Immer wieder sieht man sie in den sozialen Medien oder bei Prominenten: Katzen mit besonders „niedlichen“ oder ungewöhnlichen Merkmalen. Doch hinter dem vermeintlich süßen Aussehen verbirgt sich oft ein trauriges Schicksal, denn viele dieser Tiere leiden unter den Folgen von Qualzucht. Wie die Zeit im März 2025 berichtete, sind die Schattenseiten dieser Zuchtpraktiken vielen Menschen nicht bewusst.
Qualzucht liegt vor, wenn durch gezielte Züchtung auf bestimmte äußerliche Merkmale das Wohlbefinden und die Gesundheit der Tiere massiv beeinträchtigt werden. Wie vom Deutschen Tierschutzbund erklärt, leiden die Tiere unter Schmerzen, Schäden und eingeschränkter Lebensqualität. Der Berliner Tierpathologe Achim Gruber, zitiert in der Zeit, spricht von „Defektzucht“, da gezielt mit genetischen Defekten gearbeitet werde, obwohl die gesundheitlichen Folgen bekannt seien. Laut Gruber sei der „Mehrwert für den Menschen“ vielen wichtiger als das Tierleid.
Es gibt eine Reihe von Merkmalen, die auf Qualzucht hindeuten können. Wie die Erna-Graff-Stiftung für Tierschutz ausführlich beschreibt, gehören dazu unter anderem:
* Kurzschwänzigkeit oder Schwanzlosigkeit (z.B. Manx-Katze): Dies kann zu Wirbelmissbildungen, neurologischen Ausfällen und Problemen im Beckenbereich führen. * Brachycephalie (Kurzköpfigkeit) (z.B. Perserkatze): Die verkürzte Nase führt zu Atemnot, Augenproblemen und Schwierigkeiten bei der Nahrungsaufnahme. * Anomalien der Ohren (z.B. Scottish Fold): Die gefalteten Ohren sind nicht nur ein Schönheitsfehler, sondern gehen mit schmerzhaften Gelenkentzündungen und Knorpelschäden einher. * Haarlosigkeit (z.B. Sphynx-Katze): Nacktkatzen sind anfälliger für Sonnenbrand, Verletzungen und Infektionen. Oftmals fehlen ihnen auch die Tasthaare (Vibrissen), die für die Orientierung wichtig sind. Wie Zooplus berichtet, sind diese Katzen schneller anfällig für Sonnenbrand und Verletzungen. * Kurze Beine (z.B. Munchkin): Die verkürzten Beine führen zu Bewegungseinschränkungen und einem erhöhten Risiko für Gelenkprobleme. * Farbaufhellungen des Fells und der Iris (z.B. weiße Katzen): Weiße Katzen sind häufiger taub oder schwerhörig.Die Tierärztin Tanja Pollmüller, zitiert in der Zeit, berichtet von Gelenkentzündungen bei Scottish Folds, Atemproblemen bei Perserkatzen und schweren Hautausschlägen bei Nacktkatzen. Viele Tierbesitzer seien sich der Gesundheitsprobleme ihrer Tiere nicht bewusst und verdrängten diese, solange die Katze noch frisst und trinkt. Wie Elke Rauch von der LMU München in der Zeit anmerkt, vermittle die Präsenz bestimmter Katzenrassen in den Medien eine Normalität, die die Gesundheitsprobleme der Tiere verschleiere.
Obwohl Qualzucht in Deutschland durch § 11b des Tierschutzgesetzes verboten ist, kritisiert der Deutsche Tierschutzbund die schwammige Formulierung des Gesetzes. Wie die Zeit berichtet, bezieht sich der Begriff "Qualzucht" nicht auf eine ganze Rasse, sondern auf Merkmale, die gehäuft bei bestimmten Rassen auftreten. Dies erschwert die Durchsetzung des Verbots.
Experten raten, sich vor dem Kauf einer Katze gründlich zu informieren und auf den Kauf von Qualzuchttieren zu verzichten. Der Deutsche Tierschutzbund empfiehlt, Katzen mit Qualzuchtmerkmalen höchstens aus dem Tierheim zu adoptieren. Wie Veto Tierschutz berichtet, ist es wichtig, sich der Verantwortung bewusst zu sein, die mit der Haltung einer Katze einhergeht, insbesondere bei Tieren mit gesundheitlichen Problemen.
