Das mysteriöse Sterben von Kegelrobben an der Küste Vorpommerns hält die Behörden und Experten weiter in Atem. Wie die Zeit berichtet, plant der Schweriner Umweltminister Till Backhaus (SPD) kommende Woche eine Pressekonferenz gemeinsam mit dem Deutschen Meeresmuseum, um die Öffentlichkeit über den aktuellen Stand der Ermittlungen zu informieren. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf einer Reuse in der Nähe von Thiessow, die immer wieder als mögliche Todesursache genannt wird.
Im Oktober wurden insgesamt 44 tote Kegelrobben, vorwiegend im Südosten Rügens, gefunden. Diese Zahl übersteigt laut Deutschem Meeresmuseum die Gesamtzahl der Totfunde im Jahr 2023 an der gesamten Küste Mecklenburg-Vorpommerns. Judith Denker, Kuratorin für Meeressäugetiere am Deutschen Meeresmuseum, äußerte bereits den Verdacht, dass die Tiere in der Reuse ertrunken sein könnten. Wie der NDR berichtet, stützen erste Untersuchungsergebnisse die Theorie des Ertrinkens.
Die Wasserschutzpolizei, die in dem Fall ermittelt, bestätigte, dass die besagte Reuse am 26. Oktober deaktiviert und bis zum 28. Oktober vollständig abgebaut wurde. Interessanterweise wurden, wie die stern berichtet, die letzten beiden toten Robben am 30. Oktober registriert – also erst nach dem Abbau der Reuse. Stephan Goltermann, Direktor des Landesamtes für Landwirtschaft, Lebensmittelsicherheit und Fischerei (Lallf), erklärte, dass Experten die Reuse sowohl im Wasser als auch an Land untersucht hätten, ohne jedoch eindeutige Hinweise auf einen Zusammenhang mit dem Robbensterben zu finden. Die Wasserschutzpolizei betonte, dass ein Zusammenhang weder bewiesen noch ausgeschlossen werden könne.
Fischereiexperten des Thünen-Instituts für Ostseefischerei warnen laut stern vor einer Vorverurteilung der Fischerei. Sie plädieren dafür, alle Fischfallen und Reusen mit Vorrichtungen auszustatten, die das Eindringen von Robben verhindern, unabhängig davon, ob die Reuse bei Thiessow tatsächlich für die Todesfälle verantwortlich ist. Judith Denker wies darauf hin, dass die Reuse bei Thiessow, anders als im Greifswalder Bodden, keinen solchen Schutz aufwies, da dieser dort nicht vorgeschrieben sei.
Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) fordert in einer Petition eine umfassende Aufklärung des Robbensterbens, einschließlich DNA-Analysen. Der BUND verweist auf einen ähnlichen Fall im Jahr 2017, bei dem 23 Kegelrobben im Greifswalder Bodden verendeten, ohne dass die Ursache jemals geklärt wurde. Wie der stern berichtet, stand damals möglicherweise dieselbe Reuse im Fokus der Ermittlungen. Harald Terpe, umweltpolitischer Sprecher der Grünen im Schweriner Landtag, fordert Transparenz bei der Veröffentlichung der Untersuchungsergebnisse, um zukünftige Vorfälle zu verhindern und die Kegelrobbenpopulation nachhaltig zu schützen.
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