October 2, 2024
Rechtspopulismus im Vergleich: FPÖ und AfD unter der Lupe

Österreich wählt wie Ostdeutschland: AfD und FPÖ im Vergleich

Der Wahlsieg der FPÖ bei der Nationalratswahl in Österreich hat erneut die Frage nach den Parallelen zwischen den Rechtspopulisten in Österreich und der AfD in Deutschland aufgeworfen. Tatsächlich weisen beide Parteien in ihrer Rhetorik, Wählerstruktur und Programmatik einige Ähnlichkeiten auf. So setzen beide Parteien auf scharfe Kritik an Migration, der EU und etablierten Parteien. Auch die Themen Kriminalität und die sogenannte „Islamisierung" spielen in der Rhetorik beider Parteien eine wichtige Rolle.

Die AfD selbst sieht die FPÖ als Vorbild und sucht den Schulterschluss, wie AfD-Vorsitzende Alice Weidel nach der Wahl betonte. In einem Beitrag auf X (ehemals Twitter) schrieb sie, die Frage sei, ob Österreich von Gewinnern regiert werde oder von „zusammengeschlossenen Verlierern“, wie es in Thüringen, Brandenburg und Sachsen der Fall sei. Weidel spielte damit auf die Möglichkeit an, dass die FPÖ trotz ihres Wahlsieges aufgrund des Widerstands der anderen Parteien möglicherweise nicht an die Regierung kommen könnte. In Ostdeutschland hingegen stellt die AfD bereits in einem Bundesland den Ministerpräsidenten.

Doch trotz aller Ähnlichkeiten gibt es auch Unterschiede zwischen AfD und FPÖ. So ist die FPÖ in Österreich bereits seit Jahrzehnten im Parteiensystem etabliert und war bereits mehrfach an der Regierung beteiligt. Die Partei kann auf eine lange Tradition und ein breiteres Wählerpotenzial zurückgreifen als die vergleichsweise junge AfD. Zudem ist die FPÖ stärker im konservativen und wirtschaftsliberalen Lager verankert, während die AfD eher ein Sammelbecken für verschiedene rechte Strömungen darstellt.

Eine Studie der Konrad-Adenauer-Stiftung kommt zu dem Ergebnis, dass die FPÖ in Österreich deutlich stärker in der Mitte der Gesellschaft verankert ist als die AfD in Deutschland. Die Stiftung hatte im Vorfeld der Wahl die Unterschiede und Gemeinsamkeiten beider Parteien untersucht. Demnach wird die FPÖ von vielen Österreichern als wählbare Partei wahrgenommen, während die AfD in Deutschland von einem Großteil der Bevölkerung abgelehnt wird.

Dennoch zeigt der Wahlerfolg der FPÖ, dass rechtspopulistische Parteien in Europa weiterhin Zulauf haben. Die Gründe dafür sind vielfältig und reichen von wirtschaftlichen Ängsten über die Ablehnung von Globalisierung bis hin zur Angst vor Überfremdung. Es bleibt abzuwarten, ob es der FPÖ gelingen wird, aus ihrem Wahlsieg dauerhaft politisches Kapital zu schlagen. In Deutschland wird die AfD den Ausgang der Nationalratswahl in Österreich genau beobachten und versuchen, die Ergebnisse für sich zu interpretieren.

Quellen

  • https://www.faz.net/podcasts/f-a-z-podcast-fuer-deutschland/afd-und-fpoe-im-vergleich-oesterreich-waehlt-wie-ostdeutschland-110023038.html
  • https://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/afd-und-fpoe-aehneln-sich-in-diesen-bereichen-gibt-es-deutliche-unterschiede-110020843.html
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