19.10.2024
Proteste am Thyssenkrupp-Stahlwerk: Beschäftigte fordern klare Perspektiven

Thyssenkrupp: Feurige Proteste am Duisburger Stahlwerk

Am Donnerstag, den 29. August 2024, kam es vor der Thyssenkrupp-Stahlzentrale in Duisburg zu massiven Protesten von Stahlarbeitern, die ihre Wut über die Unternehmensführung und insbesondere über den Vorstandsvorsitzenden Miguel López zum Ausdruck brachten. Die Beschäftigten forderten lautstark „López raus!“ und versammelten sich in großer Zahl vor dem Verwaltungsgebäude, um gegen die geplanten Restrukturierungen und den drohenden Arbeitsplatzabbau zu demonstrieren.

Die Proteste wurden von der IG Metall organisiert und zogen schätzungsweise 1000 Teilnehmer an, die sich vor den Drehtüren der Zentrale versammelten. Dort hatten die Gewerkschafter eine symbolische Barrikade errichtet. Auf einem riesigen Transparent war der Slogan „Zukunft statt Kündigung“ zu lesen. Die Wiese vor der Zentrale wurde in einen symbolischen Friedhof verwandelt, mit Holzkreuzen und Grablichtern, die die Ängste der Beschäftigten vor dem Verlust ihrer Arbeitsplätze verdeutlichten. Zudem war eine schwarze Wand mit übergroßen Bildern von Miguel López zu sehen, dessen Gesicht in roter Farbe durchgestrichen war, begleitet von dem Slogan „LópezNotMyCEO“.

Die Proteste fanden im Vorfeld einer wichtigen Aufsichtsratssitzung statt, in der über die Zukunft der Stahlsparte von Thyssenkrupp diskutiert werden sollte. Die Stimmung unter den Demonstrierenden war angespannt, da Gerüchte über mögliche Entlassungen von Vorstandsmitgliedern, darunter auch des beliebten Stahl-Vorstandschefs Bernhard Osburg, die Runde machten. Karsten Kaus, Geschäftsführer der IG Metall Duisburg Dinslaken, äußerte sich entsetzt über die Gerüchte und die Unsicherheit, die sie bei den Beschäftigten auslösten.

Die Situation eskalierte weiter, als Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck und der Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, Hendrik Wüst, intervenierten und die Verschiebung der Aufsichtsratssitzung um vier Wochen anregten, um Raum für weitere Gespräche zu schaffen. Trotz dieser Bemühungen fand die Sitzung wie geplant statt, was die Wut der Beschäftigten weiter anheizte.

Die Stahlsparte von Thyssenkrupp steht seit geraumer Zeit unter Druck. Die Muttergesellschaft und die Stahlsparte sind sich uneinig über die Strategien zur Wiederherstellung der Rentabilität. Die Unsicherheiten über die Produktionskapazitäten und die damit verbundenen Arbeitsplatzverluste sorgen für Unruhe unter den Beschäftigten. Gewerkschaftsvertreter berichteten, dass die Unternehmensführung möglicherweise die Stahlproduktionskapazitäten weiter reduzieren wolle, was zu einem massiven Abbau von Arbeitsplätzen führen könnte. Schätzungen zufolge könnten bis zu 10.000 Stellen in Gefahr sein.

Die IG Metall hat die Unternehmensführung kritisiert und betont, dass die Ängste der Beschäftigten unnötig geschürt werden. Thyssenkrupp hingegen wies die Vorwürfe zurück und betonte, dass es keine Pläne für eine drastische Reduzierung der Produktionskapazitäten gebe. Dennoch bleibt die Unsicherheit unter den Beschäftigten groß, und die Proteste sind ein deutliches Zeichen für die angespannten Verhältnisse innerhalb des Unternehmens.

Die lokale Politik hat sich ebenfalls zu den Protesten geäußert. Duisburgs Oberbürgermeister Sören Link erklärte, dass der Umgang von Thyssenkrupp mit der Duisburger Stahlsparte besorgniserregend sei und warnte vor den Folgen eines massiven Führungswechsels, der zu einem Kompetenzverlust führen könnte. Die Beschäftigten fordern mehr Mitbestimmung und eine klare Strategie für die Zukunft der Stahlsparte.

Die Proteste am Duisburger Stahlwerk sind Teil eines größeren Konflikts zwischen den Arbeitnehmern und der Unternehmensführung, der sich über Monate hinzieht. Die Unsicherheiten über die Zukunft des Unternehmens und die drohenden Arbeitsplatzverluste haben eine Welle der Empörung ausgelöst, die sich in den letzten Wochen in verschiedenen Formen von Protesten niedergeschlagen hat. Die IG Metall und die Beschäftigten machen deutlich, dass sie bereit sind, für ihre Rechte und Arbeitsplätze zu kämpfen.

Die kommenden Wochen werden entscheidend sein, um zu sehen, ob die Unternehmensführung auf die Forderungen der Beschäftigten eingeht und ob es zu einem Dialog zwischen den Parteien kommt, um eine Lösung für die bestehenden Probleme zu finden.

Die Situation bei Thyssenkrupp bleibt angespannt, und die Proteste zeigen, dass die Beschäftigten entschlossen sind, für ihre Zukunft zu kämpfen. Die kommenden Entscheidungen des Unternehmens werden nicht nur die Zukunft der Stahlsparte, sondern auch die der gesamten Belegschaft maßgeblich beeinflussen.

Quellen: F.A.Z., dpa, Handelsblatt, Westdeutsche Allgemeine Zeitung

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