltung der Bundesregierung zu Sanktionen gegen Russland und Waffenlieferungen an die Ukraine wird kontrovers diskutiert und sorgt für gesellschaftliche Spannungen. Laut einer Umfrage des Marktforschungsinstituts Ipsos glaubt nur noch jeder vierte Deutsche (25 %), dass die Ukraine den Krieg gegen Russland gewinnen kann. 40 Prozent der Befragten halten einen Sieg der Ukraine nicht für realistisch, und mehr als jeder Dritte (35 %) ist sich unsicher. Die Meinungen sind dabei regional und politisch unterschiedlich verteilt. In Ostdeutschland ist der Pessimismus ausgeprägter als im Westen, und die politischen Präferenzen der Befragten spiegeln sich in ihrer Einschätzung wider. Während fast die Hälfte der Grünen-Anhänger (47 %) der Überzeugung ist, dass die Ukraine noch Chancen auf einen Sieg hat, sehen nur 10 Prozent der Anhänger der Alternative für Deutschland (AfD) und des Bündnisses Sahra Wagenknecht einen ukrainischen Sieg als realistisch an. Die Frage nach weiteren Waffenlieferungen an die Ukraine ist ebenfalls ein Streitpunkt in der deutschen Gesellschaft. 39 Prozent der Bundesbürger befürworten weitere Lieferungen, während 43 Prozent dagegen sind und 18 Prozent unentschlossen bleiben. Die Unterstützungsbereitschaft variiert stark zwischen den politischen Lagern und zwischen West- und Ostdeutschland. Die von Bundeskanzler Scholz ausgerufene Zeitenwende, die eine stärkere militärische Ausrichtung der deutschen Außenpolitik einschließt, wird ebenfalls kontrovers wahrgenommen. Experten weisen darauf hin, dass der Krieg in der Ukraine Deutschland zutiefst berührt hat und innenpolitische Auswirkungen zeigt, etwa in Form von Diskussionen über Verteidigungspolitik und die mögliche Wiedereinführung der Wehrpflicht. Dr. Robert Grimm, Leiter der Politik- und Sozialforschung bei Ipsos, betont den Handlungsbedarf und die zunehmende Kriegsmüdigkeit in der deutschen Bevölkerung. Er mahnt, dass die Politik den Bürgern besser erklären müsse, warum die weitere Unterstützung der Ukraine wichtig für die Demokratie sei. Das Institut Ipsos hat die Umfrage Anfang Februar 2024 online durchgeführt und dabei 2.000 wahlberechtigte Personen in Deutschland befragt. Während die politischen und gesellschaftlichen Debatten in Deutschland weitergehen, bleibt die Lage in der Ukraine angespannt. Die ukrainischen Streitkräfte stehen einer andauernden russischen Offensive gegenüber, und die militärische Unterstützung durch den Westen ist ein entscheidender Faktor für den weiteren Verlauf des Konflikts. Der Krieg in der Ukraine stellt somit nicht nur eine Sicherheitsherausforderung für die europäische Ordnung dar, sondern wirft auch grundlegende Fragen zur deutschen Außen- und Sicherheitspolitik auf.
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