5.12.2024
Reproduktive Gesundheit in den USA Ein Jahr nach Roe v Wade

Ein Jahr ohne Roe v. Wade: Die Folgen des gekippten Abtreibungsrechts in den USA

Seit dem ersten Jahrestag der Aufhebung des landesweiten Abtreibungsrechts durch den Obersten Gerichtshof im Juni 2022 prägt ein uneinheitliches Gesetzesmosaik die reproduktive Gesundheitsversorgung in den USA. Die Entscheidung, die die Regulierung von Schwangerschaftsabbrüchen den einzelnen Bundesstaaten überlässt, hat die Debatte um reproduktive Rechte neu entfacht und zu einer stark polarisierten Situation geführt. Berichte, wie beispielsweise in der Süddeutschen Zeitung (SZ), dokumentieren mindestens fünf Todesfälle schwangerer Frauen, denen in Bundesstaaten mit restriktiven Abtreibungsgesetzen angemessene medizinische Hilfe bei Komplikationen verwehrt geblieben sein soll.

Der tragische Fall von Porsha Ngumezi, einer 35-jährigen Schwangeren aus Texas, verdeutlicht die dramatischen Auswirkungen der Gesetzesänderung. Ngumezi suchte aufgrund von Blutungen Hilfe in einem Krankenhaus in Houston, wie die SZ berichtet. Die Blutungen verstärkten sich, und es stellt sich die Frage, ob ein anderer rechtlicher Rahmen und eine frühzeitigere medizinische Intervention ihren Tod hätten verhindern können.

Die Aufhebung von Roe v. Wade hat eine Flut neuer Gesetze ausgelöst. Konservative Staaten haben Abtreibungen drastisch eingeschränkt oder gänzlich verboten, während liberale Staaten den Zugang zu Schwangerschaftsabbrüchen gewährleisten und sogar ausweiten wollen. Diese Entwicklung führt zu einer weiteren Spaltung des Landes und gravierenden Ungleichheiten in der Gesundheitsversorgung von Frauen, wie die Deutsche Welle (DW) berichtet.

Einen weiteren Fall schildert Der Standard: den Tod von Amber Nicole Thurman im August 2022 in Georgia. Thurman starb an den Folgen einer seltenen Komplikation nach der Einnahme einer Abtreibungspille. Der Standard zitiert Propublica, eine US-amerikanische Rechercheplattform, wonach Ärzte in Georgia einen lebensrettenden Eingriff verzögert hätten. Experten vermuten einen Zusammenhang zwischen dem Tod der Frau und den restriktiven Abtreibungsgesetzen des Bundesstaates.

Auch Die Welt berichtet über den Fall Thurman und zitiert die Aktivistin Mini Timmaraju von der NGO Reproductive Freedom for All, die Thurmans Tod direkt mit den Abtreibungsverboten in Verbindung bringt. Der Artikel beschreibt die 17-stündige Wartezeit bis zum – letztendlich zu späten – Eingriff der Ärzte.

Das Ärzteblatt behandelt ebenfalls den Fall Thurman und die Untersuchung des Todesfalls durch einen Ausschuss des Bundesstaates Georgia. Der Artikel betont die Unsicherheit und die Schwierigkeiten, die die unklaren Formulierungen der Abtreibungsgesetze für Ärzte verursachen.

Der Spiegel greift den Tod von Thurman und die Kritik an den restriktiven Abtreibungsgesetzen ebenfalls auf. Der Artikel erwähnt die Warnungen von Experten vor den medizinischen Risiken der verschärften Regelungen.

Das ZDF berichtet über eine Studie der Ohio State University, die einen Anstieg der Säuglingssterblichkeit nach der Aufhebung von Roe v. Wade feststellt. Die Studie führt den Anstieg auf angeborene Fehlbildungen zurück und argumentiert, dass betroffene Familien vor der Gesetzesänderung die Möglichkeit eines Schwangerschaftsabbruchs gehabt hätten.

Die Debatte um das Abtreibungsrecht in den USA bleibt emotional aufgeladen und kontrovers. Die unterschiedlichen Gesetze in den Bundesstaaten schaffen eine Ungleichbehandlung von Frauen und werfen ethische sowie medizinische Fragen auf. Die Fälle von Frauen, die aufgrund von Komplikationen nach einem Schwangerschaftsabbruch oder wegen verzögerter Behandlung sterben, unterstreichen die Notwendigkeit einer umfassenden Diskussion dieses Themas.

Quellen:

Weitere
Artikel