Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz hat eine chinesische Dachreiterfigur an die Nachfahren des ursprünglichen Besitzers, des Schriftstellers und Kunstsammlers Eduard Fuchs, zurückgegeben. Die Figur war Teil von Fuchs' Vermögen, das er nach seiner Flucht vor den Nationalsozialisten 1933 in Deutschland zurücklassen musste. Obwohl Fuchs die Beschlagnahmung seiner Kunstsammlung durch die Nazis aufheben konnte, musste er Teile davon verkaufen, um die Reichsfluchtsteuer zu begleichen. Die Dachreiterfigur gelangte 1952 in die Ostasiatische Sammlung der staatlichen Museen in Ost-Berlin und befand sich zuletzt im Ethnologischen Museum der Staatlichen Museen zu Berlin. (Zeit, 6. Dezember 2024)
Stiftungspräsident Hermann Parzinger betonte, dass der Fall des etwa einen halben Meter hohen und 30 Kilogramm schweren Dachreiters aus der Qing-Dynastie die Tragweite der NS-Verfolgung und die Verbreitung von NS-Raubgut in Museumssammlungen verdeutlicht. Zeitgleich wurde auch in Bayern die Thematik des Umgangs mit NS-Raubkunst diskutiert. Kunstminister Markus Blume (CSU) verteidigte die bayerische Vorgehensweise und bezeichnete die Restitution als „gelebte Praxis“. Ein neues Schiedsgericht soll zukünftig in strittigen Fällen verbindliche Entscheidungen treffen. (Bayerischer Rundfunk, 4. Dezember 2024)
Die Restitution von NS-Raubgut ist ein komplexer und langwieriger Prozess. Als Beispiel dient die Rückgabe eines Buddha-Kopfes durch das Museum am Rothenbaum (MARKK) in Hamburg an die Erben der Berliner Kunstsammlerin Johanna Ploschitzki. Der Kopf war 1941 von der Gestapo im Hamburger Hafen beschlagnahmt worden. Dieser Fall unterstreicht die Bedeutung der Provenienzforschung für die Aufarbeitung von NS-Unrecht. (Süddeutsche Zeitung, 10. Juni 2024) Die Universität Tübingen, die ein umfangreiches kulturelles Erbe verwaltet, betont die Wichtigkeit der Herkunftsforschung, um Unrechtskontexte von Objekten und menschlichen Überresten aufzudecken.
Die Zeit widmet dem Thema Raubkunst ein umfassendes Dossier, das verschiedene Aspekte von der Restitution von NS-Raubkunst bis zur Rückgabe von Objekten aus kolonialen Kontexten beleuchtet. Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz informiert auf ihrer Webseite über ihre Aktivitäten im Bereich Provenienzforschung und Eigentumsfragen und dokumentiert zahlreiche Fälle der Rückgabe von NS-Raubgut.
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